Das unterirdische Coober Pedy: Wo die Hälfte der Einwohner in Kirchen und Bars unter der Erde lebt
Wie lebt man bei 50 Grad Hitze? In Coober Pedy graben sich Menschen unter die Erde – in eine Stadt, die zeigt, wie wir dem Klimawandel kreativ begegnen können.

Coober Pedy, eine kleine Stadt im australischen Outback mit etwa 2.500 Einwohnern, ist weltweit einzigartig:
Rund 60 % der Bevölkerung lebt in unterirdischen Wohnräumen, die sich in weichen Sandsteinfelsen befinden. Das reicht von privaten Häusern über Kirchen bis hin zu Bars und Restaurants – ein Lebensstil, der vor allem durch extreme klimatische Bedingungen geprägt ist.
Die Geschichte von Coober Pedy
Coober Pedy wurde 1915 gegründet, nachdem große Opalvorkommen entdeckt wurden. Die Stadt entwickelte sich rasch zu einem Zentrum des Opalbergbaus, der bis heute wirtschaftliche Grundlage der Region ist.
Die heißen, trockenen Bedingungen in diesem Teil Südaustraliens zwangen die Bewohner schon früh, ihre Häuser in den weichen, porösen Sandstein unter der Erde zu graben – um sich vor der unerträglichen Sommerhitze zu schützen.
Diese unterirdische Bauweise prägt Coober Pedy bis heute und macht die Stadt zu einem einzigartigen Beispiel für menschliche Anpassung an extreme Umweltbedingungen.
Meteorologische Bedingungen und klimatische Herausforderungen
Coober Pedy liegt im Herzen des australischen Outbacks, einer Region mit einem kontinentalen Wüstenklima.
- Die Sommer sind extrem heiß, mit Temperaturen, die regelmäßig über 50 °C steigen können und in Spitzen bis zu 52 °Cerreichen – eine der höchsten jemals gemessenen Temperaturen weltweit.
- Die Luftfeuchtigkeit ist dabei äußerst gering, was zwar das Schwitzen erleichtert, aber gleichzeitig auch die Gefahr von Dehydration erhöht.
- Die Winternächte können hingegen überraschend kalt werden, mit Temperaturen, die bis auf 2 bis 3 °C absinken.
- Die Tages- und Nachttemperaturunterschiede sind somit groß, was eine weitere Herausforderung für die Bewohner darstellt.
- Diese extremen Schwankungen und die konstant starke Sonneneinstrahlung machen das Leben an der Oberfläche besonders schwierig und energieintensiv. Klimaanlagen sind zwar nötig, aber oft sehr teuer im Betrieb.
Deshalb hat sich das Leben unter der Erde als äußerst effektive Strategie erwiesen:
Dort herrschen stabile Temperaturen von etwa 23 °C – weder zu heiß noch zu kalt – was den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung drastisch reduziert.
Nachhaltigkeit trifft Anpassung
Das Leben unter der Erde ist nicht nur eine praktische Lösung gegen Hitze, sondern auch eine ökonomische:
So bleiben die Stromkosten niedrig, und der ökologische Fußabdruck der Stadt ist vergleichsweise gering.
Ein Leben voller Komfort
Entgegen mancher Vorstellungen sind die unterirdischen Behausungen in Coober Pedy keine einfachen Höhlen. Viele Häuser verfügen über große, luxuriöse Räume mit hohen Decken, Pools, Spielzimmern und modernen Bädern. Der Sandstein ist weich genug, um individuell gestaltet zu werden, aber stabil genug, um ohne zusätzliche Stützen sicher zu sein.
Herausforderungen: Feuchtigkeit und Sicherheit
Trotz der Vorteile bringt das Leben unter der Erde auch Herausforderungen mit sich.
Der poröse Sandstein und das trockene Klima sorgen zwar für wenig Feuchtigkeit, doch Lüftungsschächte sind wichtig, um frische Luft hereinzulassen und Feuchtigkeit, die durch Atmen, Kochen oder Duschen entsteht, abzuleiten.
Außerdem kam es in seltenen Fällen schon vor, dass Häuser eingestürzt sind oder Bewohner versehentlich in Nachbarhäuser hinein gegraben haben.
60% da população de Coober Pedy mora em casas subterrâneas, construídas nas rochas de arenito e siltito
— BBC News Brasil (@bbcbrasil) June 21, 2025
São restaurantes, lojas, hotéis e até uma igreja subterrânea: https://t.co/5EOBWlSi3R#ArquivoBBC pic.twitter.com/fUMrue5M1K
Eine kulturelle Besonderheit mit globaler Relevanz
Die unterirdischen Kirchen, Bars und Geschäfte von Coober Pedy zeugen von einer besonderen Gemeinschaft und einem ungewöhnlichen Alltag.
Diese Stadt ist ein Beispiel dafür, wie Menschen sich an extreme Umweltbedingungen anpassen können. Angesichts der global steigenden Temperaturen durch den Klimawandel gewinnt das Konzept von unterirdischem Wohnen zunehmend an Bedeutung – auch in anderen heißen und trockenen Regionen der Welt.