Wetter-Mythen auf dem Prüfstand! - Teil 1: Bauernregeln

Zahlreiche Wettermythen befinden sich im Umlauf. Vom "Hundertjährigen Kalender" über zahlreiche Bauernregeln bis zum angeblichen Einfluss des Mondes auf das Wetter. Was ist Aberglaube und wo steckt doch ein wahrer Kern dahinter? Im ersten Teil widmen wir uns dem Thema Bauernregeln.

Abendrot
"Abendrot, Schönwetterbot - Morgenrot, schlecht Wetter droht" lautet eine bekannte Wetterregel

Es ranken viele Mythen über das Wetter in unserer Gesellschaft. Dabei wird häufig auch wilden Theorien gefolgt, denen in Wahrheit jegliche Grundlage fehlt. Zudem gibt es noch zahlreiche mehr oder weniger bekannte Bauernregeln. Da insbesondere Bauern eine intensive Nähe zur Natur und dem Wetter haben, genießen Bauernregeln bei vielen Menschen Vertrauen. Tatsächlich steckt in vielen Bauernregeln auch ein wahrer Kern. Die bekanntesten Regeln nehmen wir im ersten Teil mal genauer unter die Lupe.

"Abendrot, Schönwetterbot - Morgenrot schlecht Wetter droht"

Es ist eine der bekanntesten Bauernregel und sie beruht darauf, dass die Verfärbung des Himmels in den Morgen- und Abendstunden ein Indikator dafür ist, wie das Wetter wird. Und tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Morgenrot, Abendrot und dem Wetter.

Kurz zur Entstehung: Entscheidend für die Verfärbung ist die Streuung des Lichts an Partikeln unserer Atmosphäre, wie zum Beispiel an Wasserdampfteilchen. Morgens und abends steht die Sonne bei uns relativ niedrig über dem Horizont und die Strahlung fällt dementsprechend flach auf uns ein. Durch die starke Ablenkung ihres kurzwelligen Anteils (blau) kommt nur ihr roter Anteil bei uns an. Dies führt dazu, dass der Himmel für uns rötlich aussieht.

Je feuchter nun die Luft ist, desto mehr Wasserdampfteilchen befinden sich in ihr. Dadurch wird der Blauanteil noch mehr gestreut als sonst und der Himmel erscheint uns in einem tieferen Rot. Da feuchte Luft häufig ein Anzeichen für Wolken- und Niederschlagsbildung ist, kann ein tiefrotes Himmelsbild durchaus ein Anzeichen für baldigen Regen sein.

Das alles funktioniert aber nur bei Westwind! Beim Morgenrot spielt ein wolkenfreier Osten für die Wetterentwicklung dann keine Rolle. Stattdessen strahlt die Sonne schon die ersten Cirruswolken im Westen an, die Vorboten einer aufziehenden Front mit Regen. Umgekehrt ist es beim Abendrot, denn dann sind allenfalls noch Wolken der abziehenden Front östlich von uns und aus Westen ziehen keine weiteren Wolken auf. Ein Zeichen für eher "schönes Wetter".

Doch auch wenn bei uns meistens westliche Winde vorherrschen, gilt das längst nicht immer und für das ganze Jahr. So ist es beispielsweise im Mai sogar so, dass der Wind vorwiegend aus Osten weht und dann das Abendrot sogar ein Bote für "schlechtes Wetter" sein kann. Die Bauernregel hat also einen wahren Kern, es kommt halt auf die vorherrschende Windrichtung an!

Siebenschläfertag (27. Juni)

Mindestens so bekannt ist die Siebenschläferregel: "Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag." Zunächst einmal ist natürlich das Wettergeschehen an einem einzigen Tag niemals dazu geeignet, das Wetter der kommenden Wochen auch nur annähernd vorherzusagen!

Zudem ist die Regel schon sehr alt und durch den Wechsel vom julianischen zum gregorianischen Kalender (Kalenderreform) im Jahre 1582 wurde der Siebenschläfertag um zehn Tage vorverlegt. Doch auch hier hat die Bauernregel einen wahren Kern, wenn man sie nicht allzu wörtlich nimmt.

Betrachtet man nämlich den Wettercharakter im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli, so liegt die Trefferquote, dass dieser erhalten bleibt, bei immerhin 60 bis 70 Prozent. Das bedeutet, dass man das Wetter nicht nur am 27. Juni (Siebenschläfer), sondern auch die darauffolgenden zwei Wochen beobachten sollte, um durchaus Rückschlüsse auf den allgemeinen Wettercharakter des Sommers ziehen zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bauernregeln nicht dazu geeignet sind, verbindliche Wettervorhersagen zu machen. Doch nimmt man die Regeln nicht allzu wörtlich, ist häufig ein wahrer Kern vorhanden. Eine wenig hilfreiche, aber dafür hundertprozentig sichere Bauernregel lautet dagegen: "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist...". Im zweiten Teil werden weitere Wettermythen unter die Lupe genommen.