Verändert der Klimawandel hunderte Jahre alte Bauernregeln?

Jeder kennt die Eisheiligen im Mai oder die Schafskälte im Juni. Doch sind diese alten Bauernregeln in Zeiten des Klimawandels eigentlich noch gültig?

Schafskälte
Die Schafskälte bezeichnet eine meteorologische Singularität, bei der es im Juni noch einmal zu einem deutlichen Rückgang der Temperaturen kommt.

Vor Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen und geschweige denn computergestützter Vorhersagen haben die Bauern versucht, auf andere Art das Wetter für die Zukunft vorherzusagen. Sie haben Zeichen der Natur interpretiert oder wiederkehrende Wetterlagen im Kalender vermerkt. Dabei herausgekommen ist eine ganze Palette an Bauernregeln, die eine teils bemerkenswerte Eintrittswahrscheinlichkeit haben.

So trat beispielsweise die Schafskälte im Juni von 1921 bis 1990 in 73 Prozent der Jahre auf. Dabei kann es zu einem späten Kaltlufteinbruch kommen, der den bereits geschorenen Schafen gefährlich werden konnte. Auch die Siebenschläfer-Regel hat eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit. Demnach bleibt das Wetter vom Siebenschläfertag Ende Juni noch sieben Wochen stabil. Durch die gregorianische Kalenderreform ist dieser Tag aber am 7. Juli und die Regel trifft auch eher auf den Zeitraum vom 5. bis 10. Juli zu. In Süddeutschland erreicht diese Regel auch eine Eintrittswahrscheinlichkeit von bis zu 70 Prozent.

Eisheilige sind ein Mythos!

Anders sieht es bei den Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai aus. Selbst wenn man den Zeitraum auf 8. bis 18. Mai erweitert, trat diese Regel von 1921 bis 1990 nur in 40 Prozent der Fälle ein. Definiert wurden die Eisheiligen als drei aufeinanderfolgende Tage unter 10 Grad. Auch bei der Betrachtung von Frost oder Bodenfrost ist die Wahrscheinlichkeit gering und man kann nicht von einer sogenannten Singularität wie bei der Schafskälte oder dem Siebenschläfer sprechen. Die Eisheiligen treten also eher zufällig auf und nicht gehäuft in diesem Zeitraum.

Schafskälte seltener durch Klimawandel

Bei der Auszählung sank die Wahrscheinlichkeit für die Schafskälte in den letzten 30 Jahren auf 33 Prozent und ist daher auch zufällig geworden. Es ist also wahrscheinlicher, dass sie nicht eintritt. Spannend ist die Auswertung für die Siebenschläfer-Regel: Deren Eintrittswahrscheinlichkeit hat sich in den letzten 30 Jahren nämlich sogar auf 73 Prozent erhöht! Das könnte an generell stabileren Wetterlagen liegen, die im Zuge mit dem Klimawandel diskutiert werden.

Die Gefahr von Spätfrösten könnte unabhängig von den Bauernregeln durch den Klimawandel zunehmen.

Unabhängig von Bauernregeln könnte der Klimawandel allerdings die Gefahr von Spätfrösten erhöhen. Mildere Winter und wärmere Frühjahre begünstigen ein früheren Vegetationsbeginn. Dennoch bleibt die Möglichkeit von späten Winter- bzw. Kaltlufteinbrüchen gegeben, wie dieser April eindrucksvoll gezeigt hat. Selbst am Rhein hatte es in der letzten Woche bei Temperaturen um 0 Grad noch einmal geschneit. Auch im Südwesten Frankreichs gab es im zweiten Jahr in Folge mäßige Spätfröste im April mit bis zu -7 Grad.

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