Sind Flüsse Wetterscheiden? Wetter-Mythen auf dem Prüfstand!

Gerne werden große Flüsse als Wetterscheide gesehen. Dahinter steckt die Vorstellung, dass der Rhein, die Elbe oder andere größere Flüsse für Gewitter als vermeintliches Hindernis angesehen werden! Und bringen Gewitter im Sommer wirklich die ersehnte Abkühlung? Was ist dran an diesen Wetter-Mythen?

Gewitter am Fluss
Sind größere Flüsse für Gewitter eine Wetterscheide?

"Die Gewitter ziehen nicht über den Rhein!" hört man immer wieder mal gerne in meiner Heimatstadt Köln. Dabei wird angeblich beobachtet, dass Gewitter einer Art Hindernis an großen Flüssen ausgesetzt sind und sich deswegen dort auflösen oder ihre Zugrichtung verändern.

Was ist eine Wetterscheide?

Laut dem Duden ist eine Wetterscheide ein "Gebiet, besonderes Gebirge, Gewässer, das die Grenze zwischen Zonen verschiedenartigen Wetters bildet". Es gibt natürlich beeindruckende Wetterscheiden, besonders ausgeprägt bei hohen Gebirgen, wie den Alpen. Fast jeder kennt bei entsprechenden Wetterlagen die Stauwirkung der Alpen mit Dauerregen auf der Nordseite und strahlendem Sonnenschein auf der Südseite. Geht natürlich auch umgekehrt, auf der Nordseite dann gerne mit Föhn, doch das ist ein anderes Thema.

Doch wie sieht es mit den Gewittern an großen Flüssen aus? Zunächst einmal unterscheidet man grundsätzlich zwischen Kaltluft- und Warmluftgewittern sowie Gewitterfronten. Bei den Gewitterfronten (auch bei Regenfronten) schieben sich riesige Massen kalter Luft wie ein Keil unter warme Luft. Dabei sind unfassbar große Mengen an Energie im Spiel, sodass sich Gewitterfronten keineswegs darum scheren, ob sich unter ihr ein Fluss durch die Landschaft schlängelt.

Kaltluftgewitter entstehen, wenn sehr kalte Luft in Höhen um oder über 5 Kilometer über vergleichsweise warmes Land oder auch größere Seen oder das Meer ziehen. Hierbei kann besonders im Herbst und Winter das noch relativ warme Wasser durchaus einen Effekt auslösen, den sogenannten "Lake- Effekt".

Dabei wird die Luft durch ihren Weg über das warme Wasser zusätzlich erwärmt und angefeuchtet, wodurch sie mehr Auftrieb erfährt. Lokal eng begrenzt können dann große Mengen an Niederschlag fallen, auch in Verbindung mit kräftigen Gewittern. Flüsse besitzen hingegen nur eine geringe Ausdehnung, so dass es hier nicht für eine signifikante Erwärmung und Anfeuchtung der Luftmassen reicht.

Und auch ein Wärmegewitter würde nicht vor einem Fluss zurückschrecken, da auch hier gewaltige Mengen an Energie im Spiel sind. Die Vorstellung, dass sich Gewitter wegen großer Flüsse auflösen oder ihre Zugrichtung ändern, ist daher ausgeschlossen. Meere, wie die Nord- und Ostsee, sind dagegen groß genug, um einen Einfluss auf Schauer und Gewitter auszuüben.

Bringen Gewitter eine Abkühlung?

Bei der häufigen großen Hitze im bisherigen Sommer und auch wieder in dieser Woche (siehe Vorhersage Berlin) hoffen viele Menschen auf ein "kühlendes Gewitter". Dabei kommt eine Abkühlung durch einen Luftmassenwechsel zustande. Dieser kann zwar durch Gewitter begleitet sein, häufig aber auch nicht! Findet ein Luftmassenwechsel statt, findet dieser überall statt, unabhängig davon, ob irgendwo ein Gewitter war oder nicht.

Gibt es dagegen keinen Luftmassenwechsel, machen Gewitter alles noch schlimmer! Es wird zwar beim Gewitter vorübergehend kühler, aber das Gewitter wirkt hierbei wie der Aufguss in der Sauna. Die Luft wird unerträglich schwül und nach kurzer Zeit ist alles nur noch unerträglicher. Stichwort Taupunkt!

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