Der Taupunkt ist ein wahres Multitalent beim Wetter

Bald droht wieder eine Hitzewelle in einigen Teilen von Deutschland und es wird nur so mit Temperaturen um sich geworfen. Wer bietet mehr? Abgesehen davon, dass noch größere Unsicherheiten diesbezüglich bestehen, sagt die Temperatur nichts über die Schwüle aus. Es gibt relativ angenehme 40 Grad in extrem trockener Luft und fast unerträglich schwüle 25 Grad, wie im Regenwald. Aber auch bei Gewittern, der nächtlichen Tiefsttemperatur, Schneefall und der UV- Strahlung spielt der Taupunkt eine entscheidende Rolle.

Was ist der Taupunkt?

Der Wasserdampf spielt in der Meteorologie eine wichtige Rolle. Denn der gasförmige Aggregatzustand des Wassers ist als unsichtbares und geruchloses Gas ein Bestandteil in bodennahen Luftschichten. Der Taupunkt definiert die Temperatur, auf die ein ungesättigtes Luftquantum über einer ebenen, chemisch reinen Wasserfläche abgekühlt werden muss, um zur Sättigung zu gelangen.

Dazu ist wichtig zu wissen, dass kältere Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als wärmere. Kühlt also eine Luftmasse ab, so ist die Temperatur, in der die Luftmasse komplett mit Feuchtigkeit gesättigt ist, der Taupunkt. Im Sättigungszustand beträgt die relative Luftfeuchte 100 Prozent, folglich sind Taupunkt und Temperatur dann gleich. Die Feuchtigkeit muss raus aus der Luft, kondensiert von Wasserdampf zu Wassertröpfchen und es entsteht zum Beispiel Tau. Deswegen Taupunkt!

Für Schwüle gibt es keine eindeutige meteorologische Definition. Sie ist zudem ein subjektives Empfinden. Als Richtwert für eine "Schwülegrenze" gilt ein Taupunkt von 16 Grad, ab 20 wird es für die meisten Menschen unerträglich schwül. Das zeigt, dass auch eine Temperatur von "nur" 23 Grad bei einem entsprechend hohen Taupunkt als sehr belastet empfunden werden kann, während es in einer extrem trockenen Luftmasse (mit zum Teil negativen Taupunkten) auch bei 35 Grad durchaus angenehm sein kann.

Auch bei der Entstehung von Gewittern spielt der Taupunkt eine Rolle, denn zur Bildung braucht es Feuchtigkeit. Bei Taupunkten unter 10 Grad ist ein Gewitter quasi ausgeschlossen. Zwar ist ein hoher Taupunkt alleine noch kein Grund, dass es ein Gewitter geben wird, aber schon mal ein erster Hinweis, wo sie überhaupt möglich sind.

Schneefall und Tiefsttemperatur

Kurzer Abstecher in den Winter: Der Taupunkt hilft auch bei der Frage, ob Schnee fällt und ob dieser dann auch liegen bleibt. Beträgt nämlich der Mittelwert von Temperatur und Taupunkt, welcher annähernd der Feuchttemperatur entspricht, weniger als zwei Grad, so ist das Auftreten von Schneefall in der Regel wahrscheinlich. Bei null oder weniger bleibt der Schnee bei geeigneter Bodentemperatur auch liegen.

Zudem ist der Taupunkt ein gutes Maß, wie kalt es in klaren und windstillen Nächten ohne Luftmassenwechsel werden kann. Bewegt er sich nahe an der gemessenen Temperatur, ist kaum mit einer Abkühlung zu rechnen. Ist die Differenz dagegen sehr groß, ist mit einer raschen Abkühlung nach Sonnenuntergang zu rechnen und in windgeschützten Muldenlagen sinkt die Temperatur etwa auf Taupunktniveau.

Der maßgebliche Faktor, an dem sich die UV- Strahlung an sonnigen Tagen bemisst, ist die Feuchtigkeit in der Luft. Niedriger Taupunkt bedeutet trockene Luft und dunkelblauer Himmel, sprich sehr hoher UV-Index. Hoher Taupunkt dagegen bedeutet feuchte Luft, weißlich blauen Himmel und weniger UV-Strahlung.

Zum Schluss noch ein praktisches Beispiel mit einem Kaltgetränk. Liegt die Temperatur der Flasche oder des Glases unterhalb des Taupunktes, so kondensiert die Luftfeuchtigkeit an der Außenseite, es bildet sich Tau. Das Phänomen kennt man, wenn Getränke aus dem Kühlschrank geholt werden. Ist der Taupunkt allerdings unterhalb der Kühlschranktemperatur, passiert nichts! Also in Zukunft nicht nur auf die Temperatur schauen, der Taupunkt ist das wahre Multitalent beim Wetter!