Wenn eine Allergie nicht genug ist - Diskriminierung in Bus und Bahn

Im Bus und Bahn kann es zu heiklen Situationen kommen. Viele Allergien im Frühling sind doch einer Erkältung unfassbar ähnlich. Niesen, Husten, Schnupfen und tränende Augen sind keine Seltenheit. Warum steigen manche Leute lieber eine Station früher aus?

Allergien sind im Frühjahr ganz normal

Die Angst vor Ansteckung ist immer noch da

Die strengen Regelungen der Covid19-Pandemie sind schon lange Geschichte. Schon 5 Jahre ist es her, als wir nur noch mit Maske unser Haus oder unsere Wohnung verlassen durften. Doch in Bussen und Bahnen sind Menschen mit sichtbaren Symptomen einer Allergie oder Erkältung nicht gerne gesehen.

Heuschnupfen im ÖPNV kann zu Diskriminierung führen

Weltweit haben 10 – 40 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Allergie. Die Tendenz ist steigend. Wer unter Allergien leidet und oft die Nase putzt oder die Augen tränen, der kann schon das ein oder andere unverschämte Kommentar seiner Mitreisenden ernten. Selbst aktiv werden, scheint da eine gute Strategie zu sein.

„Diese nervige Allergie“

Wer niesen muss oder eben die Nase schnäuzt, verfällt teilweise entschuldigend in eine Erklärung seines Verhaltens und kommentiert es mit Aussagen wie „diese nervige Allergie“- Das hilft einem selbst und auch allen anderen Fahrgästen. Manche von ihnen atmen eventuell unbemerkt tief ein und aus und fühlen sich wieder sicher.

Im Nahverkehr kann es zu unangenehmen Situationen kommen

Fakt ist, dass wir im Frühjahr doch besonders merken, welche Spuren die Pandemie zurückgelassen hat. Insbesondere fällt auf, dass hier das Verhalten von manchen Fahrgästen stark an Strukturen erinnert, die sich bei Vorurteilen zeigen.

Vorurteile entstehen schnell

Ohne ausreichendes Wissen werden Menschen mit Allergien falsch eingeordnet und beschimpft. Das muss wirklich nicht sein. Genauer hinsehen oder einfach das Gespräch suchen, ist da eine gute Sache, um die Situation zu entspannen.

Unser Verhalten ist ähnlich wie bei allen Vorurteilen oftmals unbewusst. Das sagt auch Professorin Juliane Degner der Universität Hamburg und empfiehlt:

“Stereotype beeinflussen unsere Handlungen – selbst wenn wir das gar nicht wollen. Kontakt ist derzeit die einzige Methode, von der wir wissen, dass sie negative Stereotype und Gruppenkonflikte auch langfristig reduzieren kann.“

Ins Gespräch kommen und gelassen bleiben

Je vertrauter wir dann mit den Menschen im Frühjahr ins Gespräch kommen, desto geringer werden unsere Vorurteile. Am besten können wir Vorurteile abbauen, wenn wir gemeinsame Ziele verfolgen. Das ist beim Bus- und Bahnfahren, doch sehr treffend. Wenn der Zug mal wieder eine Störung hat oder die Türen nicht schließen wollen, bietet es sich an, anstatt über die Allergie einfach über den Service der Bus- und Bahnunternehmen ins Gespräch zu kommen.

Quellenhinweise

Papadopoulos, N. G., & Miligkos, M. (2023). How does the pandemic shape the future of allergies?. BMJ Nutrition, Prevention & Health

Patrick S. Forscher, Chelsea Mitamura, Emily L. Dix, William T.L. Cox, Patricia G. Devine, Breaking the prejudice habit: Mechanisms, timecourse, and longevity, Journal of Experimental Social Psychology, Volume 72.

WDR. (2022). Darum haben wir alle Vorurteile. In: Gesellschaft. Quarks.

Zebrowitz, L. A. (2017). First Impressions From Faces. Current Directions in Psychological Science, 26(3), 237-242.