Warum man mit dem Lachen nicht aufhören kann – auch wenn man es eigentlich sollte

Wissenschaftler haben untersucht, warum es selbst in unpassenden Situationen so schwerfällt, mit dem Lachen aufzuhören. Dabei sind sie auf drei gängige Strategien gestoßen, wie sich das Lachen unterdrücken lässt. Am schwierigsten jedoch wird es, wenn andere ebenfalls lachen.

Am schwersten lässt sich das Lachen unterdrücken, wenn andere ebenfalls lachen.
Am schwersten lässt sich das Lachen unterdrücken, wenn andere ebenfalls lachen. Bild: Priscilla Du Preez 🇨🇦/Unsplash

Ob im Büro, bei einer Prüfung oder während einer Trauerfeier: Es gibt viele Situationen, in denen ein Lachen unangebracht ist. Dennoch entzieht es sich oft unserer Kontrolle – aber warum? Dieser Frage sind Wissenschaftler nun nachgegangen.

Lachen gilt im sozialen Miteinander als Zeichen von Verbundenheit und Einvernehmen, wodurch es beruhigend wirkt, Spannungen abbaut und den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe stärkt.

Die Forschenden der Georg-August-Universität Göttingen haben untersucht, wie sich Lachen gezielt unterdrücken lässt – und warum das Vorhaben häufig scheitert, sobald andere Menschen lachen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Communications Psychology veröffentlicht.

Ein soziales Minenfeld

„Sich ein Lachen verkneifen zu können, ist eine wichtige Kompetenz“, heißt es aus dem Forschungsteam. Doch wenn soziale Reize ins Spiel kommen, verlieren selbst gut gemeinte Strategien schnell an Wirkung. Besonders das Lachen anderer Menschen bringt die eigene Emotionskontrolle ins Wanken.

Insgesamt nahmen 121 Personen an mehreren Experimenten teil. Sie hörten sich Witze an und sollten dabei bewusst versuchen, nicht zu lachen – was leichter klingt, als es ist.

Um auch minimale Reaktionen erfassen zu können, nutzten die Forschenden die sogenannte Gesichts-Elektromyographie (fEMG). Dabei werden feinste Muskelaktivitäten im Gesicht gemessen, die beim Lächeln oder Lachen auftreten, selbst wenn sie äußerlich kaum sichtbar sind.

Versuchsperson im Experiment: Elektroden auf der Haut messen die Aktivitäten der Gesichtsmuskeln. Das bunte Suchbild soll vom Witz ablenken. Unmittelbar nach jedem Witz sah und hörte die Versuchsperson einen lachenden Menschen.
Versuchsperson im Experiment: Elektroden auf der Haut messen die Aktivitäten der Gesichtsmuskeln. Das bunte Suchbild soll vom Witz ablenken. Unmittelbar nach jedem Witz sah und hörte die Versuchsperson einen lachenden Menschen. Bild: Anne Schacht/Universität Göttingen

Parallel dazu bewerteten die Teilnehmenden, wie lustig sie die gehörten Witze fanden. So ließ sich nicht nur die sichtbare Reaktion, sondern auch das innere Erleben von Belustigung erfassen.

Drei Wege zur Selbstkontrolle

Getestet wurden drei gängige Strategien der Emotionsregulation. Erstens Ablenkung, etwa durch die Betrachtung eines bunten Plakats mit versteckten Objekten. Zweitens die bewusste Unterdrückung der eigenen Mimik. Drittens die kognitive Neubewertung, bei der die Witze als weniger amüsant interpretiert werden sollten. Die Wirksamkeit der Ansätze unterschied sich deutlich voneinander.

Ablenkung und Mimikunterdrückung reduzierten die lachtypischen Muskelaktivitäten am stärksten. Die Neubewertung hingegen beeinflusste vor allem die subjektive Einschätzung, wie lustig ein Witz war.

In einer zusätzlichen Versuchsreihe hörten die Teilnehmenden neben den Witzen auch das Lachen einer anderen Person. Das soziale Feedback machte es deutlich schwerer, das eigene Lachen zu kontrollieren, und zwar unabhängig von der gewählten Strategie. Gleichzeitig stieg auch die empfundene Lustigkeit der Witze.

Emotionen sind ansteckend

„Doch selbst solche effektiven Strategien können an ihre Grenzen stoßen“, erklärt Prof. Dr. Anne Schacht vom Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Universität Göttingen.

Soziale Signale wie das Lachen anderer machen es viel schwieriger, das eigene Lachen zu kontrollieren. Das ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie stark unsere Emotionen sozial beeinflusst sind.

Für den Alltag bedeutet das: Wer ein Lachen vermeiden muss, fährt mit Ablenkung oder bewusster Mimik-Kontrolle am besten – zumindest solange niemand anderes lacht.

Quellenhinweis:

Mitschke, V., Ziereis, A., Manivasagam, S., et al. (2025): Laughter regulation in solitary and social contexts varies across emotion regulation strategies. Communications Psychology, 3, 180.