Refurbished-Smartphone: Deutschland zögert bei wiederaufbereiteten Geräten – Studie belegt ungenutzte Chancen

Aus alt mach neu: Second-Hand-Geräte und Refurbished-Smartphones liegen im Trend, zumindest im europäischen Ausland und bei Jüngeren. Und wer einmal wiederaufbereitete Geräte ausprobiert hat, bleibt dem Konzept auch treu, das zeigt eine neue Studie.

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern (67 Prozent) sind in Deutschland nur 25 Prozent der Menschen zum Kauf eines Refurbished-Smartphones bereit.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern (67 Prozent) sind in Deutschland nur 25 Prozent der Menschen zum Kauf eines Refurbished-Smartphones bereit. Bild: Rmartinr/Pixabay

Der Markt für wiederaufbereitete Smartphones wächst in Europa, doch deutsche Konsumenten bleiben zurückhaltend. Im Vergleich der fünf betrachteten Länder landet Deutschland auf dem letzten Platz. Dabei ist der Kauf von gebrauchten Geräten eigentlich vielen bekannt, wie eine neue Studie nun zeigt.

Refurbished heißt, dass gebrauchte Smartphones technisch überprüft, repariert und anschließend mit Garantie erneut verkauft werden. Als Paradebeispiel für nachhaltigen Konsum schont es Ressourcen und vermeidet Elektroschrott.

Trotz zahlreicher Vorteile hat in Deutschland bisher nur ein Viertel aller Befragten ein Second-Hand-Gerät gekauft. Das zeigt die neue Untersuchung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, die in Zusammenarbeit mit dem Vodafone Institut entstanden ist. Die Arbeit basiert auf einer repräsentativen Befragung von Verbraucherinnen und Verbrauchern in fünf europäischen Ländern.

Bekannt, aber selten genutzt

Länderübergreifend kennt die große Mehrheit (67 Prozent) die Möglichkeit, ein generalüberholtes Smartphone zu erwerben. Rund ein Drittel hat die Option bereits genutzt. In Deutschland liegt die Quote deutlich darunter bei nur 25 Prozent. Die Studie bewertet das Ergebnis als „Signal für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“.

„Die Ergebnisse der Studie sind zugleich Weckruf, wie Hoffnungsschimmer. Weckruf, weil sie zeigen: Umdenken reicht nicht aus. Wir müssen jetzt umsetzen. Hoffnungsschimmer, weil jeder Einzelne etwas zur Umsetzung beitragen kann.“

– Michael Jungwirth, Director Public Policy & External Affairs bei Vodafone Deutschland

Die Studie zeigt zudem: Wer einmal ein refurbished Smartphone kauft, bleibt dem Modell meist treu. 81 Prozent der bisherigen Nutzerinnen und Nutzer planen, auch künftig erneut ein aufbereitetes Gerät zu wählen. Damit deutet sich ein langfristiger Konsumtrend an.

Gründe für Zurückhaltung

Warum zögern so viele beim Kauf? Laut Befragung bestehen länderübergreifend Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Geräte. Auch die fehlende Herstellergarantie schreckt viele ab. Deutschland sticht dabei durch besondere Skepsis hervor. Dennoch geben 40 Prozent aller Befragten an, beim nächsten Kauf ein wiederaufbereitetes Gerät in Betracht zu ziehen, ein Wert, der zunehmende Akzeptanz widerspiegelt.

Ein weiteres Problem liegt im Umgang mit Altgeräten. Mehr als die Hälfte der Konsumentinnen und Konsumenten (51 Prozent) bewahrt ihr altes Smartphone auf, meist als Reserve. Nur acht Prozent werden recycelt oder in Zahlung gegeben. Damit bleiben wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber oder Kupfer ungenutzt – Ressourcen, die dringend für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft gebraucht würden.

Generationen im Vergleich

Besonders deutlich zeigt sich der Generationenunterschied. Jüngere Konsumentinnen und Konsumenten greifen doppelt so häufig zu refurbished Geräten wie die ältere Generation. Während 37 Prozent der Generation Z entsprechende Angebote nutzen, sind es bei den Baby Boomern lediglich 18 Prozent.

Vor allem die jüngere Generation nutzt das Refurbished-Angebot.
Vor allem die jüngere Generation nutzt das Refurbished-Angebot. Bild: Karolina Grabowska/Pixabay

Auch die Lebensdauer der Geräte unterscheidet sich: Jüngere wechseln ihre Smartphones häufiger, während Ältere sie länger behalten und meist erst ersetzen, wenn Defekte auftreten. Bei den unter 25-Jährigen ist nur jedes fünfte Gerät älter als vier Jahre, bei den Baby Boomern dagegen fast jedes zweite.

Europäischer Vergleich

Neben Deutschland untersuchte die Studie auch Frankreich, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich. In allen Ländern liegt die Nutzungsquote höher als hierzulande. Damit bestätigt sich der Eindruck, dass deutsche Konsumentinnen und Konsumenten im europäischen Vergleich besonders vorsichtig agieren, auch wenn das Angebot zunehmend bekannt ist.

Die Ergebnisse legen nahe, dass refurbished Smartphones in Zukunft eine größere Rolle spielen könnten, wenn Politik, Wirtschaft und Verbraucher an einem Strang ziehen. Aufklärung, Vertrauen in Qualität und Garantien sowie Anreize für das Recycling alter Geräte gelten als entscheidende Hebel.

Deutschland steht damit vor der Aufgabe, aus dem Schlusslicht im Refurbished-Markt ein Vorreiter nachhaltiger Smartphone-Nutzung zu werden.

Quellenhinweis:

Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation (2025): Refurbished statt neu – die zweite Chance fürs Smartphone.