Noch eine Ziegenmilch, bitte: Was wir von den Hundertjährigen der Welt lernen können

Was verbindet Menschen aus Sardinien, Okinawa, von der Insel Ikaria, aus dem kalifornischen Loma Linda und von der Nicoya-Halbinsel? Sie sind fit, beweglich, gesund - und werden erstaunlich oft über neunzig Jahre alt.

Senioren
Stabile soziale Strukturen gehören in den Blauen Zonen zum Leben - bis ins hohe Alter.

In ihren Heimatorten fallen die Bewohner dieser „blauen Zonen" kaum auf. Denn dort gibt es unabhängig vom Geschlecht auffällig viele gesunde und bewegliche Senioren. Offensichtlich kann man sich von ihnen einiges abschauen.

Sieben gesunde Jahre mehr - woran liegt es?

Den Begriff der „Blue Zones" für diese Regionen hat der amerikanische Journalist Dan Buettner schützen lassen. Der Autor mehrerer Bücher zum Thema war auf demografische Studien gestoßen, denen zufolge es für Japaner auf der Inselgruppe Okinawa dreimal wahrscheinlicher ist, den 100. Geburtstag zu erleben, als für Amerikaner. Statistisch konnten sich die Bewohner Okinawas auf sieben gesunde Jahre mehr freuen als die Menschen in den USA.

Dabei gibt es auch in den USA Menschen, die sehr alt werden: im kalifornischen Loma Linda. Dass es sich bei den fitten Senioren um Mitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten handelt, deutet bereits darauf hin, dass der Lebensstil auf dem Weg in ein möglichst hohes Alter eine entscheidende Rolle spielt.

Was also verbindet die Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft an der amerikanischen Westküste mit den Bauern im Bergland Sardiniens, den Bewohnern einer japanischen Inselgruppe, einer Halbinsel in Costa Rica und der griechischen Insel Ikaria, die geografisch kaum weiter voneinander entfernt sein könnten? Eine ganze Menge, stellte Buettner fest.

Immer in Bewegung bleiben

Sardische Bauern und griechische Fischer gehen nicht ins Fitness-Studio, aber sie bewegen sich jeden Tag, ihr Leben lang. Hügel hinauf- und hinabzulaufen und im Garten zu arbeiten bedeutet Fitness im Alltag - bis ins hohe Alter. Apropos Arbeit: In den blauen Zonen arbeiten die Menschen bis zuletzt in Haus, Garten oder im Familienbetrieb. Allerdings ohne Stress und mit regelmäßigen Pausen, wie sie es ihr Leben lang gemacht haben. Zudem leben sie innerhalb stabiler sozialer Strukturen.

Essen, was der Garten hergibt - und die Region

Man muss nicht Vegetarier sein, um den 100. Geburtstag zu feiern, aber es schadet nicht. Die Hundertjährigen aller blauen Zone ernähren sich überwiegend pflanzlich. Die Ikarianer bevorzugen Kartoffeln, Kichererbsen, Bohnen und Ziegenmilch und essen dazu kaum Fleisch.

In allen blauen Zonen ist die Ernährung regional geprägt: In Japan sind Soja und Algen wichtig, in Costa Rica Mais, Kürbis und Bohnen. In Loma Linda, wo die Menschen sich nach einer durch die Bibel inspirierten Diät ernähren, und auf Sardinien bilden Vollkornprodukte, Nüsse und Früchte einen Schwerpunkt. In allen blauen Zonen essen die Menschen viel Gemüse, das ohne Chemie gezogen wird. In den Bergdörfern Sardiniens spielen auch Ziegen- und Schafmilch eine große Rolle.