Mehr Schaden als Nutzen: Forscherteam zeigt auf, warum freilebende Elefanten nicht gefüttert werden sollten

Freilebende Tiere füttern: Was zunächst nach einer guten Tat klingt, muss nicht immer gleich auch aus guten Absichten geschehen – und kann sogar schlecht oder gar tödlich für Tier und Fütterer sein.

elefant, asien
Freilebende Elefanten sollten besser nicht gefüttert werden. Aber warum ist das so?

Das zeigen jüngste Forschungsergebnisse von Shermin de Silva (University of California San Diego, Trunks & Leaves Inc.), Priva Davidar (Sigur Nature Trust) und Jean-Philippe Puyravaud (Sigur Nature Trust).

Tiere werden aus verschiedenen Gründen gefüttert

Wenn Menschen in der Freiheit lebende Wildtiere füttern, tun sie das aus unterschiedlichsten Gründen. Meist liegt der Fokus darauf, die Tiere anzulocken, etwa, um sie aus der Nähe zu erforschen, aus Zwecken des Wildtiermanagements, oft aber auch, damit Touristen sie besser beobachten können. Dieses Füttern kann die Abhängigkeit der Tiere von den Menschen fördern, was wiederum Konflikte hervorrufen kann, die gefährlich und/oder tödlich für Mensch und Tier werden können. Die Forscher betonen daher, dass Nutzen und Gefahren des Fütterns unbedingt abgewogen werden müssen.

Das Forscherteam beobachtete freilebende asiatische Elefanten an zwei Standorten: de Silva gemeinsam mit dem „Udawalawe Elephant Research Project“ (UWERP) seit 2006 im Udawalawe-Nationalpark im Süden Sri Lankas, Davidar und Puyravaud seit 2007 in der Region Sigur in Südindien.

Nachteile überwiegen die Vorteile

De Silva und UWERP konnten einige Fälle der Gewöhnung von Elefanten an das Füttern durch Menschenhand in Sri Lanka beobachten. Manche Tiere durchbrachen demnach Zäune, ein junger Elefant wurde infolgedessen von einem Bus angefahren, ein weiterer wiederum wurde illegal erschossen. Ebenso konnten die Forscher feststellen, dass auch das Futter selbst gesundheitsschädlich für die Tiere sein konnte, da etwa Plastikverpackungen vor dem Verfüttern nicht entfernt wurden. Ein Mann starb zudem bei einem Kontakt mit einem Elefanten.

Auch Davidar und Puyravaud konnten in Südindien beobachten, wie Elefanten sich an das Füttern gewöhnten. Sie konnten im Laufe der Zeit zudem einige Tode von Tieren verzeichnen, die direkt oder indirekt auf Menschen zurückzuführen waren. Gleichzeitig konnten sie anhand des Elefantenbullen Rivaldo sehen, dass Tiere, die sich einmal an Menschen gewöhnt haben, sich auch wieder abgewöhnen können. Nachdem durch die Covid-Pandemie der Tourismus abnahm, nahm auch die Fütterung der Tiere ab, wodurch einige von ihnen mit der Zeit nicht mehr nach menschlicher Nahrung suchten.

Ist ein Kompromiss möglich?

Die Frage, die sich das Forscherteam aufbauend auf den Erkenntnissen stellte, war, inwiefern das Füttern eine regulierte Tourismusaktivität sein oder werden könnte. Anhand zuvor definierter Kriterien einer Gruppe australischer Forscher aus dem Jahr 2021 – beispielsweise, inwiefern eine Regulierung des Fütterns innerhalb der Branche handhabbar sei oder wie sich das Ganze auf den Tierschutz auswirken würde – wogen sie Vor- und Nachteile ab und kamen letztlich zu dem Ergebnis, „dass es sich nicht um eine regulierte Aktivität handeln sollte“, schreiben sie.

De Silva, Davidar und Puyravaud zeigen in ihrer Studie auch Forschungsergebnisse auf, die den ihren widersprechen, darunter etwa eine Studie von Fernando et al. aus dem Jahr 2020, laut der eine Elefantenfütterung kaum negative Auswirkungen hatte. Das Forscherteam kritisiert eben diese Studie jedoch und führt Mängel auf, etwa eine fehlende Längsschnittperspektive, und sagen, Fernando et al. würden langfristige menschliche Auswirkungen ignorieren.

Als Gründe hierfür nannten sie etwa die direkten und indirekten Schädigungen von Mensch und Tier oder, dass Profite eher den Reiseveranstaltern und nicht hauptsächlich den Nationalparks zugute kommen. De Silva, Davidar und Puyravaud empfehlen abschließend eine klare öffentliche Kommunikation, hohe Bußgelder und Strafen bei Verstößen sowie eine strikte Durchsetzung der Vorschriften.

Quellenhinweise

de Silva, S., Davidar, P., & Puyravaud, J.-P. (2025). Don't feed the elephant: A critical examination of food-provisioning wild elephants. Ecological Solutions and Evidence