Lenticularis: Das macht die Wolkenformation so einzigartig – besondere Erscheinung über pakistanischer Stadt gesichtet
Lenticulariswolken gehören zu den auffälligsten Erscheinungen am Himmel. Nicht selten werden sie für UFOs oder andere Erscheinungen gehalten. Erst kürzlich hatte ein ungewöhnliches Schauspiel die pakistanische Stadt Quetta in Staunen versetzt.
Ende Oktober war kurz vor Sonnenaufgang über dem Koh-e-Murdar eine leuchtende, klar konturierte Wolke aufgetaucht, deren glatte, linsenartige Form sofort die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich zog. Einige vermuteten, es handele sich um einen Raketentest oder eine verdeckte militärische Operation, und teilten die Meldung vielfach in den sozialen Netzwerken. Das pakistanische Wetteramt bestätigte, dass die Formation vom 28. Oktober eine Lenticulariswolke war – eine äußerst seltene atmosphärische Erscheinung in der Region.
Solche Wolken entstehen, wenn feuchte Luft auf ein Gebirge trifft und in Wellenbewegungen gezwungen wird. Kühlt diese Luft an den Wellenkämmen ab, bilden sich Wolken mit glatten, klar umrissenen Formen, die an Linsen erinnern und oft wie künstlich modelliert wirken. Für rund 20 Minuten habe die Wolke nahezu bewegungslos über dem Bergkamm gestanden, erklärte die Behörde.
Die scheinbare Bewegungslosigkeit ist typisch für Lenticulariswolken. Obwohl die Luft mit hoher Geschwindigkeit weiterströmt, verharren sie in sogenannten Leewellen, die wie unsichtbare Treppenstufen über dem Gelände liegen. Segelflieger kennen die Strukturen gut, sie nutzen die kräftigen Aufwinde in solchen Wellen, um ohne Antrieb große Höhen zu erreichen.
Oft fehlgedeutete Erscheinung
Auch das britische Met Office weist darauf hin, dass Lenticulariswolken zu den am häufigsten missverstandenen Formationen gehören. Wegen ihrer glatten, oft metallisch glänzenden Oberfläche würden sie immer wieder für UFOs gehalten und hätten zahlreiche Legenden inspiriert. Während sie in Gebirgsregionen wie Japan, den Rocky Mountains oder den Anden regelmäßig auftreten, gelten sie in Pakistan als seltene Ausnahmeerscheinung.
Meteorologisch gelten Lenticulariswolken als verlässliche Signale für turbulente Strömungen und starke Windsysteme, im Mittelmeerraum etwa für den bevorstehenden Mistral. Neben Gebirgen entstehen sie auch an Schergrenzen zweier Luftschichten mit entgegengesetzten Strömungen, was ihnen dann eine eigene Zugrichtung verleiht.
Besonders eindrucksvoll waren in Quetta die zarten, regenbogenfarbenen Ränder, die sich an den Flanken der Wolke abzeichneten. Das Irisieren entsteht durch die Brechung von Sonnenlicht an kleinsten Wassertröpfchen und lässt die Wolke in zarten Pastelltönen schimmern. Solche Farbspiele sind nur unter bestimmten Lichtverhältnissen sichtbar und zählen zu den schönsten optischen Erscheinungen der Atmosphäre.
Meteorologen sagen, dass solche Phänomene daran erinnern, wie komplex und vielschichtig atmosphärische Prozesse sind. Für viele Einwohner Quettas wurde der kurze Moment zu einem unvergesslichen Erlebnis – ein überraschender Blick auf die verborgene Schönheit der Natur, der noch lange nachwirken dürfte.