Klimwandel: UN erklärt 2025 zum "Jahr zur Erhaltung der Gletscher" - Ist das überhaupt noch möglich?
Die Vereinten Nationen (UN) haben im Zuge des fortschreitenden Klimawandels 2025 zum "Internationalen Jahr der Gletscher" erklärt, um das Bewusstsein für den rapiden Gletscherschwund zu schärfen. Ist das Sterben der Eisriesen überhaupt noch aufzuhalten?

Gletscher gelten als ein wichtiger Indikator für das Fortschreiten der Klimaerwärmung. Das liegt daran, dass die Eisriesen relativ träge auf Klimaveränderungen reagieren und sich nicht durch kurzzeitige Wetterveränderungen beeindrucken lassen.
Weltweit gibt es rund 275 000 Gletscher und ihr Schmelzwasser versorgt zwei Milliarden Menschen mit Trinkwasser. Die aktuelle Gletscherschmelze lässt den Meeresspiegel um rund 1 Millimeter pro Jahr steigen. Wenn alle Gletscher auf der Erde schmelzen, wären es 32 Zentimeter Anstieg, denn die Gletscher schmelzen weltweit - nicht nur in den Alpen, sondern auch in den Polarregionen, im Himalaya oder in den Rocky Mountains.
Der Mensch ist die Ursache
Das Jahr 2025 ist daher von den Vereinten Nationen (UN engl. "United Nations" mit dem "Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher" erklärt worden. Denn der beschleunigte Rückzug der weltweiten Gletscher hat alarmierende Folgen für die Weltgemeinschaft.
Die Hauptursache für den Schwund ist die menschengemachte Klimaerwärmung. „Gletschern ist es egal, ob wir der Wissenschaft glauben oder nicht, sie schmelzen einfach“, so der Glaziologe John Pomeroy von der kanadischen Universität Saskatchewan. Das werden sie auch weiter rasant tun, solange die Menschheit die Treibhausgase nicht erheblich reduziert und der weitere globale Temperaturanstieg gestoppt wird.
Die Wanderung zum #Gaisbergferner in den Ötztaler Alpen wird auch von Jahr zu Jahr weiter#Gletscherschmelze pic.twitter.com/5ekKHG9vJI
— Markus Köss (@wetterkoess) June 26, 2023
Selbst wenn es gelingt, die Erderwärmung auf knapp 2 Grad zu begrenzen, werden die Gletscher vielerorts verschwinden. Aktuell spricht wenig dafür, dass wir überhaupt dieses 2-Grad-Ziel erreichen. Im Gegenteil, der Ausstoß an Treibhausgasen steigt global immer noch weiter an.
Für die Gletscher in Deutschland ist es sowieso zu spät, selbst wenn ab morgen keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre gelangen würde. Mehr als 90 Prozent der ursprünglichen Fläche sind bereits abgeschmolzen. Dem Südlichen Schneeferner unterhalb der Zugspitze wurde bereits im September 2022 der Status als Gletscher aberkannt. Beim derzeitigen Tempo könnte der letzte deutsche Gletscher bereits in den 2030er Jahren verschwunden sein.
Keine Gletscher mehr in der Schweiz bis zum Ende des Jahrhunderts?
In Österreich gibt es noch 900 Gletscher, in diesem "Jahr der Gletscher" (2025) werden wahrscheinlich 20 bis 30 Gletscher in der Alpenrepublik verschwinden. Modelle zeigen auch hier, dass bis 2030 ein Drittel aller Gletscher verschwunden sein werden. Der Gepatschferner im Kaunertal hat noch eine Pasterze (Gletscherzunge) von über sieben Kilometern, die jedoch jedes Jahr mehrere Hundert Meter Eis verliert.
Das Skigebiet am Kaunertaler #Gletscher war bis zum Jahr 2000 ein Sommerskigebiet, dann ging die Saison noch bis Mitte Juni und heuer ist schon Mitte Mai Schluss #Klimawandel pic.twitter.com/rUn5RBcG33
— Markus Köss (@wetterkoess) January 22, 2025
Das alles bleibt nicht ohne Auswirkungen auch für die Gletscher-Skigebiete in den Alpen: Der Kaunertaler Gletscher war bis zum Jahr 2000 noch ein Ganzjahresskigebiet, danach konnte die Saison nur noch bis in den Juni aufrecht erhalten werden. Mittlerweile endet die Skisaison schon Mitte Mai.
Dramatisch ist die Lage auch in der Schweiz: Wenn die Temperaturen weiter so rasant steigen, werden auch hier bis zum Ende des Jahrhunderts fast alle Gletscher geschmolzen sein. Es bedarf großer Klimaschutz-Anstrengungen, um weltweit die Auswirkungen der Gletscherschmelze zumindest noch zu begrenzen!