Klimakrise: Die Gletscher in Deutschland sind nicht mehr zu retten!

Dass die Gletscher in rasantem Tempo schmelzen ist nicht neu. Gerade im vergangenen Jahr ist mit dem Südlichen Schneeferner, der einst den gesamten südwestlichen Teil des Zugspitzplatts bedeckte, ein Gletscher geschmolzen. Damit gibt es in Deutschland nur noch vier Gletscher.

Aber auch global ist die Lage dramatisch! Denn selbst beim Einhalten des sehr ambitionierten und kaum noch zu erreichenden 1,5 Grad- Ziels verschwinden fast die Hälfte der weltweiten Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts. Laut der Wissenschaftler*innen der im Fachjournal "Science" veröffentlichen Studie, ist selbst im günstigsten Fall ein großer Teil der Gletscher nicht mehr zu retten.

Hälfte aller Gletscher bis 2100 geschmolzen

Demnach dürften von den weltweit berücksichtigten 215 000 Gletscher fast 50 Prozent bis 2100 geschmolzen sein. Doch es gibt auch eine positive Botschaft: Jedes zehntel Grad eingesparte Erwärmung durch sofortige Maßnahmen können den Prozess verlangsamen.

Im Grunde wurden mit der Studie bisherige Erkenntnisse zum Ausmaß der Gletscherschmelze bestätigt. Laut dem Glaziologen Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, hat "diese Studie diverse Prozesse, die bisher nicht betrachtet werden konnten, sehr detailliert angeschaut." Es sei aber nicht so, dass etwas völlig Neues dabei entdeckt worden ist.

Das Schmelzen der Gletscher steht dabei in linearem Zusammenhang mit dem durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg. Bei dem im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziel von maximal 2 Grad globaler Erwärmung könnten knapp 70 Prozent der Gletscher bis zu einer Größe von einem Quadratkilometer verschwinden. Und selbst von den Gletschern zwischen einem und zehn Quadratkilometern würden fast 20 Prozent komplett abschmelzen.

Bei einem globalen Temperaturanstieg von vier Grad würden der Studie zufolge sogar 83 Prozent aller Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden. Die Folgen wären dramatisch. Denn das Schmelzen der Gletscher lässt auch den Meeresspiegel ansteigen. "Jeder Millimeter mehr Meeresspiegelanstieg führt zu mehr Überschwemmungen an den Küstengebieten, und die Gletscher sind eben einer der Hauptantriebe des Meeresspiegelanstiegs", sagt Fabien Maussion von der Universität Innsbruck, der Co-Autor der Studie ist.

Außerdem seien die Gletscher natürliche Süßwasserspeicher. "Wenn sie weg sind, heißt es zwar nicht, dass wir kein Wasser mehr haben, aber dass das Wasser nicht mehr dann kommt, wenn es benötigt wird - nämlich in trockenen, heißen Sommermonaten", so Matthias Huss von der ETH Zürich, ein weiterer Co-Autor der Studie. Wenn das Eis verschwunden sei, sei vor allem in Dürrephasen mit Wasserknappheit zu rechnen. "Das ist ein Problem für Bewässerung, Trinkwasser, Warentransport, Fauna und Flora und so weiter", sagt er.

Trotzdem sei es möglich durch sofortige und umfassende Klimaschutzmaßnahmen auf globaler Skala mittelfristig den Prozess zu verlangsamen. "Auch, wenn wir die Gletscher nicht so retten können, wie sie aktuell aussehen, bewirkt jedes Zehntelgrad eingesparter Erwärmung einen geringeren Rückgang und damit auch geringere negative Auswirkungen", so Huss.

Deutsche Gletscher nicht zu retten

Die deutschen Gletscher sind aber so oder so nicht mehr zu retten. Den restlichen vier deutschen Gletschern wird das gleiche Schicksal ereilen, wie dem Südlichen Schneeferner, der im letzten Sommer seinen Status als Gletscher verlor. Die Frage ist nur noch, wie schnell sie geschmolzen sein werden. Und dies hängt im Grunde von der Witterung in den kommenden Jahren ab. Ein schneereiches Frühjahr und auch mal kühle Phasen mit Schneefall auf den Gletschern in den Sommermonaten könnten den Prozess vielleicht noch etwas nach hinten schieben. Zu retten sind die Gletscher in Deutschland aber nicht mehr und wohl spätestens 2050 werden sie komplett verschwunden sein!