Die Klimaerwärmung verschiebt die Jahreszeiten! Was hat das für Auswirkungen auf die Vegetation?

In den vergangenen Jahren kam die Vegetation durch die Klimaerwärmung immer früher in Gang, in diesem Frühjahr nach dem rekordwarmen Februar besonders zeitig. Die Jahreszeiten verschieben sich und die Vegetationsperiode wird immer länger. Welche Auswirkungen sind damit verbunden?

Frühling
Die Natur erwacht durch den Klimawandel im Mittel immer früher

Die Klimaveränderung ist auch an den zeitlichen Entwicklungen der Bäume und Pflanzen spürbar. Auch Allergiker merken immer früher im Jahr juckende und tränende Augen und laufende Nasen. Aufgrund des Klimawandels beginnt die Pollensaison immer früher und dauert immer länger.

Die Phänologie befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen. Dabei werden unter anderem vom Deutschen Wetterdienst (DWD) die Eintrittszeiten von verschiedenen Vegetationsphasen beobachtet und festgehalten. Diese stehen in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima und sind somit für vielseitige wissenschaftliche Untersuchungen relevant, wie zum Beispiel beim Klimawandel.

Phänologie als Indikator für Klimaveränderungen

In einem deutschlandweiten Beobachternetz wird erfasst, wann in einzelnen Jahren die Blüte oder der Blattaustrieb bestimmter Pflanzenarten begann bzw. wann sich die Blätter der Laubbäume verfärbten und abfielen. Die phänologischen Phasen sind ein guter Indikator für die Wirkung der Klimaveränderungen auf die Vegetation.

Als Start in den phänologischen Erstfrühling gilt der Blühbeginn der Forsythie, der sich im Mittel zwischen den beiden Klimareferenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 um elf Tage nach vorne geschoben hat. An einigen Stationen im Westen und Südwesten sind es im Mittel sogar 18 Tage, wie zum Beispiel an der DWD-Beobachtungsstation in Geisenheim in Hessen. Den frühsten Beginn der Forsythienblüte seit Beobachtungsbeginn gab es just in diesem Jahr am 25. Februar 2024 und damit ein ganzer Monat früher als im Mittel von 1961-1990 (25.März).

Bei einer Vielzahl von Pflanzen kann man ähnliche Veränderungen feststellen. Die Verschiebungen lassen sich an der Phänologischen Uhr vom DWD festmachen. Dabei ist zu erkennen, dass die Vegetationsperiode, also die Zeit des Jahres, in der Pflanzen wachsen, blühen und fruchten, im Schnitt immer länger wird und damit die Ruhephase im Winter immer kürzer.

Die früher einsetzende Vegetationsperiode im Frühjahr ist dabei eine direkte Folge der höheren Mitteltemperaturen zu Beginn des Jahres. Die sogenannte Grünlandtemperatur gibt dabei einen Hinweis, wann der nachhaltige Vegetationsbeginn einsetzt. Als Schwellenwert gilt dabei die Summe von 200°C.

Dieser Schwellenwert von 200°C wird im Schnitt immer früher erreicht. In diesem Jahr ist beispielsweise in Frankfurt am Main der Wert so früh im Jahr wie noch nie erreicht worden. Dementsprechend zeitig begann die erste Vegetation in der Mainmetropole zu blühen.

Auf der anderen Seite dauern auch die warmen Wetterlagen immer länger in den Herbst hinein. Der September ist immer häufiger noch ein warmer Sommermonat. Mit dem im Mittel späteren Absinken der Tagesmitteltemperaturen unter 5°C, verlängert sich automatisch die Vegetationsperiode. Die meisten Pflanzen stellen das Wachstum bei Temperaturen unter 7° bis 4°C ein. Damit wird die Zeit der Winterruhe immer kürzer.

Auswirkungen der längeren Vegetationsperiode

Problematisch ist der frühe Vegetationsbeginn dann, wenn es noch zu Spätfrösten kommt. Diese sind bei entsprechender Wetterlage auch in Zeiten des Klimawandels noch möglich. Das ist dann insbesondere für die Landwirtschaft und den Obstanbau kritisch.

Mandelbaum
Blühende Zweige von einem Mandelbaum in Köln (Foto Kai Beinert)

Der Fotograf Kai Beinert hat das frühe Blühen der Pflanzen in seinem Garten in Köln dokumentiert. Der Mandelbaum (Foto) fing schon Angang März an zu blühen, ist bisher aber glücklicherweise vom Spätfrost verschont geblieben.

Immer wärmere Winter führen aber nicht automatisch zu einem früheren Austrieb bei Pflanzen und Bäumen. Obstgehölze besitzen einen Schutzmechanismus, der verhindert, dass diese schon während Wärmeperioden im Winter anfangen auszutreiben. Entscheidend für den Beginn des Austriebs ist vielmehr die Temperatur im Frühjahr.

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