Vegetationsbrände in Chile - kein statistischer Zusammenhang mit Klimaerwärmung

Die globale Klimaerwärmung hatte wohl keinen signifikanten Einfluss auf die verheerenden Vegetationsbrände in Chile. Jedoch könnte das Risiko gefährlicher Brände mit zunehmender Erwärmung zunehmen.

Vegetationsbrand Chile Feuer
Vegetationsbrände wie hier in Chile werden durch mehrere Faktoren beeinflusst. Darunter Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, aber auch die Verfügbarkeit von Brennstoffen. (Bildquelle: Adobe Stock)

Anfang Februar brachen verheerende Vegetationsbrände in Chile aus. Sie entstanden um den zweiten Februar 2024 in der Gebirgsregion östlich von Viña del Mar und breiteten sich rasch aus. Trotz aller Bemühungen, die Feuer einzudämmen, erreichten sie dicht besiedeltes Gebiet. Innerhalb weniger Tage wurden durch die Brände über 29.000 Hektar Landfläche vernichtet, mehr als 7000 Häuser zerstört und über 130 Menschen kamen ums Leben. Es handelte sich um einen der tödlichsten Vegetationsbrände in der jüngeren Geschichte. Dies veranlasste nun auch Wissenschaftler für Attributionsstudien (www.worldweatherattribution.org) die Waldbrandaktivität im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung zu untersuchen.

Entlang der Küste Zentralchiles bildete sich ein Tiefdruckgebiet, ein bekanntes Phänomen an der Westküste des subtropischen Südamerikas, auch bekannt als Küstentief. Dies führt zu einem klaren Himmel, erhöhter Einstrahlung und damit zu höheren Tageshöchsttemperaturen. Zusätzlich verursacht es starke Winde aufgrund des umgekehrten Druckgradienten zwischen einem subtropischen Hoch, welches sich weit bis in die mittleren Breiten erstreckt und dem Küstentief weiter nördlich. Diese Bedingungen begünstigen die Entstehung von Vegetationsbränden und ihre Ausbreitung.

Heiß, Trocken, Windig

Die Attributionsstudie untersuchte hauptsächlich die Tage zwischen dem 31. Januar und dem 4. Februar, da laut den Autoren an diesen Tagen die höchste Intensitäten herrschten und größten Auswirkungen auftraten. Die Intensität eines Waldbrandes hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie zum Beispiel der Luftfeuchtigkeit, der Windgeschwindigkeit und der Verfügbarkeit von Brennstoffen. Innerhalb der Studie konzentrierten sich die Autoren auf einen Index, der lediglich die maximale Temperatur, die relative Feuchte und die Windgeschwindigkeit berücksichtigt, während die Verfügbarkeit von Brennstoffen vernachlässigt wird, im Gegensatz zu anderen Indizes. Dennoch argumentieren die Autoren, dass der Index eine wirksame Gefahrenmetrik zur Abschätzung der Gefahr für Gemeinden und der Schwierigkeit zur Eindämmung der Brände darstellt.

Um die diesjährigen Brände in einen historischen Kontext zu setzen und deren Wahrscheinlichkeit zu ermitteln, analysierten die Autoren die Zeitreihe des oben genannten Waldbrandindex. Sie fanden heraus, dass die heißen, trockenen und windigen Bedingungen, die im Februar 2024 vorherrschten und die Vegetationsbrände antrieben, im heutigen Klima ein 30jähriges Ereignis darstellen. Statistisch gesehen treten also alle 30 Jahre derartige Bedingungen ein, die zu den verheerenden Bedingungen geführt hatten.

Einfluss der Klimaerwärmung

Das Interesse der Forscher lag allerdings auch darin, zu untersuchen, inwieweit die bisherige anthropogene Klimaerwärmung zu dem Ereignis beigetragen hat. Daher verwendeten die Wissenschaftler Klimamodelle, um den Waldbrandindex in der Küstenregion von Chile in unserer heutigen Welt mit einer „konterfaktischen“ Welt, also einer Welt in der die Klimaerwärmung gar nicht stattgefunden hat, zu vergleichen. Dabei fanden die Forscher einen geringfügigen Anstieg des Waldbrandindexes heraus, der jedoch nicht statistisch signifikant sei. Auch für die jeweils einzelnen Komponenten (maximale Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind) des verwendeten Waldbrandindex fanden sie kein signifikantes Ergebnis. Auch wurde überprüft inwieweit das Phänomen El Niño einen Einfluss gehabt haben könnte, aber wiederum fanden sie keinen signifikanten Einfluss. Dies ist jedoch weniger überraschend, da die Küste Chiles eine der wenigen Regionen der Welt ist, in der die fortschreitende Klimaerwärmung einen lokalen kühlenden Effekt hat.

Allerdings weißen die Forscher auch auf Schwierigkeiten bei der Auswertung hin. Die Region macht es besonders schwierig für die Klimamodelle, die dortigen Gegebenheiten zu simulieren. Das aufgetretene Ereignis konnte nur von wenigen Klimamodellen korrekt simuliert werden, wodurch die Ergebnisse durchaus unsicher zu betrachten sind. Auch ist die Beobachtungsbasis eher dürftig. Gerade für die Windgeschwindigkeiten liegen meist keine langen Zeitreihen vor, wodurch sich wiederum eine gewisse Unsicherheit ergibt.

Dennoch geben die Wissenschaftler an, wie sich das Risiko von Vegetationsbränden in einer 2°C wärmeren Welt verhalten würde. Sie erklären, dass es bisher zwar noch nicht signifikant sei, aber in einer wärmeren Welt würde das Risiko von Bränden in Zentralchile zunehmen. Aber nicht nur das, auch lokale Gegebenheiten wie die Auswahl der Pflanzen tragen zu einem Risiko von Vegetationsbränden bei. So können bestimmte Baumarten die Dynamik der Feuer beeinflussen und somit die Ausbreitungsgeschwindigkeit erhöhen, ebenso das Ausmaß, die Frequenz, Intensität und Saisonalität.

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