Hormon aus Fettgewebe löst Angst aus – doch Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, es zu blockieren

Ein Hormon aus unserem Fettgewebe könnte Angst auslösen – doch nun haben Forscher entdeckt, wie man diesen Prozess stoppen kann. Diese bahnbrechende Erkenntnis könnte die Behandlung von Angststörungen revolutionieren.

Studie, Fettgewebe, Hormon GDF15 Angst, Mechanismus, Verhalten, Menschen
Eine neue Studie zeigt, wie Fettgewebe über das Hormon GDF15 Angst auslösen kann – ein Mechanismus, der möglicherweise das Verhalten von Menschen beeinfluss

Ein bahnbrechendes Experiment von Forschern der McMaster University könnte den Schlüssel zu einer besseren Behandlung von Angststörungen liefern.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie im renommierten Fachjournal Nature Metabolism entdecken die Forscher eine faszinierende Verbindung zwischen Körperfett, einem Hormon namens GDF15 und der Entstehung von Angst.

Die Rolle von GDF15 in der Stressreaktion

Die Studie zeigt auf, wie Stress in unserem Körper nicht nur die Stimmung beeinflusst, sondern auch die Metabolismusroutinen des Körpers verändert.

Stress führt bekanntlich zur Aktivierung der „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion, bei der der Körper Energie mobilisiert, um auf eine Bedrohung zu reagieren. In diesem Prozess wird Fettgewebe abgebaut – ein Mechanismus, der als Lipolyse bezeichnet wird und dem Körper schnell verfügbare Energie liefert.

Doch was die Forscher um Professor Gregory Steinberg herausfanden, ist weit mehr als ein bloßer physiologischer Mechanismus. Der Abbau von Fettzellen setzt das Hormon Growth Differentiation Factor 15 (GDF15 frei), das in weiße Fettgewebe produziert wird.

GDF15 hat eine direkte Wirkung auf das Gehirn und wurde als eine neue, entscheidende Komponente bei der Entstehung von Angststörungen identifiziert.

Besonders überraschend: Das Hormon erhöht die Symptome von Angst, indem es auf spezifische Rezeptoren im Gehirn wirkt.

Forschung an Mäusen und den Mechanismus dahinter

Die Forscher führten Experimente an Mäusen durch, bei denen sie stressbedingte Angstverhalten in Verbindung mit der GDF15-Produktion untersuchten. Sie setzten die Tiere verschiedenen Tests aus, bei denen das Verhalten unter akutem Stress gemessen wurde, und analysierten gleichzeitig das Fettgewebe der Tiere.

Das Ergebnis: Die Tiere, die ein genetisches Defizit im Rezeptor GFRAL aufwiesen – dem Rezeptor, über den GDF15 im Gehirn wirkt – zeigten keinerlei Anzeichen von Angst, selbst wenn sie demselben Stress ausgesetzt wurden.

Die Forscher identifizierten außerdem, dass die Ausschüttung von GDF15 durch lipolytische Prozesse im Fettgewebe angestoßen wird.

Dies bedeutet, dass die Fettzellen im Körper in Stresssituationen aktiv nicht nur Energie freisetzen, sondern auch das Hormon produzieren, das wiederum die psychische Gesundheit beeinflusst.

Neue Behandlungsmöglichkeiten für Angststörungen

Ein faszinierender Aspekt dieser Studie ist der potenzielle therapeutische Nutzen. Es könnte möglich sein, den GDF15–GFRAL Signalweg zu blockieren, um die Entstehung von Angst zu verhindern.

Forscher hoffen, dass Medikamente, die gezielt auf diesen Mechanismus abzielen, Menschen mit Angststörungen helfen könnten – besonders denen, die nicht auf traditionelle Medikamente oder Therapieformen ansprechen.

Das Team um Steinberg stellt fest, dass ähnliche Medikamente bereits in der Entwicklung sind, um Krebs-bedingtem Gewichtsverlust entgegenzuwirken, und es ist denkbar, dass sie auch für die Behandlung von Angststörungen eingesetzt werden könnten.

Verbindung zwischen Körper und Geist

Die Studie verdeutlicht, wie eng unser körperlicher Stoffwechsel mit unserer psychischen Gesundheit verknüpft ist. Was lange als rein psychologische Störung angesehen wurde, scheint nun auch von physikalischen Prozessen im Körper beeinflusst zu werden.

Dies könnte neue, innovative Wege eröffnen, wie wir in Zukunft psychische Erkrankungen behandeln können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschung zur Rolle von GDF15 und dessen Einfluss auf Angststörungen nicht nur unser Verständnis von Stress und Stoffwechsel revolutioniert, sondern auch neue Hoffnung für die Entwicklung wirksamerer Therapien für Menschen mit Angststörungen bietet.

Quelle

Townsend, L.K., Wang, D., Knuth, C.M. et al. GDF15 links adipose tissue lipolysis with anxiety. Nat Metab (2025).