Heat Dome: Was die Gluthitze am Mittelmeer mit der Erderwärmung zu tun hat!

Die Sommer am Mittelmeer sind gekennzeichnet durch Sonne und Wärme. Doch seit Wochen herrschen im Süden Europas auch für dortige Verhältnisse extrem hohe Temperaturen und zahlreiche Wärmerekorde wurden gebrochen. Wo liegen die Ursachen für die große Hitze und gibt es einen Zusammenhang mit der Klimakrise?

Hitzewelle
Teilweise werden Temperaturen über 40°C durch die extreme Hitzewelle in Südeuropa gemessen

Im Süden Europas und rund um das Mittelmeer sind die Sommer immer schon sonnig, heiß und sehr trocken gewesen. Genau das ist der Grund, warum auch früher schon viele Menschen ihre Sommerferien am Mittelmeer verbrachten und nicht im wechselhaften und kühlen Mitteleuropa.

Soweit der Grundkurs Klimatologie und wer in Erdkunde aufgepasst hat, kennt auch die unterschiedlichen Klimazonen innerhalb von Europa. Doch was unterscheidet die aktuelle Hitzewelle im Mittelmeerraum von dem "ganz typischen" Sommerwetter dort?

Boden- und Höhenhoch

Ein Hochdruckgebiet kennt fast jeder und verbindet damit meist zurecht sonniges und trockenes Wetter. Doch wie so oft im Leben und auch in der Meteorologie ist die Sache dann doch etwas komplizierter. Denn Hoch ist nicht gleich Hoch! In der Meteorologie unterscheidet man zwischen Boden- und Höhenhoch.

Im allgemeinen konzentrieren sich die meisten Menschen auf das Geschehen am Boden. Dies ist insofern nachvollziehbar, da wir uns die meiste Zeit auch dort aufhalten. Doch das Wetter wird in der Höhe gemacht und die Druckgebiete am Boden reagieren darauf.

Wenn jetzt im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Gluthitze am Mittelmeer von Hochdruckgebieten die Rede ist, denkt man in der Regel an hohen Luftdruck am Boden. Ein nennenswertes Hochdruckgebiet ist im Mittelmeerraum aber nicht zu erkennen, vielmehr sind die Luftdruckdifferenzen am Boden ausgesprochen gering.

Entscheidend ist aber nicht der Luftdruck am Boden, sondern in der Höhe. Verantwortlich für die aktuelle Hitzewelle in Südeuropa ist ein sich blockierendes und auch in höheren Luftschichten kräftig ausgeprägtes Hochdruckgebiet. Dieses Wettermuster wird häufig auch als "Hitzeglocke" (engl. "heat dome") bezeichnet, weil sich dabei extrem hohe Temperaturen entwickeln. Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Hitzeglocke wie ein Deckel auf einem Topf. Das ausgedehnte Hoch sorgt dafür, dass die heiße Luftmasse eingeschlossen und zusätzlich zum Absinken gezwungen wird.

Das bedeutet, dass die Hitze im wahrsten Sinne des Wortes "hausgemacht" ist und nicht durch herangeführte Luftmassen zustande kommt. Laut dem Meteorologen Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst (DWD) scheinen diese Form der Hitzewellen zugenommen zu haben aufgrund der beständigen Wettersysteme. "Sie können viel intensiver sein als Hitze, die durch einen Luftmassentransport dominiert wird. Kommen beide Prozesse zusammen, wird es besonders dramatisch.", so Leyser in einem Tweet im sozialen Netzwerk Twitter.

Hitzeglocke begünstigt die schweren Unwetter

Wir halten fest: Der "heat dome" führt zu extrem hohen Temperaturen auch für die Regionen am Mittelmeer. Zudem verhindert er jegliche Niederschlagsbildung. Trotzdem gibt es am Boden eine ganz dünne, sehr feuchte Schicht mit einem sehr hohen Taupunkt, der zu einer extremen Schwüle führt und die Hitze noch unerträglicher macht.

Zusätzlich verschärfen sich an den Nordrändern der Hitzeglocke die Windgeschwindigkeiten. Diese begünstigen mit genügend Labilität an der Grenze zu kühleren Luftmassen die Entwicklung großräumiger Gewitterkomplexe, die neben Starkregen auch zu großem Hagel und Orkanböen führen können, so wie in den letzten Tagen im Alpenraum, in Norditalien und Kroatien.

Die zahlreichen neuen Wärmerekorde würden diesen Artikel sprengen, deshalb nur stellvertretend Rom mit einem neuen Extremwert von 42,9°C. Der alte Rekord stammt vom Jahr 2022 mit 40,9°C.

Noch "beeindruckender" ist der neue Allzeitrekord vom 11. Juli auf dem 3109 Meter (!!) hohen Sonnblick in den österreichischen Alpen. Dort wurden auf über 3000 Metern knapp 16 Grad (15,7°C) gemessen und damit rund 10 Grad über den für die Jahreszeit typischen Werten. Am Sonnblick wird schon seit dem Jahre 1886 die Temperatur gemessen und das fernab jeglicher Einflüsse wie Bebauung oder ähnlichem. Zur Einordnung: Die Höchsttemperatur in einem Juli im Klimareferenzzeitraum von 1961-1990 lag am Sonnblick bei 4,2°C und alle Temperaturen von über 15 Grad (bisher erst fünfmal) fanden alle in der jüngeren Vergangenheit statt.