Die Gletscherschmelze hat sich beschleunigt und breitet sich aus!

Die umfassendste Studie über Gletscher hat ergeben, dass die Ausdünnung sich beschleunigt hat und fast alle Gletscher der Welt betrifft. Wir haben für Euch alles Wichtige zusammengefasst.

Der Himalaya, wo die Gletscherschmelze den Wissenschaftlern besondere Sorgen bereitet
Der Himalaya, wo die Gletscherschmelze den Wissenschaftlern besondere Sorgen bereitet.

Der Verlust an Gletschermasse hat sich in den letzten 20 Jahren stark beschleunigt und umfasst mittlerweile fast alle Gletscher weltweit, so ein internationales Forscherteam.

Das Team untersuchte alle Gletscher der Welt, insgesamt rund 220.000, mit Ausnahme des grönländischen und antarktischen Eisschildes. Zwischen 2000 und 2004 verloren die Gletscher zusammen 227 Gigatonnen Eis pro Jahr, aber zwischen 2015 und 2019 betrug die verlorene Masse 298 Gigatonnen jährlich.

Die Forscher nutzten Bilder, die an Bord des NASA-Satelliten Terra aufgenommen wurden, der seit 1999 alle 100 Minuten die Erde umkreist. Eine Hightech-Kamera, die Bildpaare aufnimmt, ermöglichte es den Wissenschaftlern, hochauflösende Modelle aller Gletscher der Welt und ihrer Höhe im Laufe der Zeit zu erstellen, sodass sie Veränderungen in der Dicke und Masse des Eises berechnen konnten.

Wenn sich der Schwund der Himalaya-Gletscher weiter beschleunigt, könnten bevölkerungsreiche Länder wie Indien und Bangladesch in einigen Jahrzehnten mit Wasser- oder Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sein.

Wissenschaftler wissen schon lange, dass die Gletscher seit Mitte des 20. Jahrhunderts in hohem Tempo schmelzen. Aber bis jetzt wurde das volle Ausmaß des Eisverlustes nur teilweise gemessen und verstanden. Die neue Studie, die in Nature veröffentlicht wurde, führt die Gletscherschmelze als Ursache für bis zu 21 Prozent des beobachteten Anstiegs des Meeresspiegels in diesem Zeitraum an, also etwa 0,74 Millimeter pro Jahr.

"Besorgniserregende" Situation

Die Gletscher in Alaska, Island und den Alpen gehören zu den am schnellsten schmelzenden, aber auch im Pamir-Gebirge, am Hindukusch und im Himalaya ist der Rückgang signifikant. "Die Situation im Himalaya ist besonders besorgniserregend", erklärt Romain Hugonnet, Hauptautor der Studie und Forscher an der ETH Zürich und der Universität Toulouse.

"Während der Trockenzeit ist das Schmelzwasser der Gletscher eine wichtige Quelle, die große Wasserstraßen wie den Ganges, Brahmaputra und Indus speist. Im Moment wirkt diese verstärkte Schmelze wie ein Puffer für die Menschen in der Region, aber wenn sich der Schwund der Himalaya-Gletscher weiter beschleunigt, könnten bevölkerungsreiche Länder wie Indien und Bangladesch in einigen Jahrzehnten mit Wasser- oder Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sein", sagte er.

Die Forscher identifizierten auch einige Gebiete, in denen sich die Schmelzraten zwischen 2000 und 2019 verlangsamten, etwa an der Ostküste Grönlands sowie in Island und Skandinavien. Sie glauben, dass dies auf eine Wetteranomalie im Nordatlantik zurückzuführen ist, die im letzten Jahrzehnt höhere Niederschläge und niedrigere Temperaturen verursacht hat, was den Eisverlust verlangsamt hat.

Die Studie fand auch heraus, dass ein früherer Trend, dass die Gletscher im Karakoram-Gebirge stabil sind oder sogar wachsen, nicht mehr der Fall ist, und dass diese Gletscher nun auch an Masse verlieren.

Gletscherlawinen

Eine separate Studie der europäischen Weltraumorganisation (ESA) ergab, dass Gletscherlawinen häufiger vorkommen als bisher angenommen. Wissenschaftler wissen seit einigen Jahren, dass sich Gletscher vom Berggestein lösen und mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde als flüssige Eis-Fels-Lawine zu Tal stürzen können.

Satellitenbilder von Gletscherlawinen im Aru-Gebirge in Tibet
Satellitenbilder von Gletscherlawinen im Aru-Gebirge in Tibet.

"Mit Hilfe von Satellitendaten haben wir nun herausgefunden, dass solche Ereignisse häufiger vorkommen, als wir es uns jemals hätten vorstellen können, und das könnte eine Folge des sich ändernden Klimas sein", sagt Andreas Kääb von der Universität Oslo.

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