Gemeinsam im Takt: Menschen, die zusammenarbeiten, bewegen sich eher synchron
Arbeiten mehrere Personen zusammen, synchronisieren sie unbewusst ihre Bewegungen. Das haben Wissenschaftler nun herausgefunden. Die Kooperation fördert das natürliche Gespür füreinander – und stärkt zugleich den Zusammenhalt sowie das Vertrauen in der Gruppe, so die Experten.

Wenn Menschen zusammenarbeiten, gleichen sie sich in ihren Bewegungen an. Eine aktuelle Studie zeigt, dass gemeinsames Handeln auch die körperliche Bewegung unbewusst synchronisiert. Die Synchronisation fungiert dabei als eine Art sozialer Klebstoff, der Gruppen und Gemeinschaften zusammenhält.
Sportwissenschaftler und Kognitionsbiologen der Universität Wien haben nun untersucht, ob das gemeinsame Lösen einer Aufgabe die spontane Bewegungsabstimmung zwischen Menschen fördert. Konkret wollten die Forschenden wissen, ob gemeinsames Puzzeln die Synchronisation beim anschließenden Trampolinspringen beeinflusst. Dabei kam heraus: Wer zusammenarbeitete, bewegte sich später deutlich synchroner als jene, die das Puzzle allein gelöst hatten.
Puzzeln, Springen, Synchronisieren
Für das Experiment wurden 68 Studierende in gleichgeschlechtliche Paare eingeteilt. Die Hälfte arbeitete gemeinsam an einem Puzzle, während die andere Hälfte das gleiche Puzzle individuell löste – allerdings nebeneinander. Anschließend sprangen die Paare auf zwei getrennten Trampolinen.
Vor und nach den Aufgaben füllten die Teilnehmenden Fragebögen aus, in denen ihre Stimmung sowie die Sympathie für die Partnerperson erfasst wurden. So konnten die Forschenden zusätzlich untersuchen, wie emotionale Faktoren die Synchronisation beeinflussen.
Kooperation schafft N��he
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Paare, die gemeinsam an einem Puzzle gearbeitet hatten, eine signifikant höhere Synchronisation beim Trampolinspringen erreichten als Paare, die das Puzzle individuell lösten“, erklärt Erstautorin Clara Scheer von der Abteilung für Sportpsychologie der Universität Wien.

„Besonders bemerkenswert war, dass auch die anfängliche Sympathie zwischen den Teilnehmerinnen einen starken positiven Einfluss auf die spätere Synchronisation hatte“, so Scheer weiter. Außerdem verbesserte sich die Stimmung derjenigen, die zusammenpuzzelten – bei den Einzelpersonen dagegen blieb sie unverändert.
Sozialer Klebstoff im Alltag
Die Studie belegt, wie Kooperation auf mehreren Ebenen wirkt: Sie stärkt neben dem Gefühl der Verbundenheit auch körperliche Prozesse, die sonst unbewusst ablaufen. Synchronisation – die zeitliche Abstimmung von Bewegungen oder Handlungen – wird seit Langem als Schlüsselmechanismus für soziale Bindung betrachtet.
Mit der neuen Untersuchung liefern die Wiener Forschenden nun experimentelle Belege dafür, dass das Ganze auch umgekehrt funktioniert: Gemeinsame Erlebnisse können die Fähigkeit zur spontanen Bewegungssynchronisation verstärken. Das eröffnet neue Perspektiven für den Einsatz in Bildung, Therapie oder Teamentwicklung.
Die Erkenntnisse könnten vor allem dort hilfreich sein, wo Kooperation und Teamgeist gefördert werden sollen, etwa im Schulunterricht, bei Rehabilitationen oder im Leistungssport. Wenn gemeinsames Handeln das unbewusste Gespür füreinander stärkt, könnte dies neben der Harmonie in Gruppen auch ihre Effektivität verbessern. „Die Ergebnisse unterstreichen, dass soziale Verbundenheit und Kooperation eng miteinander verwoben sind“, erklärt Scheer.
Damit taucht die Studie aus Wien tief in die Dynamik zwischen Körper und Gemeinschaft ein – und sie zeigt, dass Teamgeist manchmal buchstäblich eine Frage des richtigen Takts ist.
Quellenhinweis:
Scheer, C., Bowling, D. L., Hungerländer, N. A., Fitch, W. T., & Horn, L. (in press): Work together, move together – Cooperation and rapport promote interpersonal synchrony. PLOS One.