Föhn, Bora und Mistral: Wie entstehen Fallwinde?

Der bekannteste Fallwind ist sicherlich der Föhn auf der Alpennordseite. Aber es gibt in Europa noch zahlreiche andere lokale und regionale Windsysteme, wie den Mistral in Südfrankreich oder die Bora an der kroatischen und der montenegrinischen Adriaküste. Doch wie kommt es zu diesen Fallwinden?

Mistral
Fallwinde können auch im Mittelmeer zu beeindruckenden Wellen führen

Überall dort, wo eine Luftmasse durch die großräumige Luftdruckverteilung zum Überströmen eines Gebirges gezwungen wird, können auf der Leeseite sogenannte Fallwinde auftreten. Hierbei kommt es zu einer abwärts gerichteten starken und teilweise stark böigen Luftströmung.

Dabei wird zwischen warmen und kalten Fallwinden unterschieden. Dies ist abhängig davon, ob die leeseitig am Fuß des Gebirges ankommende Luft wärmer oder kälter ist als die zuvor dort gelagerte Luft. Beispiele für einen warmen Fallwind ist der Föhn, kalte sind dagegen die Bora oder der Mistral.

Der Föhn

Der bekannteste warme Fallwind ist der Föhn auf der Alpennordseite. Als Föhn wird ursprünglich ein warmer, trockener, abwärts gerichteter Wind auf der Alpennordseite bezeichnet, der dort oftmals - insbesondere im Winterhalbjahr - für die Jahreszeit deutlich zu hohe Temperaturen bringt.

Laut dem Deutschen Wetterdienst wird die Bezeichnung "Föhn" verallgemeinernd für die beim Überströmen von Gebirgen im Lee auftretenden abwärts gerichteten Vertikalbewegungen verwendet, die mit deutlichem Lufttemperaturanstieg und zumeist mit Wolkenauflösung einhergehen. Auf der Luvseite der Gebirge kommt es dabei zu aufwärts gerichteter Vertikalbewegung, die vorwiegend mit Wolken- und Niederschlagsbildung verbunden ist - Staueffekt im Luv der Gebirge.

Nach moderneren Erkenntnissen ist der Föhn das Ergebnis eines dynamisch-thermodynamischen Prozesses, dessen Ursachen und Einflussgrößen sowie Erscheinungsformen sehr vielfältig sind. Die Fernsicht ist bei Föhn meist ausgezeichnet und es treten gerne sogenannte Föhnfische auf. Das sind schmale, fischförmige Wolken des Typs Lenticularis ("linsenförmig"), die sich bei Föhn im Lee des Gebirges manchmal in einigem Abstand und parallel zum Gebirgskamm zeigen.

Bora und Mistral

Ein klassisches Beispiel für einen kalten und oft sehr böigen Fallwind ist die Bora an der Adriaküste der Balkanstaaten, u.a. in Kroatien. Er kann in Böen Orkanstärke erreichen und bis weit auf das Mittelmeer hinauswehen. Der trockene Wind wird durch die engen Täler des Küstengebirges kanalisiert und erheblich beschleunigt.

Der Begriff Bora leitet sich vom griechischen Boreas ab, dem Gott der Nordwinde. Sie tritt meist bei einer Wetterlage mit einem Hochdruckgebiet über dem Balkan und gleichzeitig einem Tiefdruckgebiet südlich der Alpen auf. Durch den starken Luftdruckunterschied zwischen dem Hoch und dem Tief frischt der Nordostwind stark auf. Da der Höhenunterschied zwischen den Gebirgstälern und der Küste nicht allzu groß ist, wird die Luft nur wenig erwärmt und als kalt empfunden.

Sturm
Der Mistral gefährdet den Schiffsverkehr im westlichen Mittelmeer

Der Mistral ist ein böiger, rauher und auch kalter Fallwind im unteren Rhônetal im Süden Frankreichs. Er kann auch weit auf das Mittelmeer hinauswehen und in Böen Orkanstärke erreichen. Die typische Mistralwetterlage ist durch ein nach Osten verschobenes Azorenhoch und ein Tiefdruckgebiet über Oberitalien (Golf von Genua) gekennzeichnet und bedeutet für das westliche Mittelmeer häufig einen Kaltlufteinbruch.

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