Dürre, nur reine Definitionssache?

Ausgetrocknete Flüsse, leere Seen, trockene Böden und welkende Bäume sind wohl ein klares Zeichen für eine Dürre. Aber was ist überhaupt die Definition einer Dürre? Und wie misst man eine Dürre überhaupt?

dürre trockenheit dürreindizes
Dürren sind geprägt durch das Defizit von Wasser und haben je nach Dauer und Intensität weitreichende Folgen

Die Dürre aus dem Jahr 2018 und 2019 ist wohl noch in Erinnerung. Auch dieses Jahr fiel in Deutschland regional wenig Niederschlag. Nicht anders, aber auch teils verheerender sieht es bei unseren Nachbarn in Frankreich aus. Regional ist auch das Jahr 2022 geprägt von wenig Niederschlag. Ist es also nur der Niederschlag, der ausschlaggebend ist? Nicht ganz.

Wie definiert man also Dürre? An einem absoluten Wert, wie es fallen nur 600 mm Regen im Jahr? Man merkt ziemlich schnell, dass ein solches System an seine Grenzen stößt, denn Regen fällt regional sehr unterschiedlich aus. Allein schon in Deutschland. Ein fester, absoluter Wert bringt also recht wenig.

Alles ausdefiniert?

Tatsächlich gab es früher sehr viele verschiedene Definitionen von Dürre, die auch noch vom Land abhängig waren. Wenige Beispiele: „Fünfzehn hintereinander folgende Tage mit weniger als 2,5 mm Niederschlag“, „Weniger als 2,5 mm innerhalb von 48 Stunden“ oder „Jahresniederschlag weniger als 180 mm“.

Man ist also sehr schnell verwirrt und es gibt keine eindeutige Vergleichbarkeit. Aber eines haben all diese Definitionen gemeinsam – ein Defizit an Niederschlag. Eines der Hauptmerkmale einer Dürre ist also der Mangel oder das Defizit an Wasser als üblich vorhanden. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Definition - „wie üblich“. Damit ermöglicht man, dass die Definition in jeder Gegend, arid oder humid, angewendet werden kann, da das Prinzip ins Verhältnis der jeweiligen lokalen Bedingungen gesetzt wird.

Unter Dürre versteht man einen Mangel an Wasser, der durch weniger Niederschlag und/oder eine höhere Verdunstung durch erhöhte Temperatur (oder Wind) als üblich verursacht wird. (Quelle: DWD)


Oft wird vergessen, dass nicht nur Regen ein wichtiger Indikator ist, sondern daneben auch die Verdunstung. Sollte nur wenig verdunsten, wäre es eventuell weniger ein Problem, wenn mal etwas Regen ausbleibt, als wenn viel verdunstet. Bei übermäßig hoher Verdunstung kann ebenfalls ein Mangel an Wasser entstehen.

Je nach Dauer ändern sich auch die Auswirkungen einer Dürre. Man spricht von einer meteorologischen Dürre bei 1 - 2 Monaten trockeneren Verhältnissen als sonst üblich. Von einer landwirtschaftlichen Dürre spricht man ab 2 - 3 Monaten und es Auswirkungen auf die Ernte wie Ertragseinbußen gibt. Bei einer Dauer von 4 - 6 Monaten spricht man von einer hydrologischen Dürre, wobei es Auswirkungen auf Pegel und Grundwasser hat. Ab ungefähr einem Jahr spricht man von einer sozio-ökonomischen Dürre, bei der es Auswirkungen zum Beispiel auf die produzierende Wirtschaft gibt.

Anwenden von Indizes

Das Konzept der Dürre ist das eine, die Einordnung einer Dürre das andere. Um den Anfang und die Schwere einer Dürre möglichst objektiv einzuordnen, werden Indizes verwendet. Indizes werden mit Hilfe von Indikatoren berechnet. Indikatoren sind hier zum Beispiel Niederschlag, Verdunstung, Bodenfeuchte usw. Vereinfacht gesagt werden diese Indikatoren aus einer langen Zeitreihe verwendet, um die aktuellen Verhältnisse in eine Dürreintensität zu übersetzen.

Die einfachsten Indizes verwenden nur den Niederschlag. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man benötigt nur einen Indikator. Diese Indizes sind eher geeignet als erste Annäherung zu verwenden, da sie andere Einflussparameter unberücksichtigt lassen. Es gibt allerdings auch Indizes, die mehrere Indikatoren verwenden. Der Vorteil ist klar, sie können eine Dürre meist klarer beschreiben, allerdings liegt der Nachteil darin, dass man mehrere Parameter benötigt, die vielleicht nicht immer verfügbar sind oder schwerer zu bestimmen sind (Beispiel Bodenfeuchte).

Besonders beliebte Indizes sind der Standardized Precipitation Index (SPI), der nur den Niederschlag verwendet. Dieser kann allerdings um die Evapotranspiration erweitert werden, um auch Verdunstungsprozesse zu berücksichtigen: Standardized Precipitation Evapotranspiration Index (SPEI). In den USA wird oft der Palmer-Dürre-Index (PDSI) verwendet, der zusätzlich noch die Bodenfeuchte mit einbezieht. Die Indizes geben einen schnellen Überblick über den Dürrestatus, in dem sie eine einzelne Zahl ausspucken, die prinzipiell folgendes aussagt: Dürre ja/nein, wie schwer.

Daneben gibt es noch einige andere Indizes. Dies würde allerdings den Rahmen sprengen. Aber alle haben gemein, dass mit ihnen Dürren sowohl in der Dauer, als auch in der Intensität eingeordnet werden können.

Top Videos