Die Rolle von Gebirgen bei der Wasserversorgung der Welt

Gebirge und Hochgebirge sind eine wichtige Quelle und ein zentraler weltweiter Speicher für Süßwasser. Diese Kernaussage hebt der neue UNESCO Weltwasserbericht 2025 hervor. Gewässer, aus Gebirgsregionen entscheiden über die Ernährungs- und Energiesicherheit von mehr als drei Milliarden Menschen.

Gebirge sind die essenziellen Wasserspeicher der Welt

Diese Zahl von 3 Milliarden umfasst alle Menschen, die in den verschiedensten Teilen der Welt in Bergregionen oder deren flussabwärts gelegenen Einzugsgebieten leben.

Geringerer Verdunstungsgrad als im Flachland

Die Niederschlagsmengen in Gebirgen sind im Vergleich zu Flachlandgebieten deutlich höher. Außerdem verdunstet in den Bergen wesentlich weniger Wasser. Als Folge davon fließt das ankommende Regenwasser direkt über die felsigen Bergoberflächen ab und sammelt sich in den Flüssen am Fuße der Gebirge.

Hinzukommt der Effekt der so genannten Gebirgskryosphäre, die eine wesentliche Rolle als Wasserspeicher einnimmt. Der Begriff einer Kryosphäre definiert Flächen, die mit Schnee und Eis bedeckt sind. Im Fall der Gebirge sind das entweder Schneedecken, die als saisonale Speicher dienen, oder alpine Gletscher, in denen das Wasser langfristig gespeichert wird.

Wenig überraschend ist gerade die Gebirgskryosphäre besonders von der Erderwärmung als eine der Folgen des Klimawandels betroffen.

Besondere Rolle der Gletscher

Wasser aus dem Hochgebirge und insbesondere von Gletschern sei vor allem während trockenen und heißen Phasen äußerst wichtig, wie der Schweizer Gletscherforscher Dr. Matthias Huss gegenüber dem Science Media Center (SMC) betonte. Weitere Informationen zu den aktuellen Gletscher-Studienprojekten von Dr. Huss finden Sie am Ende des Artikels in den Links.

In Zeiten zunehmender Trockenheit beziehungsweise länger anhaltenden Hitze und Dürreperioden schmelzen die Gletscher besonders stark. Der positive Effekt besteht darin, dass sie durch das Abschmelzen eine Lücke im Süßwasserangebot füllen. Dies zeigt aber nur Wirkung, solange die Gletscher noch eine gewisse Größe haben bzw. überhaupt noch vorhanden sind.

Nach übereinstimmenden Aussagen von Gletscherforschern nimmt der Beitrag der Gletscher zur Wasserversorgung längerfristig parallel zu deren enormer Flächenverringerung jedoch ab. Dies könne in trockenen Gebieten wie in Zentralasien zu Wasserknappheit führen.

Auch die Alpen sind betroffen

Die Gletscherforscher sehen die Gefahr des Versiegens von durch Gletscherwasser gespeisten Quellen auch in den Alpenregionen. Dies könne nicht nur für Berghütten, sondern auch für Kommunen am Fuße der Alpen zum Problem werden.

Die Gletscherforscherin Dr. Andrea Fischer betonte gegenüber der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD die Rolle der Alpen als Klimawandelscheide wie folgt:

Im Süden wird es tendenziell trockener, im Norden könnte mehr Regen fallen. Alle Szenarien in Hinblick auf den Wasserhaushalt sind aber mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

Dr. Fischer ist die stellvertretende Direktorin des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Strategien für Anpassung an die Klimafolgen

Eine Möglichkeit, um die abnehmende Speicherwirkung der Gletscher zu ersetzen, seien künstlich angelegte Stauseen. Als Folge des Rückzugs der Gletscherzungen entstehen neue Flächen, meist als leblose Geröllwüsten. Auf diesen Flächen bietet sich die Anlage von derartigen Speicherseen an und eine würde eine bessere Bewirtschaftung der knappen werdenden Wasservorräte ermöglichen.

Der Schweizer Forscher Dr. Huss betonte nach seiner Aussage dazu, dass eine sorgfältige Abwägung von Natur- und Landschaftsschutz bei solchen Projekten notwendig sei.

Die Forschergruppen zum Thema Gletscher und Wasser sehen die Wichtigkeit eines umsichtigen Umgangs mit der Ressource Wasser als Kern von allen Lösungen.

Dies beinhaltet weniger Flächenversiegelung und deutlich weniger Eingriffe in die Natur, um die vorhandenen Wasservorräte zu bewahren. Dem entgegen steht der zunehmende Nutzungsdruck durch immer mehr Wohn- und Gewerbegebiete, verbunden mit dem steigenden Energiebedarf. Speziell in den Alpenregionen kommt noch der dynamische Faktor Tourismus, verbunden mit dessen verkehrsbedingter Infrastruktur hinzu.

Weltwasserbericht seit 2003

Der erstmals 2003 veröffentlichte Weltwasserbericht der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) erscheint seit 2014 in jährlichen Abständen. Er widmet sich jeweils einem spezifischen Themenschwerpunkt, der in diesem Jahr die Rolle der Gebirge als Wasserspeicher der Erde hervorhebt.

Der Veröffentlichungstermin fällt mit dem erstmals begangenen Weltgletschertag zusammen.

Links

Weltwasserbericht 2025: Gebirge und Gletscher als Wasserspeicher

Projekte Dr. Huss: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Projektseite Dr. Andrea Fischer