Der Brocken: Extremwetter in einer beeindruckenden Lage!

Der Brocken im Harz ist die höchste Erhebung in Norddeutschland. Aufgrund seiner besonderen Lage bietet er besonders extreme Wetterbedingungen und eine Bergwetterwarte mit einer großen Geschichte. Mittlerweile ist die Wetterstation jedoch vollständig automatisiert.

Brocken im Harz
Nur selten präsentiert sich der Brocken im Harz bei so ungetrübten Sonnenschein

Der Brocken ist mit 1141 Metern Höhe die höchste Erhebung des Harzes und damit auch vom Norden Deutschlands. Überboten wird er nach Süden hin erst vom Fichtelberg im Erzgebirge mit seinen 1215 Metern. Der Brocken überragt die Umgebung, denn die umliegenden Berge haben eine rund 200 Meter geringere Höhe.

Hinzu kommt, dass der Harz als nördlichstes Mittelgebirge Deutschlands das erste nennenswerte Hindernis für Tiefdruckgebiete vom Atlantik Richtung Festland darstellt. Durch seine exponierte Lage ist der Brocken weitgehend isoliert und somit in allen Himmelsrichtungen Wolken, Wind, Regen und Schnee voll ausgesetzt.

Dabei stößt er häufig in die Schichten der tiefen Bewölkung ein, so dass auf dem Gipfel im Schnitt jährlich über 300 Nebeltage ("in Wolken") zu verzeichnen sind! Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass in der Regel weniger als 65 Tage im Jahr komplett nebelfrei waren. Bei Nebel liegt laut Definition die Sichtweite unter einem Kilometer.

Die atmosphärische Erscheinung des "Brockengespenstes" hat am Brocken wahrscheinlich seinen Ursprung. Bei ausreichender Lichtquelle (idealerweise der Sonne im Rücken) wird der stark vergrößerte Schatten des Beobachters auf vorhandene Wolken- und Nebelbänke geworfen, wobei der Kopf häufig von farbigen Ringen (Glorie) umgeben ist.

Brockengespenst
Das optische Phänomen "Brockengespenst" wurde wahrscheinlich zuerst auf dem Brocken beobachtet

Erwischt man hingegen einen Tag mit guter Sicht, kann man auf dem Brocken ein atemberaubendes Panorama erleben. Der Blick reicht vom Thüringer Wald über die Rhön bis zum Kahlen Asten im Sauerland, immerhin 162 Kilometer entfernt. Bei besonders perfekten Sichtbedingungen ist sogar der rund 220 Kilometer entfernte Fichtelberg im Erzgebirge zu erkennen.

Das Brockenobservatorium

Erste gesicherte Wetteraufzeichnungen auf dem Brocken stammen aus dem Jahr 1836. Zum 1. Oktober 1895 begann der Routinebetrieb im ersten Brockenobservatorium. Wegen der extremen Witterung zeigten sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts erste Baumängel. Im Jahr 1914 wurde daher ein Anbau bezogen, der schrittweise erweitert und ausgebaut wurde.

Am 20. April 1945 besetzten US-amerikanische Truppen den Gipfel und richteten sich in der Wetterwarte ein. Der Wetterbeobachter musste den Berg verlassen und die Beobachtungen ruhten. Erst am 12. September 1947 nahmen die Wetterbeobachter in dem stark zerstörten Gebäude ihre Arbeit wieder auf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schrittweise wieder aufgebaut. Seit 1950 war die Wetterwarte eine Station erster Ordnung des Meteorologischen Dienstes (MD) der DDR. Mit dem Mauerbau in Berlin im August 1961 wurde auch der Brocken zum militärischen Sperrgebiet erklärt, so dass die Bediensteten nur noch nach drastischen Überprüfungen durch Volkspartei und Staatssicherheitsdienst mit Sonderausweisen auf den Berg durften.

Der Winter 1969/1970 ging dabei in die Geschichte der Wetterwarte ein. Es war der bisher schneereichste Winter auf dem Brocken. Im Januar 1970 wurde bereits die Ein-Meter-Marke, im Februar die Zwei-Meter-Marke und im März dann die Drei-Meter-Marke übertroffen. Selbst im April gab es noch weitere kräftige Schneefälle, so dass am 14. und 15. April 1970 die bisher größte gemessene Schneehöhe von 380 cm gemessen wurde. Schneeverwehungen waren teilweise unglaubliche 6 bis 7 Meter hoch! Selbst Anfang Mai lagen noch knapp drei Meter Schnee und Anfang Juni (!) gab es noch eine stark durchbrochene Altschneedecke von 50 cm.

Seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 gehört die Station zum Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Klimaverhältnisse (Zeitraum 1961-1990) entsprechen bei einer Mitteltemperatur von 2,9 Grad Celsius und einer Jahresniederschlagssumme von 1814 mm (zum Vergleich Berlin 590 mm) einer Höhe von etwa 2000 Metern in den Alpen! Doch auch der Brocken wird von der Klimaerwärmung nicht verschont, so dass die Jahresmitteltemperatur in den letzten 30 Jahren bereits auf 3,8 Grad gestiegen ist.

Wetterrekorde Brocken
Beeindruckende Wetterrekorde vom Brocken (Quelle: DWD)

Berühmt ist der Brocken für seine hohen Windgeschwindigkeiten. Selbst Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze (2962m) oder auch die Nordseeinsel Helgoland können da nicht mithalten. Die absolute Windspitze wurde mit 263 Kilometer pro Stunde am 24. November 1984 aufgezeichnet.

Seit dem Jahr 2008 wurden immer mehr Messungen automatisiert und am 30. November 2020 verabschiedeten sich auch die letzten Wetterbeobachter vom Brocken. Mehr als 100 Beobachter haben dem deutschlandweit härtesten Wetter getrotzt und täglich rund um die Uhr ihren Dienst verrichtet.

Gerade auf Bergstationen ist die Vollautomatisierung aber auch problematisch. Insbesondere bei der Schneehöhenmessung oder der Ermittlung der Niederschlagsmenge gibt es aufgrund der extremen Wetterbedingungen noch häufig größere Probleme! Die Daten der automatisierten Station erreichen bis heute bei weitem nicht die Qualität wie zu Zeiten der Wetterwarte mit ihren Beobachtern. Dies ist besonders in Zeiten des Klimawandels für eine so exponierte und wichtige Wetterstation (Klimareferenzstation) äußerst kritisch zu sehen.

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