Über fünf Meter Schnee! Die Schneekatastrophe im Jahrhundertwinter 1978/79!

Rekordverdächtig warm war der diesjährige Jahreswechsel und das ungewöhnlich warme Wetter setzte sich zu Jahresbeginn weiter fort. Damit ist auch der Januar 2023 weiter auf Wärmerekordkurs. Das genaue Gegenteil brachte die Schneekatastrophe im Jahrhundertwinter 1978/79 mit Schneestürmen, eisiger Kälte und bis zu fünf Meter hohen Schneeverwehungen! Wäre eine Wiederholung in Zeiten der Klimakrise möglich?

Schneekatastrophe
Wäre eine Schneekatastrophe wie im Winter 1978/79 heute noch denkbar?

Temperaturen von über 20 Grad sorgten für zahlreiche Allzeitrekorde an hunderten von Wetterstationen zum Jahreswechsel 2022/23. Und auch der diesjährige Januar befindet sich weiter auf einem Höhenflug was die Temperaturen angeht.

Rekordwarmer Januar

Die Mitteltemperatur aller Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag dabei in den ersten acht Tagen diesen Monats (01.01.-08.01.23) etwa bei unglaublichen 8°C. Das entspricht einer Temperatur, die man auf Grundlage des vieljährigen Mittelwertes der Jahre 1991-2020 eher Mitte April erwarten darf. Noch extremer war die Mitteltemperatur von fast 12°C am 1. Januar diesen Jahres, was den Mittelwerten von Mitte Mai entspricht!

Verantwortlich für die sehr milde Witterung ist eine beständige Westwetterlage mit windigem Tiefdruckwetter. Neben der warmen Meeresluft vom Atlantik verhindern auch dicke Wolken und der böige Wind, dass sich die Luft in den noch langen Nächten stärker auskühlen kann.

In den kommenden Tagen bleibt zudem diese Wetterlage vorherrschend, auch wenn sich nach Kaltfronten vorübergehend auch mal Meeresluft polaren Ursprungs durchsetzen kann. Diese sorgt aufgrund der guten Durchmischung aber höchstens im höheren Bergland mal für Schneefälle. Am Beispiel der 14 Tage Vorhersage für Köln erkennt man daher auch keinerlei Winterwetter für das Flachland. Damit wird die 1. Januardekade wahrscheinlich die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die Mutter aller Luftmassengrenzen

Das genaue Gegenteil zur jetzigen Warmphase brachte dagegen der Jahrhundertwinter 1978/79. Die beiden Schneestürme im Dezember 1978 und im Februar 1979 legten besonders Teile Norddeutschlands lahm. Tausende Menschen blieben in ihren Fahrzeugen oder in Zügen stecken. Die Schneeverwehungen erreichten teilweise Höhen von mehr als 5 Metern!

Dabei war das Weihnachtswetter 1978 noch sehr mild ausgefallen. Viel Regen bis in die Hochlagen ließ den noch vorhandenen Schnee bis auf 2000m Höhe schmelzen. Im Westen und Südwesten Deutschlands gab es oft zweistellige Höchstwerte, am Oberrhein sogar bis zu 13 Grad.

Doch kurz darauf bildete sich über den nördlichen Mittelgebirgen eine scharfe Luftmassengrenze zwischen sehr milder Luft, die auf der Südseite der Tiefs vom Atlantik heranwehte, und sehr kalter Frostluft über Skandinavien. Im weiteren Verlauf verlagerte sich die Luftmassengrenze über Deutschland nur langsam in Richtung Süden.

Dadurch entstand an Silvester die "Mutter aller Luftmassengrenzen" mit extremen Temperaturdifferenzen nördlich und südlich dieser Grenze. Auf nur wenigen Kilometern gab es teils beträchtliche Temperaturunterschiede von über 15 Grad. Während im Süden in milder Luft viel Regen fiel, gab es in Norddeutschland massive Schneefälle. Im Übergangsbereich gab es zudem teils massiven Eisregen, da sich die nur wenige hundert Meter dicke Frostluft unter die milde Höhenluft schob.

Die Höchsttemperaturen lagen an Silvester in Deutschland bei eisigen -17°C in Teilen von Berlin und +12 Grad in Freiburg im Breisgau! An Neujahr gab es dann mit Verlagerung der Luftmassengrenze nach Süden auch in Süddeutschland einen Temperatursturz um rund 25 Grad.

Die Auswirkungen der Kälte und insbesondere der andauernden Schneefälle waren vor allem in Nord- und Ostdeutschland gravierend. Der Straßen- und Eisenbahnverkehr kam zum Erliegen und rund 150 Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Versorgung aus der Luft war wegen des starken Sturmes zunächst nicht möglich. Strom- und Telefonnetze fielen aus. Räumfahrzeuge blieben stecken - Panzer von Bundeswehr bzw. Nationaler Volksarmee versuchten steckengebliebene Züge und Hilfesuchende zu erreichen.

Damals dachte wohl jeder, dass solch ein extremes Ereignis wahrscheinlich so schnell nicht wiederkehren dürfte. Doch schon gut sechs Wochen später, im Februar 1979, gab es dann eine fast identische Lage. Wieder bildete sich eine markante Luftmassengrenze und wieder kam es besonders in Norddeutschland zu massiven Schneefällen. Mitte Februar gab es bis weit nach Niedersachsen hinein Schneehöhen von über einem halben Meter und durch den starken Wind erneut meterhohe Schneeverwehungen. Teilweise dauerte es hier bis in den Mai, bis letzte Schneereste getaut waren!

Schneekatastrophe
Ein in den massiven Schneeverwehungen steckengebliebener Zug in Ostholstein (Foto: Alfred Müller)

Doch könnte so eine Wetterlage in Zeiten der Klimakrise auch heute noch auftreten? Im Prinzip ist dies auch in Zeiten wie diesen noch möglich, wenn auch vielleicht nicht mehr auf so einem extrem niedrigen Temperaturniveau. Deutlich zu kalte Perioden im Winter werden zwar seltener, aber die große Variabilität beim Wetter macht sie trotzdem noch möglich! Anders als damals sind heute aber die Möglichkeiten sich zu informieren und vor derartigen Unwetterereignissen zu warnen deutlich besser!

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