Blick ins Nachbarland: Österreich und der Klimawandel
Am 26. April trafen sich in Innsbruck renommierte Wissenschaftler zum 25. österreichischen Klimatag des Climate Change Center Austria (CCCA). Österreich und seine wunderbaren Berglandschaften sind durch die Folgen des Klimawandels besonders gefährdet.

Die Gründe dahinter und die entsprechenden Maßnahmenpläne für eine gesellschaftliche Vorsorge diskutierte ein Gremium von renovierten Wissenschaftlern während ihres Treffens.
Tirol: zukünftig mehr Hitzetage als Wien
Die Experten und das gesamte Plenum sprachen darüber, wie es vermieden werden könnte, dass es in Innsbruck künftig mehr Hitzetage geben könnte als in Wien. Der Blick auf die neuesten Forschungsergebnisse zeige vor allem eines:
Die Naturgefahrenforscherin Margreth Keiler sagte am Rande der Konferenz in einem Interview mit ORF Topos
Sie betonte aber, dass die Katastrophe nur dann käme, wenn wir nicht handeln und die Menschheit immer noch die notwendigen Handlungsoptionen habe. Deren Umsetzung sei aber so rasch wie möglich notwendig.
Basis: der Copernicus-Klimabericht
Kürzlich veröffentlichte der EU-Wetterdienst Copernicus seine Klimaanalyse 2024. Demnach hat die globale Klimaerwärmung im vergangenen Jahr erstmals die 1,5-Grad-Celsius-Marke überschritten. Europa sei dem Bericht nach zudem der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt.
Frau Keiler betonte
2024 lag der Temperaturanstieg in Österreich bei 3,1 Grad im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990. Hauptgrund dafür sei die besondere geographische Lage des Landes. So würden bei der globalen Temperaturmessung auch Ozeanflächen eine Rolle spielen, die Wärme aufnehmen, in der Nacht wieder abgeben und somit ausgleichend wirken.
Die Forscherin erklärte die österreichische Besonderheit wie folgt:
Es geht um Zehntelgrade
Gebirgs- und Naturgefahrenforscherin wie Margreth Keiler beschäftigen sich ganz speziell mit den Folgen von Lawinen, Hochwasser, Stürzen und Bergrutschen. In ihrem Vortrag beim österreichischen Klimatag betonte sie, dass die aktuelle Dynamik für sie und ihre Kolleginnen und Kollegen sehr überraschend ist. Im August 2024 schnitt eine Mure nach einem starken Gewitter Vorarlberg vom Rest Österreichs ab. Im September führte ein Unwetter in Niederösterreich zu großen Sach- und Personenschäden.
Neuer Sachstandsbericht als Entscheidungsgrundlage
Die Einsparmöglichkeiten bei den Emissionen haben über 150 Forscherinnen und Forscher im zweiten österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel zusammengetragen. Dieser soll in wenigen Wochen erscheinen und hat das Ziel, Entscheidungsträgern aus der Politik bei Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen als Grundlage zu dienen,
wie Frau Keiler betonte, die als Autorin an diesem Bericht beteiligt ist.
Der Forscher Daniel Huppmann arbeitet am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA). Er hob bei der Konferenz hervor, dass die Wissenschaft in ihrer Arbeit auch mehr Zeit für Interaktionen mit Betroffenen aus Bereichen wie Sozialpartnerschaft, Verwaltung und Industrie einplanen müsse. Unter diesem Hintergrund werde man bei einem „Realitycheck“ im neuen Sachstandsbericht alle Beteiligten darüber informieren, welche Elemente für die Umsetzung besonders relevant seien.
Hitzeschutzmaßnahmen sind eine Notwendigkeit
Ein wichtiges Element ist die Hitzevorsorge. Um einen Dialog zwischen der Verwaltung und der Bevölkerung auf den Weg zu bringen hat die Stadt Innsbruck beispielsweise die Initiative „Let’s Beat the Heat“ ins Leben gerufen. Dahinter steht ein Hitzeaktionsplan, für den Bürgerinnen und Bürger online ihre Vorschläge einreichen können.
Christine Schermer ist Expertin für Klimawandelanpassung der Stadt Innsbruck. Sie stellte erste Ergebnisse der Initiative in einem ORF-Topos-Interview vor:
Die Menschen würden sich mehr Begrünungen wünschen, also Bäume, Fassaden- und Dachbegrünungen. Aber auch Maßnahmen zur Entsiegelung sowie die Einführung von Wasserelementen zur Kühlung in der Stadt waren Teil des Ideenkatalogs.
Wunsch: eine Zukunft, in der es uns allen besser geht
Die Naturgefahrenforscherin Margreth Keiler glaubt fest daran, dass die Wende gelingen kann. Sie betonte, dass sie ständig viele Gespräche mit Personen führe, die von den Folgen der Klimakrise bereits stark betroffen seien. Die Menschen wüßten bereits sehr viel zum Themenkomplex Klimawandel, hätten aber auch den Willen, zu lernen und sich anzupassen.
Umso wichtiger sei es ihrer Meinung nach, die Erkenntnisse der Wissenschaft im Rahmen von Veranstaltungen wie dem Klimatag einer großen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Mit dem bevorstehenden Klimasachstandsbericht, der unter anderem an alle Ministerien geht, sollen die Personen, die vor Entscheidungen mit Wirkung auf die Zukunft stehen, diese auch für eine nachhaltige und resiliente Entwicklung der Bevölkerung treffen können.