Bäume als Gegenmittel: Zusammenhang zwischen Baumbestand und Infektionskrankheiten wie Dengue entdeckt
Kann Aufforstung gegen Krankheiten wie Dengue helfen? Neueste Forschungen zeigen, dass selbst ein kleiner Baumbestand die lokale Artenvielfalt erhöht und somit die Verbreitung gefährlicher Mückenarten verringert.

Bäume werden normalerweise geschützt, um die Artenvielfalt zu erhalten und den Klimawandel zu bekämpfen. Doch eine aktuelle Studie legt nahe, dass Bäume auch eine Rolle im Kampf gegen vektorübertragene Infektionskrankheiten wie Dengue spielen könnten.
Eine von der Stanford University geleitete Untersuchung, veröffentlicht im Fachjournal Landscape Ecology, zeigt, dass selbst ein bescheidener Baumbestand die Verbreitung invasiver Mückenarten wie Aedes albopictus verringert.
Artenvielfalt führt zu Konkurrenz
Die Forscherinnen und Forscher nutzten Feldbeobachtungen und Satellitendaten, um die Mückenpopulationen in einem Mosaik aus Waldgebieten, Agrarflächen und Wohnsiedlungen im Süden Costa Ricas zu analysieren. Das Ergebnis war, dass in bewaldeten Gebieten die Anzahl der krankheitsübertragenden Mücken signifikant abnahm, während die Gesamtvielfalt an Mückenarten anstieg.
– Johannah Farner, Hauptautorin der Studie und Biologie-Doktorandin an der Stanford University
Durch den direkten Einfluss der Bäume stieg also die Artenvielfalt an. Eine größere Zahl unterschiedlicher Mückenarten führt zu mehr Konkurrenz um Brutplätze und Nahrung – was es invasiven Arten wie Aedes albopictus schwer macht, sich durchzusetzen. Zudem sind vielfältige Ökosysteme in der Regel stabiler und weniger anfällig für Störungen, was sie weniger attraktiv für aggressive, opportunistische Eindringlinge macht.

In den untersuchten Waldgebieten fanden die Wissenschaftler überhaupt keine Exemplare Aedes albopictus. Ganz anders sah es in Wohngebieten aus: Hier war die Artenvielfalt geringer und die Wahrscheinlichkeit, auf die invasive Art zu stoßen, deutlich höher. Agrarflächen lagen zwischen diesen beiden Extremen, wobei vor allem die Intensität und Art der Nutzung entscheidend waren.
– Erin Mordecai, Biologieprofessorin an der Stanford University und Seniorautorin der Studie
Mordecai gründete gemeinsam mit Giulio De Leo, Professor für Erd- und Umweltwissenschaften, das Programm Disease Ecology in a Changing World (DECO), das sich mit der Rolle von Umweltveränderungen bei der Ausbreitung von Infektionskrankheiten beschäftigt. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, die sowohl den Erhalt der biologischen Vielfalt sichern als auch dem öffentlichen Gesundheitsschutz dienen.
Die Forscher warnen jedoch vor einfachen Rückschlüssen: Die Pflanzung von Bäumen dürfe nicht als Ersatz für den Schutz großflächiger, intakter Wälder missverstanden werden. Vielmehr stellen gezielte Aufforstungen außerhalb von Schutzgebieten eine sinnvolle Ergänzung dar, etwa in landwirtschaftlich genutzten oder bereits erschlossenen Regionen.
Das Team plant weitere Untersuchungen darüber, wie andere Mückenarten, beispielsweise der Malaria-Überträger Anopheles, auf unterschiedliche Landschaftstypen reagieren. Angesichts rascher Klimaveränderungen und zunehmender Eingriffe in die Natur könnten so neue Erkenntnisse über Gesundheitsschutz und Naturschutz gewonnen werden.
Quellenhinweis:
Farner, J. E., Howard, M., Smith, J. R. et al. (2025): Local tree cover predicts mosquito species richness and disease vector presence in a tropical countryside landscape. Landscape Ecology, 40, 111.