Bäume als Gegenmittel: Zusammenhang zwischen Baumbestand und Infektionskrankheiten wie Dengue entdeckt

Kann Aufforstung gegen Krankheiten wie Dengue helfen? Neueste Forschungen zeigen, dass selbst ein kleiner Baumbestand die lokale Artenvielfalt erhöht und somit die Verbreitung gefährlicher Mückenarten verringert.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Bäume die Artenvielfalt von Mücken erhöhen, und damit auch deren Konkurrenz untereinander.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Bäume die Artenvielfalt von Mücken erhöhen, und damit auch deren Konkurrenz untereinander. Bild: Albrecht Fietz/Pixabay

Bäume werden normalerweise geschützt, um die Artenvielfalt zu erhalten und den Klimawandel zu bekämpfen. Doch eine aktuelle Studie legt nahe, dass Bäume auch eine Rolle im Kampf gegen vektorübertragene Infektionskrankheiten wie Dengue spielen könnten.

Invasive Mückenarten wie Aedes albopictus übertragen Krankheiten wie das Denguefieber. Das Virus kann grippeähnliche Symptome verursachen, im schlimmsten Fall aber zu inneren Blutungen, Organversagen oder sogar zum Tod führen.

Eine von der Stanford University geleitete Untersuchung, veröffentlicht im Fachjournal Landscape Ecology, zeigt, dass selbst ein bescheidener Baumbestand die Verbreitung invasiver Mückenarten wie Aedes albopictus verringert.

Artenvielfalt führt zu Konkurrenz

Die Forscherinnen und Forscher nutzten Feldbeobachtungen und Satellitendaten, um die Mückenpopulationen in einem Mosaik aus Waldgebieten, Agrarflächen und Wohnsiedlungen im Süden Costa Ricas zu analysieren. Das Ergebnis war, dass in bewaldeten Gebieten die Anzahl der krankheitsübertragenden Mücken signifikant abnahm, während die Gesamtvielfalt an Mückenarten anstieg.

„Wir wussten bereits, dass kleine Waldstücke in dieser Region eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten unterstützen. Dass dies auch für Mücken gilt – und dabei sogar hilft, invasive, krankheitsübertragende Arten fernzuhalten – war eine überraschende Entdeckung.“

– Johannah Farner, Hauptautorin der Studie und Biologie-Doktorandin an der Stanford University

Durch den direkten Einfluss der Bäume stieg also die Artenvielfalt an. Eine größere Zahl unterschiedlicher Mückenarten führt zu mehr Konkurrenz um Brutplätze und Nahrung – was es invasiven Arten wie Aedes albopictus schwer macht, sich durchzusetzen. Zudem sind vielfältige Ökosysteme in der Regel stabiler und weniger anfällig für Störungen, was sie weniger attraktiv für aggressive, opportunistische Eindringlinge macht.

Invasive Mückenarten sind vor allem in Städten anzutreffen, in Wäldern hingegen kaum.
Invasive Mückenarten sind vor allem in Städten anzutreffen, in Wäldern hingegen kaum. Bild: rottonara/Pixabay

In den untersuchten Waldgebieten fanden die Wissenschaftler überhaupt keine Exemplare Aedes albopictus. Ganz anders sah es in Wohngebieten aus: Hier war die Artenvielfalt geringer und die Wahrscheinlichkeit, auf die invasive Art zu stoßen, deutlich höher. Agrarflächen lagen zwischen diesen beiden Extremen, wobei vor allem die Intensität und Art der Nutzung entscheidend waren.

„Wir müssen mehr darüber erfahren, was Dengue in ländlichen tropischen Regionen antreibt. Diese Arbeit zeigt, dass Waldflächen und Baumbestand das Risiko senken können, aber wir müssen auch andere Landnutzungstypen untersuchen, die Vektoren erhalten.“

– Erin Mordecai, Biologieprofessorin an der Stanford University und Seniorautorin der Studie

Mordecai gründete gemeinsam mit Giulio De Leo, Professor für Erd- und Umweltwissenschaften, das Programm Disease Ecology in a Changing World (DECO), das sich mit der Rolle von Umweltveränderungen bei der Ausbreitung von Infektionskrankheiten beschäftigt. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, die sowohl den Erhalt der biologischen Vielfalt sichern als auch dem öffentlichen Gesundheitsschutz dienen.

Die Forscher warnen jedoch vor einfachen Rückschlüssen: Die Pflanzung von Bäumen dürfe nicht als Ersatz für den Schutz großflächiger, intakter Wälder missverstanden werden. Vielmehr stellen gezielte Aufforstungen außerhalb von Schutzgebieten eine sinnvolle Ergänzung dar, etwa in landwirtschaftlich genutzten oder bereits erschlossenen Regionen.

Das Team plant weitere Untersuchungen darüber, wie andere Mückenarten, beispielsweise der Malaria-Überträger Anopheles, auf unterschiedliche Landschaftstypen reagieren. Angesichts rascher Klimaveränderungen und zunehmender Eingriffe in die Natur könnten so neue Erkenntnisse über Gesundheitsschutz und Naturschutz gewonnen werden.

Quellenhinweis:

Farner, J. E., Howard, M., Smith, J. R. et al. (2025): Local tree cover predicts mosquito species richness and disease vector presence in a tropical countryside landscape. Landscape Ecology, 40, 111.