"Er ist da": Hurrikan Erin erreicht Westeuropa – jetzt kommt Sommerhitze, dann Unwettergefahr ab Mittwoch geht es rund

Ex-Hurrikan vor den Britischen Inseln lenkt sehr warme Luft zu uns: Dienstag und Mittwoch viel Sonne, bis 31 Grad – danach drohen aus Frankreich Gewitter, Hagel und Starkregen.
Der Ex-Hurrikan liegt aktuell vor den Britischen Inseln und hat sich nach seiner langen Atlantikreise in ein außertropisches Sturmtief verwandelt. Entscheidend: Er schiebt auf seiner Vorderseite eine warme, trockene Süd- bis Südwestströmung nach Mitteleuropa. Dadurch heißt es bei uns Sommer statt Sturm. Die Druckgegensätze bleiben zunächst moderat, der Wind ist meist harmlos, die Sonne gewinnt die Oberhand. Gleichzeitig baut sich über Zentraleuropa ein Höhenkeil auf, der das Absinken der Luft fördert und Wolken frühzeitig auflöst. Ergebnis: Zwei Tage mit viel Sonnenschein, trockenem Wetter und rasch steigenden Temperaturen – ein spätsommerliches Zwischenspiel, ehe die Lage kippt.
Vom Hurrikan zum Sturmtief: die Verwandlung
Tropische Wirbelstürme leben von warmem Ozean, feuchter Luft und einem symmetrischen Warmkern. Beim Zug nach Norden trifft das System auf kühlere Gewässer und stärkere Höhenwinde. Es beginnt die Extratropische Transition (ET): Der Warmkern geht verloren, Fronten bilden sich aus, das Windfeld wird größer, aber asymmetrisch. Energie kommt nun aus Temperaturgegensätzen (barokline Prozesse) statt aus Ozeanwärme. Häufig koppelt das Tief an den Jetstream, eine Trockeneinschub-Zunge greift ein, und der Wirbel okkludiert teilweise – teils entsteht sogar eine Warmokklusion mit sehr milder Luft im Zentrum. Genau diese Umstellung erklärt, warum das ehemalige Auge keine Rolle mehr spielt, der Wirbel aber breitflächig Wetter macht.
Warum dieses Tief Wärme statt Sturm bringt
Auf der Vorderseite des Systems verläuft ein kräftiger Warmluft-Transport (die Warm Conveyor Belt) aus dem Südwesten. Die Luft ist in der Höhe sehr mild und vergleichsweise trocken; Absinken führt zu Adiabatik, Wolken verdunsten, die Sonneneinstrahlung greift durch. Gleichzeitig sorgt der Höhenkeil für stabile Verhältnisse – Böen halten sich in Grenzen, die Druckwelle verläuft unspektakulär. Die Folge: Sommerliches Gefühl statt klassischer Herbststurm. Am Dienstag und Mittwoch dominieren daher heiter bis sonnige Phasen, und die Zufuhr milder Luft erreicht ihren Höhepunkt, bevor mit Annäherung der Kaltfront wieder Dynamik und Feuchte ins Spiel kommen.
Temperatursprung: kalt am Morgen, heiß am Nachmittag
Die Nächte bleiben zunächst klar und trocken – ideale Bedingungen für starke Ausstrahlung. Daher kann es Dienstagmorgen in Tälern und Senken auf unter 5 Grad abkühlen (Kaltluftseen). Mit Sonne und milder Höhenluft steigt das Thermometer dann rasant: 20 bis 25 Grad, im Westen und Südwesten bis 30 oder 31 Grad. Der Tagesgang von teils 25 Grad ist außergewöhnlich und fühlt sich an wie ein Temperatursprung. Auch Mittwoch startet freundlich und sommerlich warm, vielerorts bleibt es schwülwarm. Kurz: Vormittags Jacke, nachmittags T-Shirt – ein markanter Kontrast, der die besondere Luftmasse eindrucksvoll zeigt.

Achtung ab Mittwochnachmittag: Unwetter aus Frankreich
Mit Annäherung der Kaltfront und steigender Scherung mischt sich zur Wärme Feuchte – die Labilität (CAPE) nimmt zu. Ab Mittwochnachmittag zieht aus Frankreich eine Gewitterlinie bzw. ein MCS heran. Besonders im Fokus: Rheinland-Pfalz, das Saarland, Baden-Württemberg sowie Teile von NRW und Hessen. Dabei drohen Starkregen, Hagel und stürmische Böen, lokal Unwetter. Vor der Front bleibt es noch sonnig bis heiß, dahinter fließt merklich kühlere Luft ein. Wer die Sommerwärme nutzen will, hat dafür Dienstag und Mittwochvormittag die besten Karten; danach heißt es Wetterradar im Blick behalten und Freiluftpläne anpassen.