Grüne Berge, rauschendes Wasser und Lorbeerwald: In diesem Naturparadies weisen Kanäle Wanderen den Weg
Die Wunder des Lorbeerwalds und gepflegte Wege machen diese Atlantikinsel zum Paradies für Outdoor-Fans. Wer den traditionellen Bewässerungskanälen folgt, erlebt ihre ursprüngliche Seite und muss sich kaum anstrengen.

Rechts erhebt sich schroffer Felsen. Links öffnet sich der Blick auf samtig grüne Bergrücken. In der Ferne blitzt tiefblau der Atlantik. Vogelstimmen sind zu hören und das leise Gluckern von Wasser. Im Gebüsch toben Buchfinken. Kein Haus und keine Straße erinnert hier daran, wie dicht Madeiras Küstenregionen besiedelt sind.
Elf Kilometer misst der Wanderweg von Riberia Frio bis nach Portela auf Madeira. Er führt durch Lorbeerwald, vorbei an Wasserfällen und durch die Felsspalte Cabeço do Furado. Zuletzt wendet er sich vom Kanal ab, verliert 300 Meter an Höhe und erreicht die Zivilisation in Form eines Parkplatzes mit Obst- und Blumenständen.
Sich zu verlaufen, ist unmöglich. Solange neben dem Wanderer die Levada, der etwa fünfzig Zentimeter breite Bewässerungskanal, friedlich gluckert, stimmt die Route. Gut beschildert ist sie sowieso.
2300 Kilometer Wanderwege am Wasser
Levadas wurden schon von den ersten Siedlern gebaut, um Wasser aus höher gelegenen Quellen in das landwirtschaftlich genutzte Land an der Südküste zu transportieren. Heute messen die Kanäle insgesamt 2300 Kilometer.
Sie senken sich auf ihrem Weg zur Küste so gemächlich – pro Kilometer um einen Meter -, dass Wanderer ihnen ohne Anstrengung folgen können.
Nur die Augen sind gelegentlich von den Aussichten in stille Täler und aufs Meer in der Ferne abzuwenden. Denn der Pfad ist schmal, stellenweise misst er nur 30 Zentimeter. Zudem verläuft er oft unmittelbar neben dem Abgrund, gesichert immerhin durch zwei Drahtseile.
Und manches Mal holen tief hängende Äste, Schlaglöcher und rutschige Abschnitte träumende Wanderer jäh in die Realität zurück.
Wandern mit Fernglas und Taschenlampe
Neben der Weltenferne ist Abwechslung der größte Trumpf der Kanalwanderwege. Oftmals benötigen Wanderer eine Taschenlampe, um der Levada durch Tunnel zu folgen.
Und unmittelbar leuchtet ein, warum die UNESCO Madeiras Lorbeerwald zum Weltnaturerbe erklärte: nicht nur, weil es solche Wälder außer auf Madeira nur auf den Azoren und den Kanaren gibt. Sondern auch, weil dieser Wald, dicht und immergrün, eine märchenhafte Landschaft bildet.
Der größte ist er auch: 150 Quadratkilometer misst er und bedeckt als grüne Lunge der Insel heute noch 20 Prozent ihrer Fläche.
Subtropische Gärten und milde Winter
Madeira kann sie gebrauchen, denn die nicht allzu große Insel muss mit 235.000 Einwohnern und sehr vielen Besuchern klarkommen. Das Klima, das sich 850 Kilometer südwestlich vom portugiesischen Festland ganzjährig mild und freundlich zeigt, lässt nicht nur exotische Wälder gedeihen und subtropische Gärten blühen, die das natürliche Kontrastprogramm zu langen Wandertouren in den Bergen bilden.
Es lockt auch seit mehr als 100 Jahren Touristen auf die Atlantikinsel. Früher allerdings kamen sie am liebsten im Winter - denn der ist hier besonders mild.