Eine einzigartige prähistorische Landschaft ist das erste UNESCO-Weltkulturerbe der Bretagne
Für Frankreich ist es bereits die 54. Stätte, jetzt zieht die Halbinsel im Nordwesten nach - und gleich mit einer ganzen Landschaft. Ihre geheimnisvollen Menhire liegen an der Küste und sogar auf einer vorgelagerten Insel.

Bis zu 7000 Jahre alt sind die Steinreihen von Carnac und die Megalithlandschaft der bretonischen Südküste am Golf von Morbihan. Märchenhaft ist ihr Anblick, wenn sie im Morgenlicht oder zur Stunde der Dämmerung aus der Landschaft emporragen, die sie seit Jahrtausenden prägen: Insgesamt 3000 Menhire - aufrechtstehende Hinkelsteine - folgen hier über vier Kilometer in zehn bis dreizehn Steinreihen aufeinander. Wenn die Sommersaison zu Ende geht, beginnt die beste Zeit, ihre Faszination in Ruhe zu erspüren.
550 Megalithstätten, 3000 Menhire
Seit Juli stehen sie auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten. Die insgesamt 550 Megalithstätten sind das erste Weltkulturerbe für die Bretagne, Frankreichs wildromantische Halbinsel am Atlantik. Aber auch für die UNESCO selbst ist die Auszeichnung ungewöhnlich: Hier wurde keine einzelne Sehenswürdigkeit oder ein einzelner Ort anerkannt, sondern eine ganze Landschaft.
Damit dürfte der Schmerz der Bretonen über das Weltkulturerbe an der Grenze von Bretagne und Normandie abklingen. Der Klosterberg Mont Saint-Michel ist eines der meistbesuchten Monumente Frankreichs, liegt in Sichtweite der Bretagne, doch er gehört aufgrund des Verlaufs des Grenzflusses zwischen den Regionen zur Normandie.
Neben ihrer Bedeutung als stumme Zeugen der Menschheitsgeschichte waren für die Auszeichnung der UNESCO auch die weltweit einzigartige Lage der Megalithen am Meer, die Vielfalt der Monumente sowie der Reichtum der Gravuren ausschlaggebend - und die Größe der Bauten aus der Jungsteinzeit.
Weltweit größte Dichte von Menhiren
Nirgends sonst auf der Welt gibt es eine größere Zahl Menhire auf einer so überschaubaren Fläche - auch das macht diese Stätte so imposant wie einzigartig. Die am besten und vollständigsten erhaltenen Formationen erstrecken sich von Carnac - wo sich ein herausragendes Museum der Prähistorie widmet - bis La-Trinité-sur-Mer an der südlichen Atlantikküste der Bretagne.
20 Meter hoch und 30 Tonnen schwer
Gewaltig ist der zwanzig Meter hohe und 300 Tonnen schwere, in vier Teile zerbrochene Menhir von Locmariaquer an der Küste des Morbihan. Er ist der einzige erhaltene einer Gruppe von ursprünglich achtzehn Megalithen. Wie es zu seiner Zerstörung kam, ist ungeklärt. In seiner Nähe liegt ein Dolmen, der als frühzeitliche Grabkammer reich mit Gravuren geschmückt ist, die Tiere und Symbole zeigen.
Ein aus 23 Stelen bestehender, prähistorischer Steinhügel (Cairn) befindet sich auf der Insel Gavrinis im Golf von Morbihan. Die Stelen ziert ein System aus Flechten und Linien. Seine Komplexität hat dem Monument den Beinamen der „Sixtinischen Kapelle des Neolithikums" beschert.