Das Ende der Blechlawinen: Wird dies die fahrradfreundlichste Metropole Europas?

Adieu, Stau und Stress: Die französische Hauptstadt treibt den Mobilitätswandel entschieden voran - nicht nur mit einer brandneuen Schwebebahn, sondern auch mit mehr als 1000 Kilometern Radweg und Tempo 30 im Zentrum.

Paris
Baulich getrennte Radwege erleichtern die CO2-arme Fortbewegung in Paris. Foto: Adobe Stock

Über 1000 Kilometer Radwege, ein Drittel davon als getrennte Fahrradspuren, 1500 Leihstationen für Fahrräder und dazu zahlreiche für Räder umgestaltete Hauptverkehrswege, auf denen Radler Vorrang haben - in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Fortbewegung in Paris geradezu dramatisch verändert.

Konsequente Umgestaltung der Verkehrspolitik

Immer mehr Bewohner, aber auch Besucher der Stadt steigen aufs Rad um, um großstadttypisch stockenden Verkehr zu passieren. Für Sicherheit sorgen getrennte Fahrradspuren, die zwar noch nicht an allen, aber sehr vielen stark frequentierten Verkehrsachsen von Paris zu finden sind.

Hinter den Anstrengungen steht die sozialdemokratische Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Sie baut Paris mit ihrer rot-grünen Stadtregierung seit 2014 konsequent zur Fahrrad-Metropole um - durch Ausbau der Infrastruktur für Räder und Abschreckung von Autofahrern.

Flanieren an den Ufern der Seine

Viele der schönen Uferstraßen der Seine sperrte Hidalgo für Autos und gab sie Flaneuren zurück. Fast überall in der Innenstadt wurde Tempo 30 eingeführt, um Umweltbelastung und Lärm zu reduzieren und mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen.

Nicht alle Maßnahmen haben allen den Menschen in Paris Freude bereitet. So wurde auch auf der Stadtautobahn Tempo 50 eingeführt, was manchen Kfz-Nutzer empörte - auch wenn mehr Geschwindigkeit aufgrund der Verkehrslage ohnehin nicht oft möglich ist.

Verbesserungen für Radler, Verdruss für Autofahrer

Für Fahrer von SUV-Fahrzeugen wurden zudem das Parken vergangenen Jahr deutlich teurer - sie zahlen seit gut einem Jahr den dreifachen Preis. Wer mit mehr als 1,6 Tonnen (Elektroautos: 2 Tonnen) in die Stadt rollt, wird für einstündiges Parken des Panzers mit 18 Euro zur Kasse gebeten. Es lohnt sich nicht, länger zu bleiben: Für sechs Stunden Parkzeit werden 225 Euro berechnet.

Für leichtgewichtigere Autos werden im Stadtzentrum (1. bis 11. Arrondissement) sechs Euro für eine Stunde fällig. Die Bewohner der Stadt sind von der neuen Gebührenordnung indes nicht betroffen. Und auch, wer den SUV in ein privates Parkhaus zwängt, muss nicht die städtischen Tarife zahlen - die Parkhausbetreiber legen ihre Gebühren selbst fest.

Neuer Joker: Die längste Standseilbahn Europas

Auch sonst verfolgt die französische Hauptstadt innovative Ansätze zum Mobilitätswandel. So bringt seit kurzem die mit viereinhalb Kilometern längste Stadtseilbahn Europas Pendler aus den Vororten südöstlich der Metropole ins Zentrum. Dadurch sollen nicht nur die Straßen entlastet werden, sondern auch überfüllte und stauanfällige Busse.

In achtzehn Minuten bringt die neue Schwebebahn Pendler zur innerstädtischen Metro-Anbindung. In ihren 105 Kabinen werden jeden Tag rund 11.000 Menschen transportiert. Das neue Verkehrsmittel ist zudem so konzipiert, dass es auch Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder bietet.