Wie heiß wird es denn nun? Warum Städte im Sommer zur Gluthölle werden – und was wir dagegen tun können

Asphalt heizt sich auf, Schatten ist Mangelware – Städte glühen. Doch wir können sie abkühlen. So funktioniert klimaresilente Stadtplanung.

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Dichte Bebauung sorgt dafür, dass es in den meisten Städten auf der Welt im Sommer extrem warm bis heiß wird.

Wenn im Sommer die Temperaturen steigen, trifft es Städte besonders hart. Während das Thermometer auf dem Land abends langsam wieder sinkt, bleibt es in urbanen Zentren oft unangenehm warm – die sogenannte „städtische Wärmeinsel“ schlägt zu. Der Grund liegt in der Bauweise: Beton, Asphalt und dunkle Dächer speichern tagsüber Hitze und geben sie nachts nur langsam wieder ab. Gleichzeitig fehlt es an Pflanzen und offenen Bodenflächen, die durch Verdunstung Kühlung bringen könnten. Hinzu kommt der dichte Verkehr, der zusätzliche Wärme produziert.

Laut dem Deutschen Wetterdienst kann es in Städten nachts bis zu 10 Grad wärmer sein als im Umland. Diese Tropennächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, nehmen zu – mit ernsthaften Folgen für die Gesundheit. Vor allem ältere Menschen, Kinder und Vorerkrankte leiden unter der Hitzebelastung. Studien zeigen, dass die Sterblichkeit während Hitzewellen signifikant steigt. Städte sind also nicht nur Wärmefallen – sie werden im Sommer zunehmend zur gesundheitlichen Herausforderung.

Klimawandel verschärft das Problem

Dass es heißer wird, ist kein Zufall. Der Klimawandel verändert die Spielregeln – und das schon heute. In Deutschland hat die durchschnittliche Temperatur seit 1881 um etwa 1,6 Grad zugenommen, in Städten oft sogar noch stärker. Die Zahl der heißen Tage (über 30 Grad) steigt, genauso wie die Zahl der Tropennächte. Gleichzeitig verändert sich das Niederschlagsmuster: Es regnet seltener, aber dafür heftiger. Das Wasser rauscht über versiegelte Flächen in die Kanalisation, statt im Boden gespeichert zu werden.

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Städte werden so doppelt getroffen: Sie müssen nicht nur mit der Hitze klarkommen, sondern auch mit Starkregen und Überschwemmungen. Der Klimawandel ist also kein fernes Zukunftsszenario mehr – er ist längst in unseren Städten angekommen. Und es ist zu erwarten, dass die Sommer der Zukunft noch extremer ausfallen werden, wenn nicht gehandelt wird. Wie heiß es wird, hängt auch davon ab, wie schnell Städte sich anpassen – oder eben nicht.

Städte können sich wehren – mit Grün, Blau und Weiß

Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen. Und sie beginnen oft mit simplen Prinzipien. Stadtplaner sprechen vom „Grün-Blau-Weißen Dreiklang“, wenn es um klimafreundliche Städte geht. Grün steht für Vegetation – also Bäume, Parks, begrünte Fassaden und Dächer, die Schatten spenden und durch Verdunstung kühlen. Blau meint den Umgang mit Wasser: offene Wasserflächen, Regenrückhaltebecken oder bepflanzte Mulden, die Wasser speichern und gleichzeitig das Mikroklima verbessern. Weiß steht für helle Materialien, die Sonnenstrahlen reflektieren, anstatt sie zu speichern.

Viele Städte experimentieren bereits mit solchen Maßnahmen. In Wien zum Beispiel wurden Bushaltestellen begrünt und kühlen Wassernebel vernebelt. Paris setzt auf „Cool Streets“ mit entsiegelten Flächen und mehr Stadtbäumen. Auch in Deutschland passiert etwas: Freiburg gilt als Vorreiter in Sachen klimaangepasster Stadtentwicklung, andere Städte wie Berlin oder Leipzig ziehen nach. Doch das Tempo reicht oft nicht aus – und der Umbau braucht politische Entschlossenheit.

Jeder kann etwas beitragen – auch ohne Großprojekte

Nicht alles hängt von der Stadtplanung ab. Auch Bürgerinnen und Bürger können aktiv werden. Wer einen Garten, Balkon oder Innenhof hat, kann durch Begrünung das Mikroklima verbessern. Selbst ein einzelner Baum spendet Schatten und sorgt für Kühlung. Auch Dach- und Fassadenbegrünungen auf privaten Gebäuden helfen – und werden in manchen Städten inzwischen sogar gefördert. Regenwasser kann in Zisternen gesammelt und für Pflanzen verwendet werden, statt ungenutzt in der Kanalisation zu verschwinden.

Zudem sollten sich Bürger aktiv in kommunale Planungsprozesse einbringen. Wo neue Wohngebiete entstehen oder Straßen saniert werden, kann Klimaanpassung mitgedacht werden – von entsiegelten Wegen bis zu mehr Bäumen. Und ganz wichtig: Hitzeschutz betrifft auch den Alltag. Wer gut informiert ist, kann Risiken vermeiden, sich schützen und andere unterstützen – etwa durch Nachbarschaftshilfe während Hitzewellen.

Die Stadt der Zukunft ist grün und kühl – wenn wir es wollen

Klimaanpassung in Städten ist keine Luxusfrage, sondern eine Überlebensfrage. Schon heute zeigt sich, dass Städte, die aktiv umgestalten, besser durch heiße Sommer kommen. Die Stadt der Zukunft wird nicht mehr nur durch Straßen und Häuser definiert, sondern durch Schatten, Verdunstung und intelligente Planung. Dabei geht es nicht um technologische Utopien, sondern um realistische Maßnahmen, die Lebensqualität sichern – für alle.

Wie heiß es also wird? Die Antwort hängt nicht nur vom globalen CO₂-Ausstoß ab, sondern auch davon, wie wir unsere Städte gestalten. Hitze lässt sich nicht ganz vermeiden – aber sie lässt sich deutlich erträglicher machen. Die Werkzeuge dafür sind längst da. Jetzt geht es darum, sie auch zu nutzen.