Trump und die Klimawissenschaft – eine Beziehung ohne Zukunft

Trump bezeichnete den Klimawandel als „den größten Schwindel, der der Welt je angetan wurde“. Er warf der Wissenschaft vor, sie hätten bisher irreführende Begriffe wie „global warming“ und „global cooling“ verwendet.

Links: das Ziel der Wissenschaft. Rechts: Weiter wie bisher, frei nach Donald J. Trump

Nun würden sie es das Ganze „Klimawandel“ nennen – damit ihnen nicht vorgeworfen werden könne, etwas falsch gemacht zu haben, falls die Welt sich doch irgendwann abkühlt.

Faktenlage

Forschende verwenden verschiedene Begriffe – „globale Erwärmung“ meist für den langfristigen Temperaturanstieg und „Klimawandel“ für dessen Folgen. Von Täuschung kann also keine Rede sein.

Auch die Aussage zu US-Klimahilfen war falsch

Trump behauptete fälschlicherweise auch, die USA hätten im Rahmen des Pariser Klimaabkommens, bei dem die USA seit diesem Jahr nicht mehr dabei sind, bislang „so etwas wie eine Billion Dollar zahlen“ müssen.

Tatsache ist, dass die USA im Rahmen dieses Abkommens nicht annähernd so eine Summe ausgegeben haben. Bei seinem Amtsantritt versprach der ehemalige US-Präsident Joe Biden, jährlich 11,4 Milliarden US-Dollar zu zahlen. Der Kongress stellte allerdings noch weniger bereit.

Weitere falsche Aussagen des US-Präsidenten betrafen erneuerbare Energien im Vergleich zu der von den USA bevorzugten Energieerzeugung durch fossile Energieträger.

Bei Nachbetrachtung der Rede ist es sehr erstaunlich, dass die politische Resonanz auf die zahlreichen unwahren Behauptungen und falschen Aussagen nahezu ganz aus nahezu ganz ausblieb. Diese Reaktion folgte der bisher schon bekannten Positionierung der Weltpolitik, die dahingeht, den US-Präsidenten durch Gegenreden nicht zu verärgern.

Position der Wissenschaft

Am 24. September äußerte sich vor der Vollversammlung die Wissenschaft mit einer sehr deutlichen Gegenposition zu den Aussagen von Donald Trump.

So wandte sich der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) am 24.9. in New York an die Staatschefs, Ministerinnen und Minister und andere Persönlichkeiten.

Seine Ausführungen waren Teil des Programms des Klimagipfel des UN Generalsekretärs. Dieser fand während der so genannten High-Level 2025 der UN-Generalversammlung stattfand. Nachfolgend meine Übersetzung der Rede von Johan Rockström:

It’s now 10 years since the world in Paris entered a legally-binding agreement to avoid dangerous climate change. Since then, science has become overwhelmingly clear: allowing long-term global warming to exceed 1.5°C constitutes danger.

Es ist jetzt 10 Jahre her, dass die Welt in Paris eine rechtsverbindliche Vereinbarung getroffen hat, um den gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Seitdem ist die Wissenschaft überwältigend klar geworden: Die langfristige globale Erwärmung von mehr als 1,5 °C stellt eine Gefahr dar.

And yet, greenhouse gas emissions continue rising and in 2024 annual global temperature change was pushed beyond 1.5°C for the first time on our watch. This is a deep concern. An even deeper concern is that warming appears to be accelerating, outpacing emissions.

Und doch steigen die Treibhausgasemissionen weiter an und im Jahr 2024 wurde die jährliche globale Temperaturveränderung zum ersten Mal seit unserer Beobachtung auf über 1,5 °C hinausgeschoben. Dies stellt eine tiefe Sorge dar. Eine noch tiefere Sorge ist es allerdings, dass sich die Erwärmung zu beschleunigen scheint und die Erhöhungsrate der Emissionen übertrifft.

The long-term average warming is now between 1.3 and 1.4°C. We are on a path to breach the 1.5°C multi-decadal boundary within the next 5-10 years. Here, we must admit failure. Failure to protect peoples and nations from unmanageable impacts of human-induced climate change.

Die langfristige durchschnittliche Erwärmung liegt jetzt zwischen 1,3 und 1,4°C. Wir sind auf dem Weg, innerhalb der nächsten 5-10 Jahre die mehrjährige Grenze von 1,5°C zu durchbrechen. Hier und jetzt müssen wir das Scheitern zugeben: das Versäumnis, Völker und Nationen vor unberechenbaren Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels zu schützen.

But we don’t have to keep failing. Returning to below 1.5°C by the end of the century must remain the obligation for all international efforts to limit dangerous climate change. Extreme heat, fires, droughts, water scarcity, flooding and soil degradation, reinforced by us, are already impacting the lives of billions of people around the world. Beyond 1.5°C, these dangers will become increasingly unmanageable. Every tenth of a degree of avoided warming saves lives and livelihoods – this is not the time for resignation.

Aber wir müssen nicht weiter scheitern. Die Rückkehr auf einen Pfad unter 1,5 °C bis zum Ende des Jahrhunderts muss die Verpflichtung aller internationalen Bemühungen zur Begrenzung der Gefahren des Klimawandels bleiben. Extreme Hitze, Brände, Dürren, Wasserknappheit, Überschwemmungen und Bodendegradation, die durch unser Tun verstärkt werden, wirken sich bereits auf das Leben von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt aus.

Über 1,5°C hinaus werden diese Gefahren zunehmend nicht mehr beherrschbar. Jeder Zehntel eines vermiedenen Grades der vermiedenen Erwärmung rettet Leben und Lebensgrundlagen. Jetzt ist nicht die Zeit zur Resignation.

Beyond 1.5°C there is also a real risk of crossing tipping points. The most recent science concludes we are therefore dangerously close to triggering fundamental and irreversible changes.

Bei einer Erwärmung über 1,5°C hinaus besteht auch ein echtes Risiko, Kipppunkte zu überschreiten. Die jüngsten Berichte der Wissenschaft kommen zu dem Schluss, dass wir gefährlich kurz davor sind, grundlegende und irreversible Veränderungen auszulösen.

If we make the right choices going forward, there are still ‘overshoot’ pathways that could bring temperatures back below 1.5°C by the end of this century. Such a narrow escape remains possible, but it will be extremely challenging. It requires deep and rapid reduction of all greenhouse gases, involving the near complete transition – starting now – away from fossil fuels.

Wenn wir für die Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen, gibt es immer noch Überschreitungsszenarien, die trotzdem die Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts wieder unter 1,5 °C bringen könnten. Eine solch enger Korridor bleibt möglich, wird aber äußerst herausfordernd sein. Notwendig sind eine tiefgreifende und schnelle Reduzierung aller Treibhausgase, was den nahezu vollständigen Übergang - ab sofort - weg von fossilen Brennstoffen beinhaltet.

We also know that cutting emissions won’t be enough. We need to massively scale up carbon dioxide removal. For each 0.1°C of planetary cooling, 200 billion tons need to be removed from the atmosphere.

Wir wissen auch, dass die alleinige Reduzierung der Emissionen nicht ausreichen wird. Wir müssen daher die Kohlendioxidentfernung aus der Atmosphäre massiv ausweiten. Für jedes 0,1°C-Grad an Abkühlung des Planeten müssen 200 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden.

But even if this succeeds, we fail, unless we safeguard the world’s most powerful carbon sink and cooling system - a healthy planet. If we don’t return to the "safe operating space” of the nine Planetary Boundaries that regulate Earth’s stability, (including biodiversity, pollutants, land, nutrients and the ocean) a safe climate will be out of reach – irrespective of our mitigation efforts.

Aber selbst wenn uns dies gelingt, scheitern wir, wenn wir nicht das leistungsstärkste Kohlenstoffsenken- und Kühlmechanismen der Welt bewahren - die Systeme eines gesunden Planeten.

Wenn wir nicht in den auf die sichere Ebene der neun planetarischen Grenzen zurückkehren, die die Stabilität der Erde regulieren (einschließlich Biodiversität, Schadstoffe, Land, Nährstoffe und Ozean), wird eine Sicherung des Klimas unerreichbar sein, ganz unabhängig von unseren Bemühungen die Emissionen und die Erwärmung zu mindern.

Don’t be fooled: we are currently following a path that will take us to 3°C in just 75 years, shorter than the existence of this very institution, an existential threat we have not experienced in the last 3 million years, and there is no guarantee that efforts to cool our planet will succeed

Lassen Sie sich nicht täuschen: Wir folgen derzeit einem Weg, der uns in nur 75 Jahren auf 3°C bringen wird. Dieser Zeitraum ist kürzer als die Existenz der UN. Dies stellt eine existenzielle Bedrohung dar, die wir in den letzten 3 Millionen Jahren nicht erlebt haben. Es gibt keine Garantie dafür, dass die Bemühungen, unseren Planeten abzukühlen, erfolgreich sein werden.

My message today: science is clear – we have a planetary crisis on our watch. And we do have scalable solutions for phasing out fossil fuels, efficient resource use and transformation to healthy and sustainable food. Pathways that make us all winners. The window to a manageable climate future is still open, but just.

Meine Botschaft heute: die Wissenschaft ist ganz klar - wir haben eine planetarische Krise, die wir beobachten müssen. Wir haben skalierbare Lösungen für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Transformation hin zur Nutzung von gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln. Diese Wege zu verfolgen, wird uns alle zu Gewinnern machen. Das Fenster zu einer beherrschbaren Klimazukunft ist noch offen. Gerade noch.

Failure is not inevitable. It is a choice.

Scheitern ist nicht unvermeidlich. Es ist eine Wahl.