Tödliches Bornavirus in Bayern: Was Gartenbesitzer jetzt wissen müssen

Ein tragischer Fall in Oberbayern hat die Aufmerksamkeit erneut auf eine seltene, aber potenziell tödliche Infektionskrankheit gelenkt: Zwei Männer aus dem Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm erkrankten kürzlich am sogenannten Borna Disease Virus 1 (BoDV-1).

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Feldspitzmaus (Bicolored White-toothed Shrew, Crocidura leucodon): Hauptüberträger des tödlichen Borna-Virus – sie scheidet das Virus über Speichel, Urin und Kot aus, ohne selbst zu erkranken.

Einer von ihnen ist bereits verstorben, der zweite befindet sich in intensivmedizinischer Behandlung.

Das Virus, das bisher vor allem in ländlichen Regionen Süddeutschlands auftritt, wird durch Feldspitzmäuse übertragen – ein Umstand, der insbesondere Gartenbesitzer alarmieren sollte.

Was ist das Borna Disease Virus 1?

BoDV-1 ist ein Virus, das ursprünglich als Erreger einer Gehirnentzündung bei Pferden und Schafen bekannt war. Erst seit 2018 gilt es auch als gesicherte Ursache schwerer, oft tödlicher Hirnentzündungen (Enzephalitiden) beim Menschen.

Das Virus kommt nur in bestimmten Regionen Deutschlands vor, vor allem in Teilen Bayerns, Thüringens und Sachsen-Anhalts.

Jährlich werden lediglich fünf bis zehn Fälle registriert, doch der Verlauf ist in nahezu allen Fällen tödlich.

Wie erfolgt die Ansteckung – und warum Gärten ein Risiko sein können

Hauptüberträger ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon), die das Virus über Urin, Kot und Speichel ausscheidet, selbst aber nicht erkrankt.

Direkter Kontakt mit dem Tier ist für eine Infektion nicht nötig – bereits das Einatmen aufgewirbelten Staubs, der mit Ausscheidungen kontaminiert ist, kann genügen.

Da Feldspitzmäuse häufig in Hecken, Komposthaufen, unter Holzhaufen oder in Gartenhäuschen leben, stellen Gärten und naturnahe Grundstücke ein potenzielles Infektionsumfeld dar.

Symptome und Krankheitsverlauf

Die Erkrankung beginnt meist unspezifisch mit Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Innerhalb weniger Tage kann es zu neurologischen Ausfällen wie Sprachstörungen, Koordinationsproblemen oder Verhaltensveränderungen kommen.

In vielen Fällen tritt innerhalb kurzer Zeit das Koma ein – ein spezifischer Test vor Ausbruch der Krankheit existiert bislang nicht. Eine gezielte Therapie oder Impfung gibt es ebenfalls nicht.

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Hirntomographie bei komatösem Patienten zur Diagnose einer Bornavirus-Enzephalitis.

Wie kann man sich schützen?

Auch wenn das Infektionsrisiko insgesamt sehr gering ist, gibt es wirksame Schutzmaßnahmen – vor allem für Gartenbesitzer in den bekannten Verbreitungsgebieten:

  • Kontakt vermeiden: Tote oder lebende Spitzmäuse niemals mit bloßen Händen anfassen. Immer Einmalhandschuhe und FFP2-Maske tragen.
  • Reinigung: Vor dem Entfernen toter Tiere oder Nestmaterialien die Fläche mit Reinigungsmittel besprühen, um Staub zu binden.
  • Entsorgung: Tierkörper in eine Plastiktüte geben und gut verschlossen im Hausmüll entsorgen.
  • Hygiene: Nach Gartenarbeiten duschen und Kleidung heiß waschen.
  • Futterquellen entfernen: Kein offenes Tierfutter oder ungesicherter Kompost im Garten.

Spitzmäuse sind übrigens streng geschützt und dürfen nicht bekämpft oder getötet werden.

Wachsamkeit statt Panik

BoDV-1 ist eine seltene, aber ernstzunehmende Gefahr. Besonders Gartenbesitzer im süddeutschen Raum sollten wissen, wie sie sich schützen können – nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung.

Wer im Garten eine tote Spitzmaus findet, sollte umsichtig handeln und bei unklaren neurologischen Symptomen im familiären Umfeld ärztlichen Rat einholen.

Quellen

Robert Koch-Institut, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Friedrich-Loeffler-Institut (2024): Humane Infektion mit dem Borna Disease Virus 1 – gemeinsames Merkblatt. (abgerufen am 10.06.2025)

ADAC (2025): Borna-Virus in Bayern: Mann nach gefährlicher Infektion gestorben (abgerufen am 10.06.2025)