Tjen di Biiki ön! Die Friesen entzünden wieder riesige Heuhaufen – Das Biikebrennen als UNESCO-geschütztes Kulturerbe
Tjen di Biiki ön! Am 21. Februar lodern an der nordfriesischen Küste wieder die traditionellen Biikefeuer. Was einst böse Geister vertreiben sollte, ist heute ein lebendiges Fest, das von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe geschützt wird.
Heute brennen turmhohe Feuer zum jährlichen Biikebrennen in Norddeutschland
Jedes Jahr, am 21. Februar, wird an der nordfriesischen Küste und auf den Inseln Sylt, Föhr und Amrum ein uralter Brauch lebendig: das Biikebrennen.
Das Biikebrennen ist eine der bedeutendsten Traditionen der Region und zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher an, die das außergewöhnliche Spektakel erleben wollen.
Ein Brauch mit Geschichte: So entstand das Biikebrennen
Ursprünglich als heidnisches Ritual gedacht, sollten die lodernden Flammen böse Geister vertreiben und gleichzeitig den Boden für die kommende Aussaat segnen.
Der Brauch reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als er noch im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeitsverehrung stand.
Mit der Christianisierung wurde das Biikebrennen umgedeutet, behielt jedoch seine Bedeutung als festlicher Anlass.
Flammen und Fackeln: Das Biikebrennen wird zum Spektakel
Am Abend des 21. Februars wird auf zahlreichen Plätzen, in Dörfern und an den Stränden der Nordsee ein riesiger Holzstapel entzündet. In den Dämmerstunden erleuchtet das Feuer den Himmel, und ein festlicher Fackelzug der Einheimischen sowie der Touristen führt zum Hauptbrennplatz.
Die Feuerreden, häufig in friesischer Sprache gehalten, sorgen für ein einzigartiges Flair. Oft beziehen sich diese Reden auf lokale Traditionen, die Geschichte der Region oder aktuelle Themen.
Und wenn die Flammen schließlich erlöschen, wird das traditionelle Biike-Gericht serviert: Grünkohl mit Wurst, Fleisch und Kartoffeln – ein kulinarischer Genuss, der die Feier perfekt abrundet.
Grünkohl nach dem Feuer: Ein kulinarisches Highlight
Das Biikebrennen endet nicht nur mit beeindruckenden Feuern, sondern auch mit einem köstlichen, traditionellen Gericht: Grünkohl mit Wurst, Fleisch und Kartoffeln.
Diese Spezialität, die für die Region typisch ist, wird in vielen Restaurants entlang der Küste serviert. Wer sich in einem der zahlreichen Gasthöfe niederlässt, kann sich nach den aufregenden Stunden bei den lodernden Flammen mit einer warmen Mahlzeit stärken und die festliche Atmosphäre genießen. Besonders im kalten Februar tut der herzhafte Grünkohl sehr gut!
Um 1830 entwickelte der Keitumer Lehrer C. P. Hansen die Tradition, dass mit einem großen Feuer die Seefahrer zum Walfang verabschiedet wurden.
Über 60 Orte feiern: Das Biikebrennen an der Nordsee
Ein faszinierender Aspekt des Biikebrennens ist die Vielfalt der Feiern, die in den verschiedenen Orten entlang der Nordseeküste stattfinden. In über 60 Dörfern und Städten von Tönning bis List auf Sylt wird das Biikefeuer entzündet.
Besonders eindrucksvoll sind die Feiern auf den Inseln: In Föhr beispielsweise brennen 13 Biikefeuer an verschiedenen Orten, in Amrum und Sylt gibt es zahlreiche weitere Feuermeldungen.
Die unterschiedlichen Orte bieten eine einzigartige Atmosphäre. Während auf Sylt zahlreiche kleine Feuermärsche zum Biikefeuer führen, gibt es auf Föhr und Amrum größere Fackelumzüge.
Auf den Halligen, die besonders windig und abgelegen sind, wird das Biikebrennen in kleinerem Rahmen gefeiert, was den Zauber des Festes noch intensiver macht.
Vom Heidentum zum Fest: So wandelte sich das Biikebrennen
Die Tradition selbst hat im Laufe der Jahrhunderte viele Wandlungen erfahren.
Ursprünglich brannten nicht große Holzstapel, sondern kleinere Feuer an langen Stangen.
Besonders symbolisch war der „Pider“ – eine Strohpuppe, die früher in den Flammen verbrannte. Diese Figur symbolisierte den Winter und wurde mit den Feuerflammen vertilgt, um Platz für den Frühling zu machen.
Später wurden die Feuer auch als Abschied von den Walfängern genutzt, die sich auf ihre gefährlichen Fahrten begaben. In dieser Zeit dienten die Feuer wohl auch als Warnsignal vor Piratenangriffen.
Heute werden die Feuermärsche und die Rede vor den Feuern als Zeichen der Verbundenheit und als Ausdruck regionaler Identität gefeiert.
UNESCO-Anerkennung für das Biikebrennen: Ein Kulturerbe, das weiterlebt
Im Jahr 2014 erhielt das Biikebrennen offiziell den Titel eines immateriellen Kulturerbes der Menschheit – und das aus gutem Grund. Die UNESCO-Schutzstatus stellt sicher, dass dieses Ereignis auch in Zukunft bewahrt wird, als fester Bestandteil der regionalen Geschichte und als kulturelles Erbe von internationalem Wert.
Mit dieser Auszeichnung wird das Biikebrennen nicht nur als faszinierendes Ritual gewürdigt, sondern auch als ein entscheidender Faktor für das Bewusstsein und die Gemeinschaft der Friesen.
Durch die UNESCO-Anerkennung wird der Erhalt und die Weitergabe dieses Brauchs gestärkt – ein Schutz, der sicherstellt, dass kommende Generationen die Bedeutung des Biikebrennens verstehen und erleben können.