Rückkehr des Fischotters im Westerwald seit 1988: Ein Symbol für gesunde Gewässer oder ein neuer Alptraum?

Nach 37 Jahren kehrt der Fischotter nach Rheinland-Pfalz in den Westerwald zurück – Erfolg für den Naturschutz oder drohende Probleme für die Region?

Knopfaugen, Pfötchen, Fischotter, Jäger
Knopfaugen, Pfötchen, braunes Fell: viele Menschen finden den Fischotter niedlich und würden ihn als harmlos einstufen.

Erstmals seit 1988 wurde im Westerwald wieder ein Fischotter nachgewiesen. Der Fund ist ein wichtiger Erfolg im Rahmen des Projekts „Otterland Rheinland-Pfalz“, das sich für die Rückkehr dieser geschützten Art in die Gewässer der Region einsetzt.

Doch während Naturschützer den Nachweis als positive Nachricht feiern, sehen viele in der Rückkehr des Fischotters auch potenzielle Konflikte – vor allem für die Fischwirtschaft.

Ein neuer Mitbewerber: Der Fischotter als Jäger der Gewässer

Der Fischotter ist bekannt für seinen ausgeprägten Jagdinstinkt. Täglich frisst er rund 15 Prozent seines Körpergewichts, was vor allem für Fischzüchter und Teichwirte zu Problemen führen kann.

Berichten zufolge wurde in anderen Regionen Deutschlands bereits von Fischverlusten von bis zu 80 Prozent durch den Fischotter berichtet.

Diese Zahlen lassen befürchten, dass auch im Westerwald die Fischzuchtbetriebe mit erheblichen Verlusten rechnen müssen.

„Otterland Rheinland-Pfalz“: Artenschutz und wirtschaftliche Herausforderungen

Mit dem Projekt „Otterland Rheinland-Pfalz“ wurde 2024 eine Initiative ins Leben gerufen, die sich der Rückkehr des Fischotters widmet. Ziel ist es, den Lebensraum des Raubtiers zu sichern und gleichzeitig die Gewässerqualität zu erhalten.

Umweltministerin Katrin Eder bezeichnet den Nachweis des Fischotters als Zeichen für die gute Qualität der Gewässer in Rheinland-Pfalz.

Doch es bleibt fraglich, ob dieses Projekt ohne Konflikte mit den Interessen der Fischwirtschaft fortgesetzt werden kann. Die Vernetzung der Gewässer und die Förderung einer gesunden Natur sind zwar unumstritten, doch der wirtschaftliche Druck auf die Fischereibetriebe wächst.

Die Frage der Koexistenz: Kann der Fischotter ohne Konflikte leben?

In anderen Teilen Deutschlands, wie in Baden-Württemberg, hat die Rückkehr des Fischotters bereits zu Spannungen geführt. Die Sorge, dass sich die Population schnell vergrößern könnte, sorgt für Unsicherheit bei Fischzüchtern, die Schwierigkeiten haben, das Raubtier mit herkömmlichen Schutzmaßnahmen wie Zäunen oder Netzen fernzuhalten.

Das Wachstum der Fischotterpopulation könnte somit auch zu einer potenziellen Gefahr für heimische Fischarten und andere Amphibien werden.

„Otterland Rheinland-Pfalz“: Ein langfristiges Projekt für den Naturschutz

Das Projekt „Otterland Rheinland-Pfalz“ hat das langfristige Ziel, die Bedingungen für den Fischotter in der Region zu verbessern und seine Rückkehr nachhaltig zu gestalten. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit Kommunen, Behörden und anderen Interessengruppen erforderlich.

Die genaue Überwachung der Gewässerqualität sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit sind zentrale Bestandteile des Projekts.

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Der Fischotter frisst täglich rund 15 Prozent seines Körpergewichts an Krabben, Fischen oder Amphibien.

Fischotter als Zeichen für Biodiversität – aber auch eine Herausforderung

Während der Fischotter ein positiver Indikator für gesunde Gewässer und eine hohe Biodiversität ist, stellt seine Rückkehr die Region vor Herausforderungen. Der Rückgang der Fischpopulationen in betroffenen Gewässern ist ein realer Konflikt, der nicht unbeachtet bleiben kann.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Artenschutz und den Bedürfnissen der Fischerei wird notwendig sein, um eine nachhaltige Lösung zu finden.

Quellen

  1. Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU). (2024). Erster Otternachweis im Westerwald seit 1988. Abgerufen am 3. Februar 2025
  2. Jägerzeitung. (2023). Fischotter zurück im Westerwald – Gefahr für die Fischerei?. Abgerufen am 3. Februar 2025