Tornado in Kiel! Ist der Klimawandel schuld? Droht ein Tornado-Herbst?

Die Panikmaschinerie läuft aktuell auf Hochtouren. Nach einem vermeintlichen Tornado wird direkt das Thema Klimawandel ins Spiel gebracht. Was ist dran an solchen Behauptungen? Wir klären Euch auf.

Tornados Symbolbild
Tornados über Wasser, auch Wasserhosen genannt. In Kiel kam es gestern Abend zu einem heftigen Wirbelsturm.

Eigentlich sind die Wahlen vorbei, doch der gestrige Tornado bei Kiel hat das Thema Klimawandel - eine der Hauptthemen im Wahlkampf - wieder voll aufleben lassen. Was war passiert? Gestern am frühen Abend gab es bei Kiel einen heftigen kleinräumigen Sturm. Amateuraufnahmen zeigen einen Rüssel, der aus einer Wolke bis runter zum Erdboden reicht. Es ist offenbar ein Tornado, der sich da gebildet hat. Weitere Aufnahmen zeigen, wie Gegenstände umherfliegen. Selbst Menschen wurden durch die Wucht von der Kaimauer ins Wasser geschleudert. Es gab mehrere Verletzte.

Ausgangslage war eine Sturmlage. Dabei gab es gestern im Norden immer wieder kräftige Schauer und auch Gewitter. Bei einem solchen Ereignis kam es innerhalb der Wolken offenbar zu einer Rotation. Dadurch hat sich der Tornado gebildet. Wieso rotiert da plötzlich etwas in einer Wolke? Schuld daran ist wiederum eine Windscherung. Das bedeutet, dass der Wind innerhalb der Wolke mit zunehmender Höhe seine Richtung und Geschwindigkeit ständig ändert. Dadurch kann dann eine Rotation einsetzen. Manchmal sieht man am Himmel auch Wolken, die so einen kleinen Trichter unter sich haben. Wenn sich dieser Trichter weiter ausbaut und den Erdboden erreicht, dann ist es ein Tornado. Eine Trichterwolke allein ist kein Tornado. Durch Aufwirbelungen von Erdreich und anderen Gegenständen wird der Wirbel am Erdboden dann überhaupt erst sichtbar.

Deutschland ist und war schon immer ein Tornadoland

Aktuell wird nun der Eindruck erweckt, als sei ein Tornado in Deutschland etwas ganz Neues. Das ist aber völliger Blödsinn. Tornados hat es in Deutschland schon immer gegeben. Es gab bei uns in Deutschland sogar mal in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine breit aufgestellte Tornadoforschung in der Meteorologie. Jedes Jahr werden seitdem rund 40 bis 60 bestätigte Tornados registriert. Das hat also mit dem Klimawandel rein gar nichts zu tun. Tornados hat es in Deutschland schon immer gegeben.

Es ist einfach nur unseriös, wenn nun in sozialen Medien der Eindruck erweckt wird, der Tornado in Kiel sei eine Folge des Klimawandels. Noch unsachlicher geht es kaum noch. Einen der heftigsten Tornados gab es im Jahr 1968. Damals verwüstete ein heftiger Wirbelsturm weite Teile der Stadt Pforzheim. Der Schaden ging in die Millionen, es gab 2 Tote und über 200 Verletzte. Einziger Unterschied zwischen damals und heute: Heute hat jeder ein Smartphone, kann alles in Windeseile im Netz verbreiten. Das gab es damals nicht. Da blieb vieles unbemerkt.

Tornados sind schwer vorhersagbar

Einen Tornado kann man in der Regel nicht vorhersagen. Das verhält sich recht ähnlich wie mit den Gewittern. Bei denen kann man zwar ein bis zwei Tage vorher sagen, wo sie auftreten könnten, aber einen genauen Ort kann man keinesfalls ausmachen. Das muss man dann wirklich am Tag selbst beobachten. Mithilfe des Radars kann man Rotationsansätze in einer Gewitter- oder Schauerwolke erreichen. Aber selbst dann kann man nicht genau vorhersagen, ob es einen Bodenkontakt geben wird und Menschen zu Schaden kommen könnten. Damit wäre auch direkt die Frage nach einem möglichen Tornado-Herbst beantwortet. Das ist a) eher unwahrscheinlich und b) wäre so etwas überhaupt nicht vorhersagbar!

Top Videos