Kälteschock im Mai: Experte erklärt warum Hobbygärtner & Winzer jetzt schnell reagieren müssen – droht Pflanzenschock?
In der Nacht auf Freitag und Samstag droht in vielen Regionen Deutschlands Bodenfrost. Was jetzt für Gärten, Felder und Weinberge wichtig ist – und was besser noch warten sollte.

Mai-Frost kommt jedes Jahr überraschend – dabei ist er alles andere als ungewöhnlich. Gerade klare Nächte im späten Frühling können die Temperaturen noch einmal gefährlich nahe oder sogar unter den Gefrierpunkt sinken lassen. Das trifft empfindliche Pflanzen hart: Junges Gemüse, frisch gesetzte Blumen und empfindliche Obstsorten können durch Bodenfrost Schäden erleiden oder sogar komplett eingehen. Für viele Hobbygärtner ist das besonders bitter, denn nach den ersten warmen Tagen lockt es viele bereits frühzeitig zum Pflanzen nach draußen.
Was viele unterschätzen: Selbst wenn die Tagestemperaturen bereits angenehm frühlingshaft sind, reicht eine kalte Nacht mit klarem Himmel und wenig Wind aus, um am Boden Minusgrade zu erzeugen. Gerade in Senken oder offenen Flächen kann es besonders frostig werden. Daher ist nun Vorsicht gefragt – nicht nur im Garten, sondern auch in der Landwirtschaft und im Weinbau.
Was Hobbygärtner jetzt tun sollten
Wer bereits Tomaten, Paprika, Kürbisse oder andere frostempfindliche Pflanzen ins Beet gesetzt hat, sollte sie jetzt unbedingt schützen. Eine einfache Abdeckung mit Gartenvlies, Eimern oder sogar einem alten Bettlaken kann in vielen Fällen das Schlimmste verhindern. Auch Kübelpflanzen sollten vorübergehend ins Haus oder in die Garage gestellt werden. Wer noch nicht gepflanzt hat, sollte die aktuellen Frostnächte definitiv abwarten.

Eine wichtige Faustregel: Frostempfindliche Pflanzen gehören erst dann dauerhaft ins Freie, wenn keine Bodenfröste mehr zu erwarten sind. In vielen Regionen Deutschlands ist das oft erst Anfang bis Mitte Juni der Fall. Der sogenannte "Sichere Zeitpunkt" liegt also deutlich nach den Eisheiligen, auch wenn diese Mitte Mai traditionell als Wendepunkt gelten. Wer sich daran hält, spart sich im Zweifel viel Ärger – und doppelte Pflanzarbeit.
Landwirte: Schäden vermeiden durch rechtzeitige Maßnahmen
In der Landwirtschaft kann Spätfrost schwerwiegende Folgen haben. Besonders gefährdet sind früh gesäte Kulturen oder bereits gekeimter Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Wenn möglich, sollte die Aussaat empfindlicher Pflanzen verschoben oder – falls schon geschehen – Maßnahmen zur Frostabwehr getroffen werden. Dazu gehören etwa das Anwalzen von Flächen, um die Wärmeabstrahlung zu minimieren, oder das vorsichtige Beregnen der Pflanzen, was bei bestimmten Kulturen kurzfristig vor Kälteschäden schützen kann.
Auch beim Obstbau ist erhöhte Wachsamkeit geboten. Blühende Apfel- oder Kirschbäume können durch Frost massive Ernteausfälle erleiden. Windschutzhecken, kleine Frostkerzen oder der gezielte Einsatz von Wasser zur Eisbildung auf den Blüten gehören zu den Maßnahmen, die Profis nutzen. Dennoch bleibt der Spätfrost eine unberechenbare Naturkraft, gegen die es keinen vollständigen Schutz gibt.
Winzer in Alarmbereitschaft
Für Winzer sind frostige Nächte im Mai ein Albtraum. Junge Triebe der Rebstöcke sind besonders empfindlich – ein einziger Frostmorgen kann die Grundlage für den gesamten Jahrgang zerstören. Deshalb wird in vielen Weinanbaugebieten in diesen Tagen wieder zu drastischen Mitteln gegriffen: Feuertonnen, Paraffinkerzen oder mobile Heizgeräte kommen in den Weinbergen zum Einsatz, um die Lufttemperatur zumindest um wenige Grad zu erhöhen.
Einige Winzer setzen auch auf spezielle Frostwarnsysteme, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Dennoch bleibt das Risiko hoch. Der Aufwand, der betrieben wird, zeigt: Der Mai ist noch längst kein sicherer Monat für empfindliche Kulturen. Wer das unterschätzt, riskiert wirtschaftliche Einbußen – oder im Garten schlicht den Verlust liebevoll gezogener Pflanzen.
Besser warten als riskieren
Der Drang, früh zu pflanzen, ist verständlich – schließlich juckt es nach den ersten warmen Tagen förmlich in den Fingern. Doch Geduld zahlt sich aus. Wer bis Mitte Juni mit dem Auspflanzen wartet, kann sich sicher sein, dass der letzte Frost vorbei ist. In der Zwischenzeit lohnt es sich, empfindliche Pflanzen auf der Fensterbank oder im Frühbeet vorzuziehen. So haben sie einen Vorsprung, wenn sie schließlich ins Freiland dürfen – und sind robuster.
Bodenfrost im Mai ist kein Grund zur Panik, aber ein klarer Weckruf. Natur lässt sich nicht hetzen, und wer sich danach richtet, wird am Ende mit kräftigen, gesunden Pflanzen und einer besseren Ernte belohnt. Egal ob Garten, Acker oder Weinberg: Jetzt ist die Zeit für Schutz, nicht für Risiko.