Experte klärt auf: Schlafdiebstahl oder Segen? Die Wahrheit über die Zeitumstellung: Sie kann sogar tödlich sein!
Zweimal im Jahr drehen wir an der Uhr – doch warum eigentlich? Die Zeitumstellung sorgt für Diskussionen, Schlafprobleme und Chaos. Ist es Zeit, sie endgültig abzuschaffen?

Die Zeitumstellung ist ein Konzept, das aus einer anderen Zeit stammt. Ursprünglich wurde sie eingeführt, um Energie zu sparen. Deutschland führte sie erstmals während des Ersten Weltkriegs ein, um das Tageslicht besser zu nutzen und Strom zu sparen. Auch während der Ölkrise in den 1970er-Jahren wurde die Idee wiederbelebt. Heute jedoch ist die Welt eine andere. Unsere Beleuchtungssysteme sind effizienter, der Energieverbrauch hat sich verändert, und das alltägliche Leben richtet sich längst nicht mehr nach der Sonne allein.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die tatsächliche Energieersparnis durch die Zeitumstellung minimal ist. Zwar wird abends weniger Licht benötigt, doch gleichzeitig steigt der Energieverbrauch für Heizungen in den frühen Morgenstunden. Auch der Stromverbrauch durch Klimaanlagen im Sommer könnte die vermeintlichen Einsparungen wieder ausgleichen. In einer modernen Gesellschaft mit flexiblen Arbeitszeiten und digitaler Beleuchtung erscheint das Argument der Energieersparnis zunehmend überholt.
Schlaflos durch die Zeitumstellung?
Viele Menschen empfinden die Zeitumstellung als Belastung. Besonders die Umstellung auf die Sommerzeit kann den Biorhythmus stark durcheinanderbringen. Unser Körper orientiert sich an einer inneren Uhr, die sich nicht so einfach an eine künstliche Zeitverschiebung anpasst. Studien zeigen, dass die Zeitumstellung das Risiko für Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und sogar ernsthafte gesundheitliche Folgen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöhen kann.
Eine aktuelle Studie aus der Schmerzklinik Kiel zeigt, dass die Umstellung auf die Sommerzeit im Frühjahr mit einem signifikanten Anstieg der Migräneattacken einhergeht.https://t.co/NZoaWc92cZ pic.twitter.com/nt2tBlaDI5
— Schmerzklinik Kiel (@Schmerzklinik1) March 8, 2025
Besonders betroffen sind Kinder, ältere Menschen und Schichtarbeiter. Während junge Erwachsene sich oft schneller anpassen, kämpfen andere mit anhaltenden Müdigkeitserscheinungen. Experten vergleichen die Auswirkungen mit einem Mini-Jetlag: Man fühlt sich über Tage hinweg unausgeglichen und erschöpft. Auch die Unfallstatistiken belegen die negativen Folgen der Zeitumstellung. In den Tagen nach der Umstellung steigt die Zahl der Autounfälle, weil viele Menschen müder und unaufmerksamer unterwegs sind.
Fluch oder Segen für die Wirtschaft?
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zeitumstellung sind umstritten. Manche Branchen, wie der Tourismus oder die Freizeitindustrie, profitieren von längeren hellen Abenden, da Menschen mehr Zeit im Freien verbringen und konsumfreudiger sind. Andererseits gibt es auch deutliche Nachteile. Viele Arbeitnehmer berichten von Konzentrationsproblemen und einem Rückgang der Produktivität in den ersten Tagen nach der Umstellung.
Besonders problematisch ist die Zeitumstellung für Landwirte. Tiere richten sich nicht nach der Uhr, sondern nach ihrem biologischen Rhythmus. Kühe erwarten ihr Futter und das Melken zur gewohnten Zeit, und plötzliche Veränderungen können Stress verursachen. Auch viele Produktionsbetriebe erleben Probleme, da Maschinen und Arbeitsabläufe exakt geplant sind und durch die Umstellung gestört werden können.
Politik: Viel Gerede, wenig Veränderung
Schon lange gibt es Forderungen, die Zeitumstellung abzuschaffen. 2018 führte die EU-Kommission eine Umfrage durch, an der sich über 4,6 Millionen Menschen beteiligten. Das Ergebnis war eindeutig: 84 % der Teilnehmer sprachen sich für eine Abschaffung aus. Doch obwohl die Politik daraufhin versprach, die Zeitumstellung zu beenden, ist bis heute nichts geschehen.
Der Grund liegt in den Uneinigkeiten zwischen den EU-Staaten. Einige Länder befürworten eine dauerhafte Sommerzeit, während andere auf die Normalzeit (Winterzeit) bestehen. Die Sommerzeit hätte den Vorteil längerer Abende, würde aber dazu führen, dass es im Winter erst sehr spät hell wird. Länder im Norden Europas, wo die Wintertage ohnehin sehr dunkel sind, sehen darin ein großes Problem. Weil keine Einigung erzielt werden konnte, bleibt alles beim Alten – und die Bürger müssen weiterhin zwei Mal im Jahr ihre Uhren umstellen.
Sollten wir die Zeitumstellung abschaffen?
Die Argumente gegen die Zeitumstellung sind stark: Die gesundheitlichen Risiken sind belegt, der wirtschaftliche Nutzen ist fraglich, und die erhofften Energieeinsparungen sind kaum nachweisbar. Trotzdem hält sich die Regelung hartnäckig, vor allem wegen politischer Uneinigkeiten.
Viele Experten sprechen sich für die Abschaffung aus und plädieren dafür, die Normalzeit (Winterzeit) dauerhaft beizubehalten. Sie entspricht am ehesten dem natürlichen Tagesrhythmus des Menschen und würde die gesundheitlichen Probleme minimieren. Ob es in den nächsten Jahren eine Entscheidung geben wird, bleibt ungewiss. Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin zwei Mal im Jahr an der Uhr zu drehen – ob wir wollen oder nicht