„Der Polarwirbel ist kein Orakel“ – was wirklich hinter den Winterprognosen steckt: Experte verrät was auf uns zukommt!

Wieder warnen Schlagzeilen vor einem „Jahrhundertwinter“. Doch echte Meteorologen wissen: Der Polarwirbel verrät weit weniger, als viele glauben.

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Ob der kommende Winter nun schwach, stark oder sogar extrem werden wird, das kann noch niemand exakt vorhersagen. Eine Prognose die sich allerdings allein auf den Polarwirbel stützt ist unseriös.

Es ist Oktober – und damit die Zeit, in der der Polarwirbel wieder zum Star der Schlagzeilen wird. Kaum taucht er auf den Wetterkarten auf, überschlagen sich Portale und Social-Media-Kanäle mit Warnungen vor einem drohenden „Eiswinter“. Doch wer meteorologisch denkt, erkennt schnell: Das ist Panikmache, keine Wissenschaft.

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Der Polarwirbel ist ein normaler Bestandteil der Stratosphäre, ein kräftiger Windwirbel über der Arktis, der sich jedes Jahr im Herbst bildet. Seine Aufgabe: die kalte Luft in hohen Breiten zu halten. Dass er existiert, ist also nichts Ungewöhnliches – sondern schlicht Physik.

Wie der Polarwirbel wirklich wirkt

Ein starker Polarwirbel bedeutet meist stabile Westwetterlagen und mildere Winter in Mitteleuropa. Ein schwächerer Wirbel kann dagegen Kaltluftausbrüche nach Süden begünstigen. Doch: Das ist keine Regel, sondern eine Möglichkeit. Selbst wenn der Wirbel im Winter durch eine sogenannte plötzliche Stratosphärenerwärmung (SSW) gestört wird, sind die Folgen nicht automatisch frostig. Manche Jahre bringen danach arktische Kälte, andere kaum Veränderungen.


Die Atmosphäre funktioniert nicht wie ein Schalter – sie ist ein komplexes Zusammenspiel unzähliger Prozesse, von der Schneebedeckung in Asien bis zu den Meeresströmungen im Pazifik.

Warum Panikprognosen so beliebt sind

Einfache Erklärungen verkaufen sich gut. Ein Begriff wie „Polarwirbel“ klingt wissenschaftlich – und erzeugt Aufmerksamkeit. Das wissen einige Anbieter zu nutzen. Doch die Realität ist komplizierter: Im Oktober lässt sich kein seriöser Ausblick auf den Winter erstellen. Die Daten zeigen derzeit keine außergewöhnlichen Muster, weder Anzeichen für eine massive Abkühlung noch für extreme Wärme. Trotzdem werden aus kleinen Schwankungen große Geschichten gestrickt.

Was Meteorologen wirklich sagen

Diplom-Meteorologinnen und -Meteorologen beobachten die Stratosphäre aufmerksam, aber ohne Alarmismus. Entscheidend sind nicht einzelne Werte, sondern Trends über Wochen und Monate. Hinzu kommen Faktoren wie ENSO (El Niño / La Niña), Schneeflächen in Sibirien und die Struktur des Jetstreams. Nur das Gesamtbild erlaubt vorsichtige Szenarien, aber keine garantierten Prognosen. Der Polarwirbel ist also ein Puzzleteil, kein Prophet.

Fazit: Weniger Drama, mehr Daten

Der Winter 2025/26 wird kommen – aber nicht, weil der Polarwirbel es im Oktober entschieden hat. Wer jetzt schon den Kältehammer ruft, sucht Klicks, keine Erkenntnis. Oder wie ein Kollege von METEORED treffend sagt: „Der Polarwirbel ist kein Orakel – und schon gar kein Wettergott.“ (Johannes Habermehl, Wetterexperte)