Dem Wald droht Gefahr: Nicht nur die Trockenheit geht Bäumen an die Substanz
Viele heimische Baumarten leiden an den Folgen der Klimakrise. Hitze und Dürreperioden setzen ihnen zu, Erholungsphasen werden kürzer. Doch es gibt weitere, weniger offensichtliche Faktoren, die den Baumbestand gefährden.

Während, aber auch nach Stürmen sind Wälder, Parkanlagen und Friedhöfe regelmäßig für Besucher gesperrt. Der Grund sind umgestürzte und angeknackste Bäume. Häufig lösen sich halb abgebrochene Äste aus Baumkronen, wenn der Sturm längst abgeklungen ist. Sie stellen eine Gefahr für Menschen dar, die zumeist mit der Kreissäge aus der Welt geschafft wird.
Extremwetterereignisse verursachen diese Schäden nicht nur, sie erhöhen auch das Volumen des Schadens. Wo es früher einzelne Exemplare erwischte, sind heute gleich Dutzende betroffen - oder noch viel mehr. So wurden Ende Juni bei einem Unwetter in Berlin Hunderte von Bäumen im Tegeler Forst entwurzelt oder schwer beschädigt.
Widerstandskraft der Wälder schwindet
Der Klimawandel trägt auf mehreren Ebenen zu dieser Entwicklung bei. Zum einen erhöht sich durch ihn die Zahl von Extremwetterereignissen, zu denen auch schwere Stürme gehören. Zugleich sind die Bäume durch seine Folgen ohnehin geschwächt: Lange Dürreperioden und hohe Temperaturen setzen ihnen zu.
Der Wald büßt insgesamt an Widerstandskraft ein. Eine Waldzustandserhebung aus dem Jahr 2024 zeigt, wie stark Deutschlands Wälder geschädigt sind: Vier von fünf Exemplaren der häufigsten Arten - Kiefer, Fichte, Eiche und Buche - weisen bereits Schäden auf.
Bäume verlieren buchstäblich an Halt
Ausgetrocknete Böden und durch Dürren angegriffene Wurzeln führen dazu, dass die Bäume weniger Halt haben - vor allem, wenn sie schon angegriffen sind. Lange Trockenperioden schwächen vor allem zartere Wurzeln. Die Wasserversorgung des Baumes verschlechtert sich. Das macht ihn nicht nur anfällig für Krankheiten und Schädlinge, es geht ihm auch buchstäblich an die Substanz: Er hat weniger Halt im Boden.
Besonders gefährlich: Sommerstürme
Auch die Erholungszeiten zwischen Dürreperioden, aber auch zwischen Unwettern verkürzen sich. Dadurch bleibt den Bäumen weniger Zeit zur Regenerierung. Traten schwere Stürme früher vor allem in Herbst und Winter auf, häufen sich seit einigen Jahren sommerliche Unwetter. Sie bergen einen weiteren Risikofaktor: In vollem Laub bieten Bäume Böen wesentlich mehr Angriffsfläche als in der Kahlheit des Winters.
Es wird zu wenig nachgepflanzt
Die potenzielle Gefahr durch Sturmschäden führt vielerorts dazu, dass ältere oder ungünstig positionierte Bäume bereits prophylaktisch geschlagen werden, um einem unkontrollierten Fall bei Sturm vorzubeugen.

Das geschieht nicht selten ohne ausgleichende Aufforstungsmaßnahmen. Werden neue Setzlinge gepflanzt, dauert es, bis sie eine Größe erreicht haben, bei der sie durch Schatten und Temperatursenkung positiv auf ihre unmittelbare Umgebung wirken. So reduziert sich der Baumbestand weiter, obwohl sie vor allem in Städten in heißen Sommern dringend zur Kühlung ihrer Umgebung gebraucht werden.