40 Grad und ein angeblicher Jahrhundertsommer: Warum die Extremwarnung wieder mal kommt – und warum sie haltlos ist

Erneut wird ein 40-Grad-Sommer angekündigt – lautstark und frühzeitig. Doch die echten Wettermodelle liefern ein völlig anderes Bild.

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Aktuell machen mal wieder unseriösen Schlagzeilen bezüglich eines 40 Grad heißen Jahrhundertsommers in den Medien die Runde.



Kaum beginnt sich der Frühling zu etablieren, werden aus bestimmten Ecken wieder extreme Behauptungen laut: Es steht ein Jahrhundertsommer bevor, mit Temperaturen jenseits der 40-Grad-Marke. Diese Vorhersagen kommen Jahr für Jahr, zuverlässig wie ein schlechter Witz, und klingen immer gleich: historisch heiß, wochenlange Trockenheit, Hitzerekorde. Und jedes Jahr stellt sich im Nachhinein heraus, dass solche Aussagen überzogen oder schlicht falsch waren. Es ist ein sich wiederholendes Spiel mit der Angst und Faszination für Extreme – das Ziel ist Aufmerksamkeit, nicht Aufklärung. Und trotzdem bekommen diese dramatischen Prognosen regelmäßig enorme Reichweite, obwohl ihnen die Grundlage fehlt.

Was Wettermodelle wirklich leisten

Wer seriös über Wetter spricht, greift auf wissenschaftlich geprüfte Langfristmodelle zurück. Diese geben keine exakten Vorhersagen über einzelne Tage, sondern zeigen saisonale Trends. Es geht um die Frage, ob ein Zeitraum im Mittel eher zu warm, zu kühl, zu trocken oder zu nass wird – aber niemals um konkrete Temperaturspitzen. Aussagen wie „Es wird 40 Grad heiß“ mehrere Wochen oder gar Monate im Voraus sind daher frei erfunden. Die verwendeten Modelle können solche Extremwerte schlicht nicht abbilden, weil sie gar nicht dafür gemacht sind. Wer dennoch mit exakten Zahlen um sich wirft, suggeriert eine Präzision, die in der langfristigen Wetteranalyse nicht existiert.

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Das ECMWF sieht einen etwas wärmeren Juni als üblich auf Deutschland zukommen.

Die aktuelle Modelllage für den Sommer

Was die bisherige Modelllage zeigt, ist differenziert. Ein europäisches Langfristmodell (ECMWF) rechnet mit einem Sommer, der tendenziell wärmer und trockener als der Durchschnitt ausfallen könnte. Ein anderes Modell deutet ebenfalls auf leicht überdurchschnittliche Temperaturen hin, sieht beim Niederschlag jedoch eine ganz andere Entwicklung – hier wird eher ein feuchterer Sommer prognostiziert. Diese Unterschiede zeigen: Selbst unter den besten verfügbaren Wettermodellen besteht keine Einigkeit. Und genau deshalb ist es unseriös, jetzt schon von einem „Jahrhundertsommer“ zu sprechen. Es handelt sich lediglich um erste grobe Tendenzen, die sich in den kommenden Wochen noch verändern können.

40 Grad? Möglich – aber nicht vorhersehbar

Natürlich ist es denkbar, dass ein zu warmer Sommer auch einige sehr heiße Tage bringt. Temperaturen über 35 Grad sind in Deutschland keine Seltenheit mehr, vor allem in besonders betroffenen Regionen. Aber ob die 40-Grad-Marke geknackt wird – und wenn ja, wann und wo – lässt sich derzeit unmöglich sagen. Solche Spitzenwerte entstehen oft aus kurzzeitigen Wetterlagen, die nur wenige Tage im Voraus prognostizierbar sind. Wer jetzt schon exakte Hitzerekorde in Aussicht stellt, spekuliert ins Blaue und macht aus statistischen Wahrscheinlichkeiten vermeintliche Gewissheiten. Genau darin liegt der Unterschied zwischen seriöser Meteorologie und reiner Schlagzeilenproduktion.

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Von einem Dürresommer wie beim ECMWF will das GFS-Modell überhaupt nichts wissen. Eher das Gegenteil ist der Fall: ein zu nasser Sommer.

Fazit: Nicht jede große Ankündigung ist auch große Wahrheit

Die erneute Warnung vor einem angeblichen Jahrhundertsommer mit 40 Grad gehört zur alljährlichen Wettermär. Sie ist durchschaubar, vorhersehbar und inhaltlich haltlos. Wer sich wirklich für die Entwicklung des Sommers interessiert, sollte die kommenden Wochen abwarten und auf die tatsächlichen Modelltrends achten. Eine fundierte Wetteranalyse braucht Geduld, Daten und Kontext – keine reißerischen Vorhersagen aus dem Bauch heraus. Ein heißer Sommer ist möglich, aber längst nicht sicher. Was aktuell passiert, ist keine Prognose – es ist Inszenierung.