Wetter-Mythen auf dem Prüfstand! -Teil 2: Gewitter!

Im ersten Teil der Reihe "Wetter-Mythen auf dem Prüfstand!" haben wir uns mit den Bauernregeln beschäftigt und gesehen, dass zumindest oft ein wahrer Kern enthalten ist. Im zweiten Teil schauen wir auf die zahlreichen Mythen rund um das Thema Gewitter. Wird die Milch bei Gewitter wirklich sauer und schlägt der Blitz immer in den höchsten Punkt ein?

Gewitter
Rund um das Thema Gewitter gibt es zahlreiche Mythen

Gewitter sind seit jeher beeindruckende Phänomene und haben die Menschheit immer schon fasziniert. Daher ist es kein Wunder, dass es gerade rund um das Thema zahlreiche Mythen gibt. Doch was davon ist reiner Aberglaube? Wir schauen uns einige bekannte Wettermythen rund um das Thema Gewitter mal genauer an!

Blitze schlagen immer in den höchsten Punkt ein

Den geradesten Weg nimmt der Blitz nicht und das erkennt man an seiner gezackten Form. Vielmehr gibt es auch zahlreiche Teilentladungen, da das elektrische Feld in der Luft nicht absolut gleichmäßig ist. Dabei ist es im Extremfall möglich, dass der Blitz eine große Strecke sogar waagerecht überbrückt.

Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz in einen hohen Gegenstand einschlägt, deutlich größer. Sie nimmt natürlich mit der Entfernung vom Objekt ab. Ein hohes Gebäude zum Beispiel kann nicht die gesamte Umgebung vor einem Blitzschlag schützen. Die Regel gilt also nicht absolut!

Reiner Aberglaube ist dagegen die Behauptung, dass der Blitz niemals zweimal in dieselbe Stelle einschlägt. Es ist mitnichten so, dass nach dem Eintritt des ersten Ereignisses das zweite nun besonders unwahrscheinlich ist. So ist die Wahrscheinlichkeit beim Würfeln nach einer ersten Sechs auch beim zweiten Wurf eine Sechs zu bekommen erneut ein Sechstel.

Gegenbeispiele sind zudem besonders markante Punkte, die häufig vom Blitz getroffen werden. Im Empire State Building in New York schlägt der Blitz pro Jahr etwa 25 - mal ein und auch während eines Gewitters sind durchaus mehrere Einschläge üblich.

Bei Gewitter wird die Milch sauer

Das zumindest Milch, die während eines Sommergewitters draußen steht, schneller sauer werden kann, liegt nicht an dem Gewitter an sich. Vielmehr ist die Luft vor einem Gewitter oft schwül-warm und in dieser Luftmasse verbreiten sich die Bakterien, die eine Milch sauer werden lassen, besonders gut. Aber auch ohne Gewitter verbreiten sich die Bakterien in einer schwülen Luftmasse besonders gut aus. Daher sollte Milch unabhängig davon möglichst immer kühl gelagert werden.

Reiner Aberglaube ist ebenfalls der Verhaltenstipp, dass man während eines Gewitters nicht mit dem Handy telefonieren soll. Angeblich gehe man mit einem Handy am Ohr ein höheres Risiko ein, vom Blitz getroffen zu werden. Dem widersprechen allerdings Experten des Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung (VDE), da das Handy für den Blitz nur ein Stück Metall sei, dass an den Kopf gehalten werde. Für die Gefahr vom Blitz getroffen zu werden, sei dies irrelevant. Auch die abgestrahlte elektromagnetische Leistung eines Handys sei viel zu niedrig, um die Leitfähigkeit der Luft zu erhöhen, so die Experten.

"Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" ist eine ebenso unsinnige wie gefährliche Wetterregel bei einem Gewitter. Richtig ist nur der erste Teil, dass man sich bei Gewitter von Eichen fern halten sollte. Aber grundsätzlich sollte man sich von jedem Baum fernhalten. Dem Blitz ist es nämlich egal, ob er in Eichen, Buchen oder Kiefern einschlägt. Die Regel ist darauf zurückzuführen, dass man Eichen die Blitzschäden mehr ansieht als Buchen.

Auch im Winter gibt's Gewitter

Richtig hingegen ist die Empfehlung, bei Gewitter alle elektronischen Geräte auszustecken. Durch sogenannte Überspannungen können Fernseher, Computer und Co beschädigt werden. Empfindliche Geräte können sogar beschädigt werden, wenn der Blitz gar nicht in das eigene Haus einschlägt. Hohe Spannungen können dabei sowohl über das Stromnetz als auch über das Antennenkabel in die Geräte gelangen.

Übrigens können Gewitter auch im Winter auftreten. Bei sogenannten Frontgewittern kommt es nicht auf die absolute Temperatur der Luft an, sondern nur auf den großen Temperaturunterschied zwischen den beiden Luftmassen. Und diese sind das ganze Jahr über möglich!

Zusammenfassend gilt bei einem Gewitter: In einem Auto ist man sicher und in der Regel auch in einem Haus. Man sollte sich in einem Unterschlupf Schutz suchen! Zudem kommen Gewitter in den meisten Fällen nicht überraschend. Oft sieht man die dunklen Wolken, erste Blitze oder hört den Donner. Auch ein Blick auf das Regen- und Blitzradar kann helfen. Im Gegensatz zu der Wetter-App, die nämlich häufig nicht weiß, wann am Ort XY ein Gewitter auftreten wird. Doch dazu ein anderes Mal! Im dritten Teil schauen wir uns noch weitere Mythen rund um das Wetter an.

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