Uralte Gesteine in Australien entdeckt: Kostbares und seltenes Niob-Vorkommen begeistert Experten

In Australien haben Geologen eine Lagerstätte entdeckt, die große Mengen an Niob und Seltenen Erden enthält. Niob ist derzeit ein stark nachgefragter Rohstoff für verschiedene Schlüsseltechnologien. Ob Australien das wertvolle Vorkommen wirtschaftlich nutzen kann, werden erst weitere Untersuchungen ergeben.

In der Studie analysierte Kristalle des Minerals Zirkon: Die Zusammensetzung von Isotopen in den Mineralen verrät das Alter der Karbonatite, die innere Struktur zeugt von ihrer komplexen geologischen Geschichte. Korngröße: 0,1 bis 1 Millimeter.
In der Studie analysierte Kristalle des Minerals Zirkon: Die Zusammensetzung von Isotopen in den Mineralen verrät das Alter der Karbonatite, die innere Struktur zeugt von ihrer komplexen geologischen Geschichte. Korngröße: 0,1 bis 1 Millimeter. Bild: Dröllner et al., 2025

Tief im Herzen des australischen Kontinents haben Forschende eine geologische Entdeckung gemacht, die für die globale Rohstoffversorgung von Bedeutung sein könnte: Seltene Karbonatite in der Aileron-Provinz im Zentrum Australiens enthalten beträchtliche Mengen des Metalls Niob – ein strategisch wichtiges Element, das in vielen Hochtechnologien unverzichtbar ist.

„Niob wird unter anderem zur Herstellung von besonders leichtem, festem Stahl für Flugzeuge, Pipelines und Elektrofahrzeuge eingesetzt und ist wichtiger Bestandteil von Batterien der nächsten Generation und supraleitenden Technologien.“

– Dr. Maximilian Dröllner, Dozent an der Universität Göttingen, Erstautor der Studie

Ein internationales Forschungsteam der Universität Göttingen und der Curtin University in Perth konnte erstmals genau rekonstruieren, wie die Lagerstätte entstanden ist. Die im Geological Magazine veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich die Gesteine vor rund 830 bis 820 Millionen Jahren gebildet hatten, als sich der Superkontinent Rodinia aufzulösen begann.

Entstehung von Karbonatiten

Die tektonischen Prozesse damals setzten enorme Kräfte frei. Durch Risse in der Erdkruste stieg Magma aus dem Erdmantel auf und kristallisierte zu den heutigen Karbonatiten. Die seltenen Gesteine sind reich an Niob und Seltenen Erden, die beide auf der Liste der kritischen Rohstoffe der Europäischen Union stehen.

Mineralkarte eines Karbonatits mit einer Kalzit-Matrix (rosa): Selten in magmatischen Gesteinen, aber charakteristisch für Karbonatite, mit Niob-haltigem Pyrochlor (gelb) in Verbindung mit Apatit (grün) und Biotit (orange). Bildbreite etwa 20 Millimeter.
Mineralkarte eines Karbonatits mit einer Kalzit-Matrix (rosa): Selten in magmatischen Gesteinen, aber charakteristisch für Karbonatite, mit Niob-haltigem Pyrochlor (gelb) in Verbindung mit Apatit (grün) und Biotit (orange). Bildbreite etwa 20 Millimeter. Bild: Dröllner et al., 2025

Die Seltenen Erden umfassen 17 Elemente: die beiden Elemente Yttrium und Scandium sowie die Gruppe der Lanthanoide, zu der beispielsweise auch Europium, das bei Bildschirmen zum Einsatz kommt, und Neodym gehören, das für Industriemagneten verwendet wird.

Um die Geschichte der Vorkommen zu verstehen, untersuchte das Team um Dr. Maximilian Dröllner Bohrkernproben aus Tiefen zwischen 80 und 210 Metern. Mit hochauflösender Mikroskopie und isotopenbasierter Altersbestimmung an Mineralen wie Zirkon und Apatit konnten die Forschenden nachzeichnen, wie sich die Gesteine über einen Zeitraum von gut einer halben Milliarde Jahren veränderten.

Dies wirft ein neues Licht darauf, wie seltene, metallreiche Magmen an die Erdoberfläche gelangen.

Die Ergebnisse würden zeigen, wie eng die geologische Entwicklung der Erde mit bedeutenden Rohstoffquellen verknüpft ist, sagt Erstautor Dröllner, der Dozent an der Universität Göttingen und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Curtin University ist.

Ökonomischer Gewinn

Bemerkenswert sind vor allem die wirtschaftlichen Perspektiven: „90 Prozent des global verfügbaren Niobs stammen zurzeit aus einer einzigen Mine in Brasilien“, erklärt Dröllner.

Australien könnte im Zentrum des Kontinents jedoch eins der größten Niob-Vorkommen weltweit beherbergen. Darauf deuten neue Bohrkernanalysen hin.

Die in der Aileron-Provinz nachgewiesenen Niobkonzentrationen unterscheiden sich deutlich von bisherigen Funden. Mit der Entdeckung könnte sich Australien eine wichtige strategische Position im globalen Rohstoffmarkt sichern.

Dr. Maximilian Dröllner neben einem anderen seltenen Gestein namens Orbicularit.
Dr. Maximilian Dröllner neben einem anderen seltenen Gestein namens Orbicularit. Bild: Maximilian Dröllner

Ob die Lagerstätte wirtschaftlich erschlossen werden kann, müssen erst weitere Untersuchungen ergeben. Doch die Hoffnung ist groß, dass in den uralten Gesteinen der Aileron-Provinz der Schlüssel für die Technologien von morgen verborgen liegt.

Quellenhinweis:

Dröllner, M. et al. (2025): Multi-method geochronology and isotope geochemistry of carbonatites in the Aileron Province, central Australia. Geological Magazine.