Spektakuläre Dinosaurierfunde in Rumänien: Neue Erkenntnisse über Sauropoden in Europas Urzeitinseln

Ausgrabungen in Rumänien werfen neues Licht auf die europäischen Sauropoden der Kreidezeit. Lokale Dinosaurierpopulationen auf isolierten Inseln waren offenbar komplexer als gedacht, sagen nun Wissenschaftler.

Lithostrotia
In Europa gab es offenbar mehr Sauropoden (hier: Lithostrotia) als bisher angenommen. Bild: Wikimedia Commons/DiBgd/CC BY-SA 3.0

Das Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren wurde bisher vor allem anhand nordamerikanischer Fossilienfunde erforscht. Neue Entdeckungen im Hațeg-Becken in Westrumänien verändern nun die Perspektive. Eine Studie kann mit zwei neu identifizierten Sauropodenarten nachweisen, dass Europas prähistorische Tierwelt viel diverser war als bisher angenommen.

Als Sauropoden wird eine Gruppe von langhalsigen Pflanzenfressern bezeichnet, zu der Arten wie der Brachiosaurus, der Titanosaurus, Argentinosaurus und Diplodocus gehörten.

Die Forscher haben zwei bislang unbekannte Arten entdeckt: Petrustitan hungaricus und Uriash kadici. Wie die im Journal of Systematic Palaeontology veröffentlichte Forschungsarbeit zeigt, hat es im Europa der späten Kreidezeit weit mehr langhalsige Pflanzenfresser gegeben als bislang vermutet.

Fossilfundstellen in Rumänien
Die wichtigsten titanosaurierhaltigen Fossilfundstellen in Rumänien, im Rusca-Montană-Becken (links oben), südwestlichen Transsilvanischen Becken (rechts oben) und Hațeg-Becken (unten). Bild: Díaz et al., 2025

Während vor 15 Jahren lediglich fünf Sauropodenarten bekannt waren, hat sich die Zahl mittlerweile auf mindestens elf erhöht. Im Vergleich dazu gab es in Nordamerika zur gleichen Zeit nur eine einzige Sauropodenart.

Geographischen Verbindungen nach Afrika und Asien

„Die außergewöhnliche Vielfalt in einem kleinen geografischen Gebiet wie der Insel Hațeg überrascht uns“, sagt Studienleiterin Verónica Díez Díaz vom Museum für Naturkunde Berlin. „Hier lebten Sauropoden unterschiedlichster Größen nebeneinander: von Riesen über 10 Meter Länge und acht Tonnen bis hin zu Zwergen von nur 2,5 Metern und weniger als einer Tonne Gewicht.“ Diese Bandbreite gebe spannende Einblicke in die Umweltbedingungen und das Zusammenleben verschiedener Arten, so Díez Díaz.

Die lokale Evolution war komplexer als gedacht.

Bislang wurde angenommen, dass Dinosaurier auf isolierten Inseln durch den begrenzten Lebensraum zur sogenannten Inselverzwergung neigten. Die Entdeckung von Uriash kadici, einer großgewachsenen Art, stellt diese Theorie nun infrage: „Die lokale Evolution war komplexer als gedacht und zeigt, dass nicht alle Arten ihre Größe reduzierten“, erläutert Zoltán Csiki-Sava von der Universität Bukarest.

Knochen von Petrustitan hungaricus
Knochen von Petrustitan hungaricus n. gen., rechte Elle MCDRD 149 (Individuum G) in A, posterior; B, lateral; C, distal (lateral nach oben); D, proximal (posterior nach oben); E, anterior; und F, medial. Maßstabsbalken: 100 mm. Bild: Díaz et al., 2025

Ein weiterer Aspekt der Studie ist die Verknüpfung europäischer Dinosaurier mit Verwandten in Afrika, Asien und Südamerika. Kurzfristige Landbrücken oder lange Schwimmstrecken könnten diese geographischen Verbindungen ermöglicht haben, sagt Paul Upchurch vom University College London. Kollege und Ko-Autor Philip Mannion fügt hinzu: „Einige dieser Dinosaurier waren Nachkommen früherer Faunen, während andere erst spät in die Region gelangten.“

Bedeutendere Rolle Europas

Trotz der neuen Erkenntnisse bleibt noch vieles unklar. „Neue Fundstellen liefern stetig neues Material, das uns hilft, die Vergangenheit besser zu verstehen“, sagt Díez Díaz. „Mit finanzieller Unterstützung durch Institutionen wie die Royal Society und die Jurassic Foundation können wir diesen spannenden Weg fortsetzen.“

Die Studie zeigt, dass Europas Fossilienfunde eine zunehmend bedeutende Rolle in der Erforschung der Kreidezeit spielen. Die Paläontologie steht hier womöglich vor einer Revolution.

Quellenhinweis:

Díaz, V. D., Mannion, P. D., Csiki-Sava, Z., & Upchurch, P. (2025): Revision of Romanian sauropod dinosaurs reveals high titanosaur diversity and body-size disparity on the latest Cretaceous Haţeg Island, with implications for titanosaurian biogeography. Journal of Systematic Palaeontology, 23(1).