Rhein im Hitzestress: Wassertemperatur könnte um 4,2 °C bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen
Seit den 1970er Jahren steigen die Wassertemperaturen des Rheins pro Jahrzehnt um durchschnittlich 0,4 °C an. Dieser Trend werde sich noch verschärfen, sagt nun eine neue Studie der Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Dem Rhein, einem der wichtigsten Flüsse Europas, stehen tiefgreifende Veränderungen bevor. Bereits heute sind die Folgen des Klimawandels spürbar. So lag etwa der Wasserstand des Rheins im Frühjahr 2025 deutlich unter dem langjährigen Mittel.
– Dr. Miriam Haritz, Präsidentin der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR)
Eine neue Studie der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und des niederländischen Instituts Deltares schlägt nun Alarm: Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte sich die mittlere Wassertemperatur des Rheins um bis zu 4,2 °C erhöhen.
Jahrzehnte der Erwärmung
Historische Messdaten zwischen 1978 und 2023 zeigen, dass die Wassertemperaturen des Rheins bereits seit Jahrzehnten steigen. Besonders im südlichen Abschnitt, von Basel bis südlich Karlsruhes, stiegen sie um durchschnittlich 0,4 °C pro Jahrzehnt an.
Die aktuellen Modellierungen stützen sich auf das CO₂-Hochemissionsszenario des Weltklimarats (IPCC) und reichen bis ins Jahr 2100. Demnach wird bis zur Mitte des Jahrhunderts ein Anstieg der jährlichen mittleren Wassertemperatur zwischen 1,1 und 1,8 Grad erwartet. Gegen Ende des Jahrhunderts könnten es im Vergleich zum Basiszeitraum 1990–2010 sogar 2,9 bis 4,2 Grad werden.
Besonders betroffen sind die südlichen Flussabschnitte zwischen der Schweiz und Karlsruhe. Im Rheinhauptstrom könnten sich die Tage mit Wassertemperaturen unter 10 °C von aktuell 170 auf nur noch 104 verringern. Gleichzeitig wird ein drastischer Anstieg heißer Tage prognostiziert: Die Zahl der Tage mit mehr als 21,5 °C wird sich mehr als verdreifachen – von 32 auf 106 pro Jahr. An fast 50 dieser Tage könnten sogar über 25 °C erreicht werden.
Bedrohung für Flora und Fauna
Der ökologische Druck wächst. „Die steigenden Wassertemperaturen beeinflussen die Lebensbedingungen im Rhein erheblich“, warnt Tanja Bergfeld-Wiedemann von der BfG.
Zusätzlich sinkt bei höheren Temperaturen der Sauerstoffgehalt im Wasser, was das Überleben vieler Arten weiter erschwert. Kaltwasserarten wie die Äsche könnten vielerorts verschwinden, derweilen wärmeres Wasser robuste Räuber wie den Wels begünstigt. Auch invasive Arten können sich in wärmerem Wasser besser ausbreiten.
Wirtschaftliche Nutzung in Gefahr
Neben den ökologischen hat die Erwärmung auch wirtschaftliche Folgen. Steigen die Temperaturen über bestimmte Schwellenwerte, kann die Wasserentnahme für Industrie und Landwirtschaft eingeschränkt werden, was die Konkurrenz um das immer knapper werdende Wasser weiter verschärfen könnte.
Die Wasserressourcen koordiniert und effizient zu nutzen, wird damit künftig zu einer zentralen Herausforderung werden.
Grenzen überwinden – gemeinsam handeln
Besonders war der länderübergreifende Ansatz der Studie: Erstmals wurden nationale Modelle aus der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden miteinander verknüpft.
– Pascal Boderie von Deltares
Die Ergebnisse fließen direkt in die Anpassungsstrategie der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) ein. Ziel ist es, trotz der zunehmenden Belastungen die ökologischen Funktionen des Rheins zu erhalten und zu stärken.
Die Erwärmung des Rheins ist nicht länger Prognose – sie ist längst Realität geworden. Die neuen Daten zeigen, dass ohne wirksame Gegenmaßnahmen massive ökologische und ökonomische Schäden drohen.