Plastikmüll im Meer hat viele Gründe – Forschende aus Norwegen führen die Verschmutzung auf soziale Werte zurück

Jedes Jahr werden mehrere Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane abgeladen. Schon längst ist die Verschmutzung ein internationales Problem und eine Bedrohung für das Ökosystem. Neben Mikroplastik ist auch Nanoplastik zu einem großen Problem geworden.

Die Plastikverschmutzung im Meer ist ein globales Problem

An vielen Orten finden Säuberungsaktionen statt, doch diese helfen dem Ökosystem nur sehr begrenzt.

Ist Plastikmüll ein soziales Problem?

Das interdisziplinäre Team aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Norwegian University of Science and Technology möchte den Ursachen der Plastikverschmutzung aus einer ganz anderen Perspektive begegnen.

Natalya Amirova ist PhD Kandidatin am Institut für Psychologie und sieht die Plastikverschmutzung erstmalig auch als ein soziales Problem der Gesellschaft.

„Plastikverschmutzung ist ein komplexes gesellschaftliches Problem. Deshalb suchen wir nach Möglichkeiten, das System nachhaltig zu verändern. Wir suchen Maßnahmen, die unsere Denkweise grundlegend verändern können, egal ob wir Produzenten, Politiker oder Verbraucher sind“, so Amirova.

Das Forscherteam hat insgesamt 52 Maßnahmen zum Meeresschutz und Müllvermeidung in Norwegen ausgewertet. Darunter fallen zum Beispiel Strand-Clean-up Aktionen, Entfernung von Mikroplastik, Informationskampagnen zur Mülltrennung sowie Recyclingmaßnahmen.

Ein neues Bewusstsein soll in der Gesellschaft entstehen

Blickt man aus der psychologischen Perspektive auf diese Maßnahmen können sie nicht bei allen Norwegern und Norwegerinnen ein neues Bewusstsein für weniger Plastikverbrauch erschaffen. Die Maßnahmen bewirken nur ein Umdenken bei Personen, die schon eine Offenheit für diese Themen besitzen. Andere Personen der Gesellschaft werden so nicht angesprochen.

Meeresschutz und Umweltschutz aus eigenem Interesse?

Die Forschung zielt darauf ab neue soziale Werte zu etablieren, die vermitteln, dass es um das Wohlergehen des Menschen und der Gemeinschaft geht.

Soziale Werte sollen die Gesellschaft zu Müllvermeidung anhalten


Dazu eignen sich vielmehr interaktive Formate, die beispielsweise von Kommunen oder Vereinen organisiert werden. Das Forscherteam hat ebenfalls die Wirkung von Social-Media erforscht und mitgedacht.

„Heute beeinflussen soziale Medien unser tägliches Verhalten. Das gilt auch für unsere Sichtweise auf das Meer. Eine Nachricht, die den Ozean als siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt beschreibt, vermittelt uns eine materialistische Sichtweise auf den Ozean. Aber beim Ozean geht es nicht nur um Geld, er trägt auch zu unserer körperlichen und geistigen Gesundheit bei. Mit dem Ozean sind soziale und ökologische Werte verbunden. Wenn wir Entscheidungen treffen, sollten wir dies berücksichtigen und den Ozean nicht nur als Ware betrachten.“, erläutert Natalya Amirova.

Der neue Forschungsansatz könnte nicht nur in Norwegen weiter diskutiert werden.

Eine internationale und gesellschaftliche Aufgabe wird es sein in Zukunft neue Werte zu etablieren und mit Plastik anders umzugehen, um den nachhaltigen Meeresschutz voranzutreiben.

Quellenhinweise

Eurek Alert. (2025). A new approach to cutting marine plastic pollution. News. Releases.

Amirova N., Riechers M., Richter, I.. (2025). Assessment of the transformative potential of interventions in addressing coastal and marine plastic pollution in Norway: A literature review. PLOS Sustainability and Transformation.