Mythos Sonnencreme? Sonnenschutz im Faktencheck: Stanford-Forscher enthüllen, was wirklich gegen UV-Strahlen schützt
Sonnenschutz ist ein Thema, das viele Menschen beschäftigt – gerade jetzt, wo die Temperaturen steigen und wir unsere Haut vermehrt der Sonne aussetzen. Doch der Schutz mit Sonnencreme ist in den letzten Jahren zunehmend umstritten.

Online kursieren viele Mythen und Fehlinformationen: Brauchen wir Sonnencreme wirklich jeden Tag? Sind die chemischen Inhaltsstoffe gefährlich?
Wie hoch sollte der Lichtschutzfaktor (SPF) sein? Und was steckt eigentlich hinter Begriffen wie „mineralisch“ oder „reef-safe“?
Um Klarheit zu schaffen, haben Experten der Stanford University Medizin diese Fragen genau untersucht.
Warum brauchen wir Sonnencreme?
Die Sonne liefert lebenswichtige Energie für unseren Planeten und den Menschen.
UVB-Strahlen schädigen direkt die DNA der Hautzellen und können Hautkrebs auslösen.
UVA-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein, führen zu Entzündungen, oxidativem Stress und begünstigen Faltenbildung sowie ungleichmäßige Hauttönung.
Sonnencreme: Chemisch oder mineralisch?
Moderne Sonnenschutzprodukte enthalten zwei Arten von Wirkstoffen:
- Chemische Filter: Sie absorbieren UV-Strahlen und wandeln sie in ungefährliche Wärme um. Chemische Filter wie Avobenzon und Octocrylen bieten meist einen breiteren Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlen.
- Mineralische Filter: Sie reflektieren und streuen die UV-Strahlung. Mineralische Filter, beispielsweise Titandioxid, verursachen seltener Hautreizungen, blockieren jedoch hauptsächlich UVB-Strahlen.
Beide Filtertypen haben Vor- und Nachteile. Mineralische Cremes sind besonders für empfindliche Haut geeignet, während chemische Filter oft leichter und angenehmer aufzutragen sind.
Besserer Schutz in Europa?
In Europa sind moderne UV-Filter wie Tinosorb oder Mexoryl längst Standard – in den USA hingegen noch nicht zugelassen. Grund ist die strenge Einstufung von Sonnencremes als Arzneimittel, was neue Wirkstoffe ausbremst.
Laut Stanford-Dermatologin Dr. Susan Swetter bieten viele europäische Produkte dadurch besseren Schutz, insbesondere gegen langwellige UVA-Strahlen.
Was sagt die Wissenschaft?
Eine kontrollierte Studie aus Australien zeigte, dass tägliches Eincremen die Melanomrate um 50 % reduzierte, während eine norwegische Studie eine Risikominderung von 30 % bei Verwendung von SPF 15 fand.
Dr. Joyce Teng, Professorin für pädiatrische Dermatologie, empfiehlt: „Wir raten, wann immer möglich Sonnencreme zu verwenden – in Kalifornien bedeutet das die meisten Monate des Jahres – und zusätzlich durch Kleidung, Hüte und Sonnenbrillen Schutz zu suchen.“
Die richtige Anwendung zählt
Der Schutz wirkt nur, wenn Sonnencreme korrekt aufgetragen wird. Teng vergleicht dies mit dem Unterschied zwischen einem feinen Sprühnebel und dem dicken Auftragen mit einer Farbrolle.
Viele Menschen tragen zu wenig auf, weshalb empfohlen wird, einen höheren SPF zu wählen, um sicherzugehen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass SPF-Werte nicht linear sind: SPF 15 blockiert etwa 93 % der UVB-Strahlen, SPF 30 ca. 97 % und SPF 50 etwa 98 %.
What does the science say about sunscreen? In recent years, the message about sun protection has gotten a little hazy. So we asked Stanford Medicine dermatologists to break down what the science really says about sunscreen. https://t.co/nBRJrhiE6F
— Stanford Medicine (@StanfordMed) June 25, 2025
Sicherheit und Nebenwirkungen
Die Befürchtung, Sonnencremes könnten Hormone stören, beruht vor allem auf Tierversuchen und ist beim Menschen wissenschaftlich nicht belegt. Allerdings können einige Inhaltsstoffe Hautreizungen oder allergische Reaktionen verursachen.
Teng empfiehlt in solchen Fällen mineralische, parfüm- und zusatzstofffreie Produkte.
Viele sorgen sich auch, dass Sonnencreme die Vitamin-D-Synthese blockiert.
Zudem lässt sich Vitamin D problemlos über Nahrung oder Supplemente aufnehmen.
Quelle
Williams, Sarah. „What does science say about sunscreen? Stanford Medicine experts apply the facts.“ Stanford Medicine News Center, 23. Juni 2025.
Stanford University. „What the science says about sunscreen.“ Stanford Report, 23. Juni 2025.