Konferenz beschäftigt sich mit der Zukunft nach 1,5° Erderwärmung
Im Jahr 2024 hat die globale Erderwärmung erstmals die 1,5-Grad-Marke überschritten und damit das Pariser Klimaziel "gerissen". Über die Veränderung für den Planeten und die Auswirkungen für Mensch und Natur haben Wissenschaftler aus aller Welt im österreichischen Laxenburg beraten.

Sowohl die Entwicklung der Oberflächentemperatur der Erde als auch die Auswirkungen bei weiter ansteigenden Temperaturen sind mit vielen Fragezeichen versehen. Fest steht nur, dass uns allen mehr oder weniger große Veränderungen bevorstehen. Wie drastisch diese sein werden, wurde an drei Tagen intensiv diskutiert.
Im niederösterreichischen Laxenburg südlich von Wien traf sich vom 30.September bis 2. Oktober das „Who is Who“ der internationalen Klimaforschung im Rahmen der so genannten Climate Overshoot Conference (Klima-Überschreitungs-Konferenz).
Annahme: die Erwärmung geht über 1,5 Grad hinaus
Im Rahmen von verschiedenen Workshops und Präsentationsmodulen wurde zwischen den Teilnehmenden diskutiert, was es bedeuten könnte, wenn sich die Erde um mehr als 1,5 Grad erwärmt. In vielen Regionen der Erde sind die Folgen der Klimaveränderungen bereits sehr deutlich.
So mahnte bei der Eröffnung der verantwortliche Minister für Anpassungmaßnahmen gegen den Klimawandel aus Vanuatu, einem Inselstaat im Südpazifik, Ralph Regenvanu, vor dem Untergang seines Landes.
so Regenvanu.
Wasser im Fokus
Viele der diskutierten Szenarien hatten das Thema Wasser im Fokus. In vielen Teilen der Erde ist akuter Wassermangel bereits eines der Hauptprobleme.
Auch großräumige Migrationsbewegungen finden bereits statt, wie der simbabwische Konferenzteilnehmer Malu Moronzi für sein Land berichtete. In kontinentalen Ländern wie Simbabwe führe Wasserknappheit bereits zu sehr intensiver und großräumiger Migration.
Die südafrikanische Klimatologin Debra Roberts von der KwaZulu-Natal-Universität berichtete, dass in der Großstadt Kapstadt das Wasser schon ausgegangen sei. Zwar würden Vorbereitungen getroffen, um die Situation präventiv zu lösen. Solche Maßnahme seien allerdings wieder bedroht, wenn die Temperaturen dauerhaft über 1,5 Grad steigen.
sagte sie bei ihrer Präsentation am 1. Oktober.
Erderwärmung hat den Zielkorridor verlassen
Die war die weltweit erste KonferenzClimate Overshoot Conference, die sich ausschließlich mit den Szenarien beschäftigt, wie auf der einen Seite die Erderwärmung gebremst werden kann, gleichzeitig aber ein Weg gefunden wird, um mit den unmittelbaren Folgen zu leben.
Während der drei Tage diskutierten 180 Wissenschaftlerinnen und Aktivisten aus der ganzen Welt über die verschiedenen thematisch vorgestellten „Overshoot“-Szenarien. Ich habe das Programm der Konferenz am Ende des Artikels verlinkt, so dass die einzelnen Vortragsmodule direkt abrufbar sind.
Ausrichter der Konferenz war das Internationale Institut für Systemanalyse (IIASA). Den Link zum IIASA finden Sie Falls am Ende des Artikels.
Klimakonferenz zu Folgen der Erderwärmung
Nachdem die Anzahl der Zweifler am menschengemachten Klimawandel zunimmt, speziell seit Antritt der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA, rückt neben den Methoden zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen der direkte Umgang mit den Folgen der Erderwärmung in den Fokus der Wissenschaft.
Es hat den Anschein, dass hinter diesem Umdenken nicht nur die Enttäuschung der Wissenschaft und der Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) zum Verhalten der Politik steckt, sondern auch Verzweiflung, um zumindest die Folgen der fortschreitenden Erderwärmung für die Menschheit zu diskutieren und Lösungen für deren Abmilderung zu erarbeiten.
Der Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, Jim Skea, erklärte die Richtungsänderung mit folgenden Worten:
Allerdings, betonte Skea, dass die Anstrengungen der Welt, um das Klima zu retten, nicht in den Hintergrund treten dürften.
Auch diese Botschaft drückt die Enttäuschung und Verzweiflung der Klimawissenschaft mit den aktuellen politischen Entwicklungen in der Welt zum Thema Klimawandel aus.
Schellnhuber: „Nicht in Fatalismus verfallen“
Der IIASA-Direktor und Gastgeber der Konferenz, Hans-Joachim Schellnhuber, nahm die Forderung von Jim Skea direkt auf:
Es gehe weiterhin in erster Linie darum, die globale Temperaturkurve wieder nach unten zu biegen.
Sowohl Skea als auch Schellnhuber betonten, dass dies nur gelingen könne, wenn neben den Emissionen als Hauptursache auch der CO2-Haushalt in der Atmosphäre stärker ins Visier genommen werde. Dazu Schellnhuber:
Wenn das in Bäumen gebundene CO2 beispielsweise verstärkt im Bauwesen verwendet wird, könne das schädliche Klimagas über Jahrzehnte, womöglich über Jahrhunderte, der Atmosphäre entzogen bleiben.
Abkühlung erst Ende des Jahrhunderts
Der Weltklimarat (IPCC) geht davon aus, dass sich die Erde langfristig bestenfalls durch CO2-Entzug abkühlen könnte.
sagte Skea dazu.
In der Zwischenzeit stünden jedoch in jedem Land der Erde massive Veränderungen bevor, wie Schellnhuber ergänzte.
Starkregen zählt der Klimaforscher für den mittel- und südeuropäischen Raum zu den größten Risiken, da sich mit jedem Grad Erwärmung der Wasserkreislauf um sieben Prozent verstärke.
Und genau dieser Effekt spiegelt die Starkregenereignisse der letzten Jahre in Mitttel- und Südeuropa wider. Die mit Abstand wichtigste Maßnahme, um die sich Städte und Gemeinden kümmern könnten, sei deshalb, die Böden zu entsiegeln, damit das Wasser versickern könne.
Ich arbeite derzeit noch an den Auswertungen der einzelnen Vortragsmodule der Konferenz und werde gegebenenfalls noch einen weitere Nachbericht zur Climate Overshoot Conference verfassen.