Harvard analysiert die Debatte über Handys im Unterricht: Was die Daten wirklich aussagen

Eine neue nationale Studie zeigt, dass Handyverbote an US-Schulen stark variieren: Grundschulen sind strikt, High Schools lockerer, und soziale Faktoren wie das Wohlstandsniveau der Viertel beeinflussen die Regeln erheblich.

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Hinweis auf Handyverbot in US-Schule: Vorschriften unterscheiden sich je nach Alter und Umfeld der Schüler.

In den Vereinigten Staaten entscheiden fast alle öffentlichen Schulen über den Umgang mit Handys im Unterricht. Ein kurzer Blick auf die Richtlinien zeigt jedoch ein überraschend heterogenes Bild: Handynutzung in Schulen: Alles andere als einheitlich!

Während Grundschulen strenge Verbote praktizieren, sind Mittelschulen und High Schools oft deutlich lockerer. Die Variationen werfen Fragen auf, warum die Schulen solche Unterschiede zulassen und welche Faktoren die Regeln prägen.

Erste nationale Erhebung liefert Daten

Eine aktuelle Studie von Jonathan Cantor und Kollegen, veröffentlicht im JAMA Health Forum, liefert erstmals nationale Zahlen über Handynutzungsvorschriften.

Für die Untersuchung wurden 985 Schulleitungen aus allen Bundesstaaten befragt, von der Grundschule bis zur zwölften Klasse. Die Forscher kategorisierten die Regeln von streng bis locker: vom vollständigen Handyverbot über eingeschränkte Nutzung außerhalb des Unterrichts bis hin zu freier Nutzung im Klassenzimmer nach Lehrerentscheidung.

Strenge Verbote in Grundschulen, Lockerung in höheren Klassen

Die Ergebnisse zeigen klare Unterschiede nach Schulstufe.

  • Grundschulen verbieten Handys häufig oder erlauben sie nur außerhalb des Unterrichts.
  • In Mittelschulen ist die Nutzung außerhalb des Unterrichts oft erlaubt,
  • während High Schools den Schülern am meisten Freiheit lassen, teilweise sogar im Unterricht.

Statistische Analysen bestätigen: Je älter die Schüler, desto weniger strikt sind die Vorschriften.

Sozioökonomische Unterschiede beeinflussen Regeln

Neben dem Alter spielen auch die sozialen Bedingungen eine Rolle. Schulen in wohlhabenderen Vierteln neigen zu lockereren Regeln als solche in Gegenden mit höherer Armut. Die Studie zeigt, dass der Umgang mit Handys nicht nur pädagogische Entscheidungen widerspiegelt, sondern auch eng mit sozialen Rahmenbedingungen verknüpft ist.

Mögliche Gründe für die Lockerung in höheren Klassen

Die Forscher vermuten mehrere Gründe:

Ältere Schüler benötigen Handys möglicherweise für die Kommunikation und Organisation ihres Alltags.

Gleichzeitig steigt in dieser Altersgruppe das Risiko für psychische Belastungen wie Depressionen, wodurch eine Balance zwischen Aufsicht und Freiheit gesucht wird.

Die Studienautoren betonen, dass die genauen Ursachen noch erforscht werden müssen.

Einschränkungen der Studie

Die Untersuchung hat ihre Grenzen. Sie erfasst nur öffentliche Schulen und liefert keine Daten über die Durchsetzung der Regeln oder deren Wirkung auf Leistung und psychisches Wohlbefinden. Auch andere digitale Geräte wie Smartwatches wurden nicht berücksichtigt. Trotzdem bietet die Studie erstmals einen Überblick über die Struktur der Handynutzungspolitik an Schulen in den USA.

Ausblick: Weitere Forschung notwendig

Die Studie legt den Grundstein für zukünftige Analysen, etwa zu den Effekten von Handyverboten auf Lernleistung, soziale Interaktion und psychische Gesundheit von Jugendlichen. Sie zeigt: Was auf den ersten Blick wie eine einfache Regelung wirkt, hängt von Alter, Schulstufe und sozialem Umfeld ab – und kann weitreichende Folgen für Schüler haben.

Quelle

Cantor J, McBain RK, Kofner A, et al. Cell Phone Bans in a National Sample of US Public School Principals. JAMA Health Forum. 2025;6(10):e254229.