Experte sicher: "Jahrhundertwinter wird immer wahrscheinlicher" – doch völlig anders, als ihn sich viele vorstellen

Ein Jahrhundertwinter muss nicht eisig sein. Warum ausgerechnet ein extrem warmer Dezember 2025 zum historischen Wetterereignis werden könnte – und wieso viele dieses Szenario unterschätzen.

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Der Dezember 2025 ist auf bestem Weg rekordwarm auszufallen oder zumindest in den Top 5 der wärmsten Winter seit 1881 zu landen.

Der Begriff Jahrhundertwinter ruft sofort Bilder von Schneechaos, Eiseskälte und Winterstürmen hervor. Doch genau hier liegt eine weitverbreitete Fehlannahme. Meteorologisch beschreibt ein Jahrhundertwinter jede extreme Abweichung, also auch ungewöhnliche Wärme. Wetterexperte Johannes Habermehl betont, dass viele Menschen viel zu sehr auf Kälte fixiert sind.

Ein extrem warmer Winter sei statistisch genauso bemerkenswert und könne sogar stärkere Auswirkungen auf Energieverbrauch, Vegetation und Klimabilanzen haben als eine kurze, aber heftige Kältephase. Die kulturelle Prägung vom „Winter als Kältezeit“ lässt warme Extreme jedoch oft unspektakulär wirken – obwohl sie wissenschaftlich hochrelevant sind.

Prognosen sprechen klar für außergewöhnliche Wärme

Aktuelle Langfristmodelle zeichnen ein erstaunlich klares Bild: Der Dezember 2025 könnte einer der wärmsten seit Messbeginn 1881 werden. Das US-Modell NOAA rechnet mit +2 bis +3 Grad über dem langjährigen Mittel. Solche Anomalien treten nur auf, wenn großräumige atmosphärische Muster perfekt zusammenspielen – beispielsweise ein starker Westwindjet, der ununterbrochen milde Atlantikluft nach Mitteleuropa transportiert. Das macht die Wahrscheinlichkeit eines „warmen Jahrhundertwinters“ aus Expertensicht höher als die eines eisigen.

Warum warme Extreme kaum wahrgenommen werden

Während Kälteereignisse sofort Emotionen auslösen, wirken Wärmeextreme im Winter unscheinbarer. Kein Schnee, keine Glätte, kein Chaos. Doch genau das täuscht. Rekordwärme verschiebt langfristige Klimatrends, beeinflusst Ökosysteme und verändert typische Jahreszeitenabläufe. Dennoch bleibt in vielen Köpfen das Bild vom „Winterwunder“ aus Frost und Schnee. Ein extrem warmer Winter widerspricht diesem tief verankerten Ideal – und wird deshalb unterschätzt, obwohl er meteorologisch ein Jahrhundertereignis sein kann.

Das kalte November-Wochenende als Ausnahme

Das kurze Kältewochenende im November 2025 sorgte kurzfristig für Wintergefühle. Doch aus heutiger Sicht könnte es sich als einzige echte Winterepisode der gesamten Saison entpuppen. Die Modelle zeigen kaum Signale, dass sich eine solche Lage in absehbarer Zeit wiederholt. Stattdessen dominiert ein Muster, das Kaltluft konsequent auf Distanz hält. Genau deshalb sagen Experten: Wenn man später vom Winter 2025/26 spricht, könnte man meinen, er habe an einem einzigen Wochenende stattgefunden.

Warum nachhaltige Kälte kaum Chancen hat

Die großräumigen Strukturen sprechen deutlich gegen einen klassischen Winterverlauf. Ein stabiler Polarwirbel, starke Westströmung und anhaltender Atlantikeinfluss verhindern das Eindringen arktischer Luftmassen. Selbst kurze Kältephasen würden rasch wieder verdrängt. Diese Dynamik erhöht die Wahrscheinlichkeit eines extrem milden Winters, der statistisch und klimatisch herausragt – und damit die Definition eines Jahrhundertwinters voll erfüllt.

Ein Winter, der Geschichte schreiben könnte

Sollten sich die Prognosen bestätigen, erleben wir keinen Winter voller Frostnächte, sondern einen, der durch Wärmeextreme überrascht. Für Experten ist klar: Ein Jahrhundertwinter wird immer wahrscheinlicher – nur eben nicht im traditionellen Sinn. Statt Schneerekorden könnten diesmal Temperaturrekorde in die Chroniken eingehen und den Winter 2025/26 zu einem Ereignis machen, das lange nachwirkt.